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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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es schwieriger, hatten wir wohl kaum eine Chance.
    »Ach ja«, meinte er und deutete auf meine Handgelenke. »Ich habe dich verhaftet, und du bist nicht einmal gefesselt.«
    Hmmmm. »Ich könnte die Hände so halten.« Ich ballte die Fäuste und presste meine Handgelenke zusammen.
    Er seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Warte!« Ich schaute zu den Seilen, die von den Galgen hingen. »Hast du ein Messer?«
    Er holte es heraus und reichte es mir.
    Ich rannte los. Ich bekam eine Gänsehaut, als ich die Stufen zu den Galgen hinauflief. Ich bemühte mich, mir nicht vorzustellen, wie Aylin und Danello da baumelten, während die Baseeri jubelten, aber das Bild ging mir nicht aus dem Kopf. Ich schnitt eine Schlinge ab und rannte zurück. »Das funktioniert.«
    »Ja, ich nehme an, das geht.« Aber er klang nicht glücklich. Er legte das Seil um meine Handgelenke und verknüpfte es durch einen Knoten, den er mit einem Ruck auflösen konnte. »Bist du sicher, dass du das machen willst?«
    »Jetzt verhafte mich schon.«
    Er packte meinen Oberarm und zog mich zum Eingang des Gefängnisses. Ich stolperte neben ihm dahin, etwas aus dem Gleichgewicht, weil er meinen Arm so hoch hielt. So realistisch musste er es auch nicht machen.
    Wir betraten das Gefängnis. Helle Lampen erleuchteten den Raum. Ich zwinkerte, bis sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten. Inzwischen waren vier Wachen auf den Beinen und starrten uns an. Ich nehme an, die hellen Lampen waren nicht nur deshalb angebracht, weil sie die Dunkelheit nicht mochten.
    »Noch eine für die Lager. Hab ich den Abtransport verpasst?«, sagte Jeatar, als sagte er das jede Woche. Er schenkte den Männern mit den Händen an den Schwertern keine Beachtung, auch nicht den gefährlichen Blicken, mit denen sie uns musterten.
    Ich schaute mich im Gefängnis um und bemühte mich, wie das verängstigte Mädchen zu wirken, das nach einer Fluchtmöglichkeit suchte. Eine lange Theke trennte den vorderen Teil des Raumes ab. An einem Ende war eine hüfthohe Schranke. In der Mitte stand ein Käfig vor einer schweren Tür, die wahrscheinlich in den Zellentrakt führte. Wir brauchten für beide Türen Schlüssel.
    »Identifiziere dich!«, sagte einer der Wächter. Aufgrund der Rangabzeichen auf dem Kragen ein Unteroffizier.
    »Geheim, Ostviertel. Kann ich die einfach bei euch lassen? Ich bin mit Freunden im Alehaus verabredet und schon spät dran.«
    Ich staunte über Jeatar. Ich hätte es nie geschafft, so locker zu lügen.
    Der Unteroffizier verzog das Gesicht, die anderen schnaubten. »Ich weiß nicht, wie sie das im Ostviertel machen, aber hier beenden wir die Arbeit, die uns zugeteilt worden ist. Yosel, führ ihn nach hinten.«
    »Glaub ja nicht, dass ich dir später ein Ale spendiere«, murmelte Jeatar, als Yosel hinüberging und die Tür im Käfig aufschloss. Mir fiel der Pynviumstab auf, der an seinem Gürtel hing, als er vorbeiging. Auch die anderen drei Wachen hatten Stäbe.
    Yosel wich beiseite und ließ uns eintreten. Dann folgte er uns und verschloss die Tür hinter sich. Ich blickte verstohlen zu Jeatar. Obwohl er nicht zurückschaute oder auch nur zuckte, war ich ziemlich sicher, dass er wusste, was ich meinte. Wir brauchten den Schlüssel, um wieder hinauszugelangen. Und dem Unteroffizier Mach-alles-selbst würde bestimmt auffallen, wenn wir ohne Yosel herauskämen.
    Dann schwang die schwere innere Tür auf und wir betraten das eigentliche Gefängnis. Gestank und Hitze schlugen uns entgegen. Ich rümpfte die Nase. Wir gingen in einen engen Vorraum mit Ziegelmauern an beiden Seiten, der vorne noch ein vergittertes Tor aufwies.
    »Zelle fünf ist leer«, sagte Yosel und verschloss die schwere Tür wieder. Soweit ich sehen konnte, war der Zellentrakt T-förmig, mit dem Eingang in der Mitte. »Die ist rechts.« Er öffnete die letzte Tür und marschierte den Gang hinunter. Zu beiden Seiten lagen Zellen, vielleicht sieben oder acht Fuß im Quadrat. Gerade genug für zwei schmale Feldbetten.
    Ich zählte, während wir gingen. Zwölf Zellen lang, sechs auf beiden Seiten der Tür. Die meisten waren besetzt. Mein Magen verkrampfte sich, als wir uns dem Ende der rechten Seite näherten. Dort waren Danello und Aylin! Aber ...
    »O nein!«
    Jeatar schaute hinunter, Yosel nicht. Halima war auch da. Und Barnikoff und ein Dutzend weiterer Menschen aus Geveg. Sie starrten mich mit traurigen, hoffnungslosen Augen an. Vyand hatte offenbar alle gefangen, die versucht hatten, uns zu

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