Das blaue Feuer - Roman
dir«, erklärte Aylin.
»Nein, bleib bei Jeatar. Wir haben nur eine Rüstung und keine Möglichkeit, dich zu tarnen.«
»Du könntest so tun, als sei ich eine Löserin.«
»Sie würden es als Lüge erkennen, sobald sie dich berühren. Es ist besser, wenn ...«
Jemand hämmerte an die Tür. Wir sprangen alle auf. Jovan öffnete.
»Soldaten sind auf der Straße«, sagte die Frau vor der Tür. »Jeatar sagt, ihr sollt euch bewaffnen und für alles bereit sein.« Sie ging weiter zum nächsten Zimmer und wiederholte die Warnung.
Halima begann zu weinen. Enzie wollte sie trösten, aber ihr kamen die Tränen als nächste. Sie waren zu jung für das alles. Heilige, wir alle waren zu jung dafür.
»Ihr bleibt hier«, sagte Danello und zeigte auf die Mädchen. »Versteckt euch unter den Betten. Jovan, Bahari, Winvik, ihr versteckt euch auch und beschützt sie.«
»Wir schließen die anderen Türen zu, damit es so aussieht, als ob sich jemand dort versteckt«, sagte Aylin. »Vielleicht glauben sie, hier ist niemand, wenn das Zimmer offen ist.«
»Und löscht die Lampen«, sagte ich.
Wir bliesen auch die Lampen auf dem Gang aus und gingen in den Hauptraum. Dort waren Jeatar, Onderaan und die zehn anderen, die nach Siektes Abgang geblieben waren. Der Techniker und die Lehrlinge standen bei den Gestellen mit den Waffen und erprobten Schwerter. Auch hier waren die meisten Lampen ausgeblasen. Nur die nahe der Treppe leuchteten noch.
»Sind sie schon hier?«, fragte ich leise.
»Noch nicht. Sie durchsuchen Villa für Villa, und wir sind fast am Ende der Straße.«
»Wie viele?«
Er zögerte. »Ungefähr dreißig Soldaten.«
Neeme wurde blass und sank auf die Armstütze des Sofas. Das Schwert entglitt ihrer Hand. Ellis tätschelte ihre Schulter.
Ich schaute zu dem Heilerjungen, der die beiden geheilt hatte. Er saß am Tisch bei den Heilziegeln und hielt eine Hand auf dem Stapel, als müsse er sie kennen lernen, ehe er sie benutzte. Waren die Heiligen gnädig, würde er nicht müssen.
Ich ging zu ihm hinüber. »Sind diese Ziegel voll?« Onderaan hatte das rohe Pynviumerz bereits weggeschafft.
»Nur der mit den Schmerzen von denen, die ich auf deinen Wunsch geheilt habe. Aber er ist bei Weitem nicht voll. Der Rest ist leer. Aber sie sind alle sehr gut. Falls wir es brauchen, halten sie eine Menge Heilung.«
»Was ist mit der Rüstung?«
Er griff danach und schüttelte dann den Kopf. »Leer. Aber auch sie kann eine Menge halten.«
Ich nahm die Rüstung. »Zieh das an.«
»Was?«
»Die Rüstung kann dich schützen, und du kannst direkt in sie hinein heilen. Verstau den Rest der Ziegel, falls wir sie brauchen.«
»In Ordnung.« Unbeholfen fingerte er mit den Riemen, aber ich half ihm, die Rüstung anzulegen. Sie war zu groß für ihn, aber für diesen Kampf würde sie genügen.
Für dich auch viel zu groß.
Eine schlecht passende Rüstung würde niemanden im Lager der Löser täuschen. Ich wäre eine Närrin, es auch nur zu versuchen. Aber manchmal rettet das Glück eines Narren einen Narren.
»Wie heißt du eigentlich?«, fragte ich. Tali würde sich für mich schämen, wenn ich nicht daran gedacht hätte, ihn das zu fragen.
»Tussen.«
»Alles wird gut, mach dir keine Sorgen.«
Er lächelte, aber ich bezweifelte, dass er mir glaubte. Heilige, ich glaubte mir ja nicht einmal.
Ich ging zu Jeatar hinüber, der über Strategien und Taktik sprach, was für mich keinen Sinn ergab. Danello nickte mit den anderen, demnach hatte er es begriffen. Ich musterte die Treppe, die sich emporwand, sodass man das Ende bis zur letzten Biegung nicht sah. Auf einer Seite war die Wand flach. Wenn man dort stand, war man für Leute verborgen, die die Treppe herabkamen. Wahrscheinlich war alles zu diesem Zweck so gebaut worden.
»Wie wäre es, wenn wir dort einen Stolperdraht anbrächten?«, fragte ich und zeigte auf die unterste Treppenstufe. »Hat Ellis nicht gesagt, dass sie den Soldaten bei der Gilde nur entkommen wären, weil sie einen Stolperdraht gespannt hatten?«
»Daran hätte ich denken müssen«, meinte Onderaan, als Ellis sagte: »Ja, sollten wir.«
Ellis verschwand und kam mit einer Rolle Draht zurück. Die Bücherregaltür ging auf, und wir verkrampften uns. Eine der Wachen kam herab. »Die Soldaten sind ein paar Villen weiter unten. Ich habe die Bücherregaltür verschlossen. Ich habe fünfzehn Unsterbliche und zehn reguläre Soldaten gesehen.«
»Die Unsterblichen kommen zuerst herein, oder?« Ich hielt den
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