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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und der Wächter knallten gegen die Wand zu meiner Rechten. Drei Gefangene, die ich nicht kannte, liefen vorbei und durch die Tür hinaus. Drei Männer aus Geveg stürzten sich auf den letzten Wächter. Innerhalb von Sekunden hatten sie ihn überwältigt.
    »Alle raus!«, rief ich und stand auf. »Einer ist entkommen, und ich wette, er rennt direkt in die Wachstation nebenan.«
    Wir liefen alle durch die Tür und wandten uns nach links, fort von der Wachstation und eine stille Straße hinunter. Jeatar überholte mich und setzte sich an die Spitze. Er hob den Arm und forderte die Gruppe auf, in eine Seitenstraße abzubiegen.
    Schrilles Klingeln. Hinter uns wurde die Nacht hell, als Männer mit Fackeln aus der Station stürmten.
    Halima stolperte und fiel. Ihr kläglicher Schrei hallte in der Nacht. Danello hob sie auf und lief mit ihr weiter. Wir bogen um Ecken von Gebäuden, die alle gleich aussahen, rannten über Plazas mit Brunnen, stiegen über niedrige Mauern und drängten uns in eine enge, kleine Gasse.
    »Alle hier herein.« Jeatar hielt ein Holztor offen. Ein Zaum umsäumte einen Hof mit Steinbänken und einem kleinen Teich. Ich drängte mit dem Rest hinein und ließ mich auf eine Bank sinken.
    »Verfolgen sie uns immer noch?«, fragte Barnikoff keuchend.
    »Ich glaube, wir haben sie abgehängt, aber gehen wir auf Nummer sicher.« Jeatar schloss die Tür ab und legte einen Finger vor die Lippen.
    Ich hörte die Klingeln nicht mehr, aber ich hatte keine Ahnung, ob sie aufgehört hatten zu schrillen oder ob wir zu weit entfernt waren, um sie zu hören. Ich hörte nur das verängstigte schnelle Atmen der Menschen um mich.
    Nach ein paar Minuten öffnete Jeatar die Tür und spähte hinaus.
    »Ich glaube, die Luft ist rein«, sagte er leise. »Wir müssen nicht weit gehen, aber wir müssen ganz still sein.«
    Danello nahm meine Hand, Halima seine andere. Tränen glänzten auf ihren Wangen, aber sie gab keinen Laut von sich. Acht Jahre alt und schon wusste sie, wie man Baseerisoldaten entging. Tali hatte das immer noch nicht gelernt. Tali.
    Einen Moment lang schloss ich die Augen. Sie war irgendwo da draußen und hoffte, ich würde sie herausholen. Es tut mir ja so leid, Tali. Bald würde ich kommen, ganz gleich, was ich tun müsste.
    Jeatar führte uns eine Straße hinunter, die von Villen hinter kunstvollen Zäunen gesäumt war, an denen sich Geißblatt emporrankte. In den Fenstern schien sanftes Licht. Die Villen waren größer als die, in der Tali und ich aufgewachsen waren, und gleich mehrere Terrassen der Aristokraten in Geveg würden hier in einen einzigen Garten passen.
    Zu meiner großen Überraschung blieb Jeatar vor einem Tor stehen und holte einen Schlüssel aus der Tasche. Lautlos schwang das Tor auf.
    »Schnell!«, flüsterte er und bedeutete uns hineinzugehen.
    In eine aristokratische Villa hinein? Mit Sicherheit gehörte sie nicht Jeatar, aber welcher reiche Baseeri würde ein Dutzend entlaufener Gefangener in seinem Heim willkommen heißen?
    Ich schaute Aylin an, deren verblüffter Ausdruck mir verriet, dass sie dasselbe dachte.
    Perfekte Blumenrabatten neben Steinstufen, welche verschlungene Tierplastiken darstellten. Fische, Vögel, Schmetterlinge. Ich zuckte unwillkürlich jedes Mal zusammen, wenn einer vom Weg abkam und eine Pflanze zertrampelte.
    Wir vermieden die Front der Villa mit ihrer Teaktür aus Verlatta, in die ähnliche Motive wie bei den Steinstufen geschnitzt waren, und gingen nach rechts. Die Tür, vor der wir stehen blieben, war nicht so elegant. Schlichtes Holz, keine Schnitzereien. Jeatar schloss diese Tür auf und öffnete sie.
    »Bleibt in der Küche«, sagte er.
    Wir marschierten im Gänsemarsch hinein. Jeatar packte mich am Arm, als ich die Tür erreichte. »Nur ein paar von uns haben vorher mit Neeme gesprochen«, sagte er leise. »Ich habe sie überredet, es erst einmal geheim zu halten, dass du schiften kannst. Aber ich weiß nicht, wie lang sie dichthalten.«
    Ich trat beiseite und ließ die anderen vorbeigehen. »Wo sind wir?«
    »Wirst du schon sehen.«
    »Jeatar ...«
    »Noch fünf Minuten. Lass es mich allen erklären.«
    »Uns was werden sie tun, wenn sie das über mich herausfinden?«
    »Keine Ahnung. Einigen wird es egal sein, anderen nicht.«
    »Scheißköpfe sind hier nicht allzu beliebt, was?«
    Seine Augen wurden vor Überraschung, dass ich diesen Ausdruck kannte, groß. »Nicht seit der Herzog sie benutzt, um seine Feinde einzufangen. Wir können diesen Leuten

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