Das blaue Feuer - Roman
mich an, als wäre sie nicht sicher, was sie von mir halten sollte. »Es geht darum, zu tun, was richtig ist.«
Ich lachte und sank auf den nächsten Stuhl. Das schien sie noch mehr zu verwirren. »Das Rechte zu tun, ist nie leicht. Glaube mir, ich weiß es. Du glaubst, du hast recht, aber du verlierst den Überblick über das, was du die ganze Zeit tun wolltest, und dann gibt es Blut, Schreie und Tod. Etwas Böses zu tun, um ein gutes Ende zu erzielen, zersetzt das Gute.«
»Das verstehst du, wenn du älter bist.«
»Es sei denn, du zettelst einen Krieg an. Denn dann werde ich nicht älter.«
Sie wurde zornig. »Du hast selbst viel mehr getan, das zu erreichen.«
»Siekte, das reicht«, sagte Jeatar. »Was geschehen ist, ist geschehen, und jetzt müssen wir entsprechend handeln, ob uns das passt oder nicht. Schauen wir mal, ob wir das nicht in unseren Vorteil verwandeln können. Danello hat recht, dass der Herzog abgelenkt ist. Das müssen wir ausnützen. Benachrichtigt unsere Leute, macht sie einsatzbereit und überzeugt auch diejenigen, die noch nicht sicher sind. Nehmt Kontakt zu den Mitgliedern des Hohen Gerichts auf. Sagt ihnen, was geschehen ist, was der Herzog getan hat. Heilige, nehmt einen dieser Schmerzlöser mit, wenn es nötig ist.«
»Du kannst nicht einfach über uns verfügen«, erklärte Sorg. »Wir sind keine Gefangenen mehr.«
»Fein, dann frage die Löser höflich, ob sie willens sind zu helfen. Wenn nicht, erzählst du ihre Geschichte trotzdem.«
»Mach, was er sagt, Siekte«, sagte Onderaan ruhig. »Sammle unsere Leute. Bereite sie für das, was kommt, vor. Vielleicht wird ja etwas Gutes daraus.«
Sie zögerte und schaute Jeatar an, aber dann schüttelte sie den Kopf. »Nichts Gutes entsteht aus dieser Sauerei. Du hast uns im Stich gelassen, Onderaan, genauso wie dein legitimer Erbe. Tu was du willst, aber ich folge dir nicht länger. Hättest du auf mich gehört, hätten wir diesen blöden Diebstahl als Ablenkung nutzen und mit meinen Leuten koordinieren können, um einen richtigen Angriff auszuführen. Aber du hast es vermasselt, und jetzt haben wir Glück, wenn wir die Nacht überleben. Wir werden es ab jetzt auf unsere Art durchziehen.« Sie drängelte sich an Jeatar vorbei und ging die Treppe nach oben. Ein Dutzend Leute folgten ihr, dann ein zweites Dutzend. Nur eine Hand voll blieb zurück.
»Sollen wir sie aufhalten?«, fragte Aylin.
»Lasst sie gehen«, warf Jeatar ein, als Onderaan etwas sagen wollte. »Es spielt keine Rolle mehr.« Er seufzte und setzte sich.
»Es tut mir leid«, würgte ich hervor. Mir war kalt und übel. »Ich wollte nur helfen.«
»Ich weiß«, sagte Onderaan, als Jeatar nicht antwortete. »Es wäre ohnehin so gekommen. Siekte wurde ungeduldig und hat mich fast täglich herausgefordert. Sie hatte die anderen auch kampfbereit. Du bist ihnen nur zuvorgekommen.«
»Ich bin es müde zu kämpfen«, sagte Jeatar leise. Die Wut und das Feuer in seinen Augen waren verschwunden. Er sah jetzt traurig aus und müde, wie er gesagt hatte. Besiegt.
Onderaan ging mit erstauntem Ausdruck zu ihm. »Gib nicht auf! Es ist beinahe vorbei.«
»Aber nicht, wie wir hofften. Baseer in Flammen, Geveg an der Schwelle zur Rebellion, Verlatta verhungert aufgrund der Belagerung des Herzogs.« Er deutete zur Treppe. »Und wenn es ihr gelingt, ihn zu töten, werden alle drei Städte noch mehr leiden. Ständige Invasionen, ein Kampf nach dem anderen, um an die Macht zu kommen. Es wird schlimmer werden als ... « Wieder seufzte er und schüttelte den Kopf. »Ich bin es müde. Ich bin am Ende.«
»Jeatar, sag das nicht!«
»Wir gehen, sobald wir können. Bestechen die Wachen, erkämpfen uns den Weg nach draußen, mir ist es egal. Wir gehen zum Bauernhof. Jeder, der will, ist willkommen«, rief er den anderen zu. Dann wandte er sich an mich. »Deine Leute auch, Nya. Keiner von uns muss wieder zurück nach Geveg.«
Ohne Tali weggehen? Das konnte ich nicht. Wir hatten jetzt die Rüstung des Unsterblichen und die beste Ablenkung, die ich je erhoffen konnte. Wenn wir zu den Docks durchkämen, müssten wir uns auch zu dem Lager außerhalb der Stadt durchschlagen können.
Danello trat vor, ehe ich etwas sagen konnte. »Mein Vater ist noch dort. Ich muss zurück, um ihn zu holen.«
»Das wird nicht leicht werden. Ich habe mit einem meiner Kontakte hier gesprochen. In Geveg herrscht wieder Aufruhr. Der Generalgouverneur hat das Kriegsrecht ausgerufen und die Docks geschlossen. Mein Mann
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