Das blaue Feuer - Roman
den gesamten Liegeplatz rebellisch gemacht.«
Danello.
»Ach ja.« Fjeso lachte und schüttelte den Kopf, als könne er sich nie und nimmer vorstellen, für einen anderen Menschen den Hals zu riskieren. »Resik hat eine Minute zugehört und dann gegrinst.«
»Ja, da ist mir die Idee gekommen.« Der Junge, Resik, nehme ich an, zwinkerte ihm zu und tippte sich an die Schläfe. »Wir lassen sie die riskante Arbeit machen, und wenn sie das geschafft haben, fischen wir dich ihnen direkt unter der Nase weg.«
Diese Kerle sahen zu, wie Soldaten Häuser in Brand steckten, und nahmen das als Vorwand, um alles zu stehlen, was noch übrig war. Meine Aussichten auf Flucht waren gering. Ich hatte nur wenig Schmerzen zur Verwendung und mit gebundenen Händen konnte ich ihnen kaum wegrennen. Ich war ja auch nicht sicher, ob die anderen entkommen waren. Vielleicht hatte Vyand alle gefangen genommen.
»Was wollt ihr mit mir machen?«, fragte ich.
»Töten«, erklärte der Onkel völlig ungerührt.
»Köpfe dienen als Beweis, richtig?«, fügte Fjeso hinzu. »Wir haben irgendwo eine Kiste. Köpfe machen eine furchtbare Sauerei.«
Mein Magen drohte, gleich eine Sauerei zu machen. »Das müsst ihr doch nicht tun.«
»Hast du fünftausend Oppa? Dann lassen wir dich laufen.«
»Wartet! Auf den Steckbriefen steht nicht, dass sie mich tot haben wollen.« Sie machten eine Pause. »Der Herzog will mich lebendig haben. Bringt mich um, dann bekommt ihr gar nichts.«
Fjeso runzelte die Stirn. »Niemand will Verbrecher lebendig haben.«
»Der Herzog schon. Er braucht mich.« Wofür wusste ich nicht genau, und ich hoffte, sie würden nicht fragen. Zum Glück hatte ich nicht den Eindruck, dass sie die intelligentesten Fische im Teich waren. Ich wollte auch nicht dem Herzog übergeben werden, aber das war immer noch besser, als den Kopf abgeschlagen zu bekommen. Es ist schwierig, sich ohne Kopf einen Fluchtplan auszudenken.
»Das glaube ich nicht.« Fjeso hob eine Axt vom Tisch auf, die ich noch nicht gesehen hatte.
Bitte, heilige Saea, nein!
Resik hob die Hand. »Warte! Was ist, wenn sie recht hat?«
»Ein Kopf lässt sich aber viel leichter nach Baseer tragen«, meinte Fjeso mürrisch.
»Nicht, wenn er uns nichts einbringt.« Der Onkel starrte Resik an, als könne er die Zukunft auf dem Muster der Sommersprossen lesen. Nach einer Minute ging er zum Tisch und setzte sich neben Fjeso. »Es wird mühsamer, sie dorthin zu bringen, aber was der Junge sagt, klingt vernünftig. Auf den Steckbriefen steht nichts von töten, und normalerweise schreiben sie das drauf. Die Kutsche ist groß genug, um sie zu fahren.«
»Aber nicht groß genug, um sie zu verstecken.«
»Resik«, sagte der Onkel und winkte ihn zu sich. »Hol die Truhe von der Kutsche. Sie müsste reinpassen.«
»Wäre es nicht einfacher, wenn ihr mich zu Fuß gehen lasst?«, fragte ich.
»Nicht, wenn du wegrennst.«
»Und wenn ich verspreche, das nicht zu tun?«
»Köpfe reden nicht so viel«, sagte Fjeso zu seinem Onkel.
Ich schwieg.
Resik lachte.
»Hol die Truhe, damit wir abhauen können.«
Das war gar nicht gut. Ich sah mich unauffällig im Raum um und hoffte, irgendetwas würde mich zum perfekten Fluchtplan inspirieren. Ein Tisch, zwei Schlägertypen, drei Stühle, vier Bettrollen. Keine Fenster. Nur eine Tür. Der Onkel hatte bewiesen, dass er mich wie in einem Schraubstock festhalten konnte, und Fjeso war größer und breiter und hatte so viele Narben, dass es ihm offensichtlich nichts ausmachte, in einem Kampf ein bisschen Blut zu vergießen.
Der Onkel kümmerte sich nicht um mich. Er studierte mit gesenktem Kopf Papiere, die auf dem Tisch ausgebreitet waren. Ein flüchtiger Blick verriet mir, dass es Landkarten waren. Fjeso beobachtete mich mit ausdrucksloser Miene die ganze Zeit über.
Fjeso gluckste plötzlich. Wenn Krokodile lachen könnten, würde es genauso klingen. »Sie ist ein schlaues Luder. Seht sie euch an - sie plant die Flucht.«
»Stimmt überhaupt nicht«, protestierte ich.
»O doch! Ich hab gesehen, wie die hübschen braunen Augen alles angesehen haben.«
»Wir können ihr ja eine Augenbinde umlegen«, meinte der Onkel, ohne von den Karten aufzuschauen.
Fjeso stand auf und ging zu den Bettrollen. »Und knebeln. Zehn Oppa, dass sie sonst den ganzen Weg zur Herberge brüllt, wenn wir das nicht machen.«
Der Onkel nickte. »Ja, prima.«
Fjeso holte ein paar Stoffstreifen aus einem Bündel und kam zu mir. Ich hatte keine Ahnung, wofür die
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