Das blaue Feuer - Roman
diejenigen, die jetzt noch nicht sicher sind, überzeugt werden und sich uns anschließen.«
Siekte schüttelte den Kopf. »Diese Methoden funktionieren nicht. Der Junge hatte recht wegen des Angriffs. Wir müssen diese Schweinerei ausnutzen und den Herzog umbringen, solange wir können.«
»Das löst einen Krieg aus.«
»Und was sie getan hat, nicht?«
»Wenn Krieg ist, muss ich Tali herausholen«, erklärte ich. »Sie ist in größerer Gefahr als wir.«
Onderaan zuckte zusammen und musterte mich scharf. »Deine Schwester heißt Tali?«
In seinen Augen sah ich die Bestätigung, als hätte er endlich herausgefunden, was ich seit Wochen abgestritten hatte. Meine Hände und Finger wurden kalt. Ich wollte diese Frage wirklich nicht beantworten. Nicht ihm, nicht mir. Ich wollte der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen. »Ja«, flüsterte ich.
»Heilige! Ihr seid Pelevens Töchter?«
Ich nickte.
Onderaan rang nach Luft. Dann streckte er mir die Hände entgegen. »Er war mein Bruder«, sagte er leise. »Ich bin dein Onkel.«
Zweiundzwanzigstes Kapitel
N ein«, sagte ich. »Mein Vater war kein Baseeri.« Ich war keine Baseeri.
Onderaan lächelte. »Von der Herkunft her schon, selbst wenn er es nicht wahrhaben wollte. Er liebte Geveg.«
»Das ist nicht möglich.«
Aylin nahm meine Hand, Danello die andere. Sie sagten kein Wort, hielten mich nur fest. Jeatar schaute mich mit offenem Mund an. Heilige, alle gafften mich an.
»Du bist eine Analov?«, fragte Jeatar.
»Ich bin eine de' Analov. Das ist ein Unterschied.«
Onderaan lächelte traurig. »Nein, ist es nicht. Peleven glaubte, die gevegische Version würde ihm die Eingliederung erleichtern, aber ich denke, eigentlich tat er es für Rhiassa.«
Mama.
»Ist Tali bei den Unsterblichen?«, fragte er.
»Ich glaube. Vyand hat sie gefangen genommen, aber wir haben sie nicht bei den anderen Schmerzlösern in der Gießerei gefunden. Sie kann nirgendwo anders sein.« Es sei denn, der Herzog hatte sie und folterte sie wegen meines Draufgängertums.
»Es tut mir so leid.«
Mir auch. Ich versuchte, die schockierten Blicke um mich zu ignorieren, aber sie schnitten mich wie ein Messer und entblößten die Wahrheit, die ich nicht wissen wollte. Onderaan war Familie. Ich hatte in Baseer Familie. Mein Blut war Baseeriblut, genau wie das meines Vaters. Aber ich hatte auch Blut aus Geveg, Blut von meiner Mutter. Was machte das aus mir?
»Jeatar, gibt es etwas, das wir tun können?«, fragte Onderaan.
Siekte fand ihre Stimme. »Du hast dich geweigert, etwas gegen den Herzog zu unternehmen, aber jetzt tust du es für eine Nichte, die du nie zuvor getroffen hast.«
»Ich habe sie getroffen. Aber ich habe geglaubt, die Mädchen seien zusammen mit meinem Bruder gestorben. Ich habe Nya nicht mehr gesehen, seit mein Vater umgebracht wurde.«
»Sorille«, flüsterte ich. Mein Großvater war in Sorille gestorben, mit so vielen vom Pynviumkonsortium.
Siekte nickte. »Sorille, ja. Schau dir an, was deine Familie dort getan hat. Tausende starben, weil sie sich weigerten zu handeln. Willst du dieses Versagen wiederholen?«
Ich hob den Kopf. Was hatte meine Familie in Sorille getan?
Jeatar trat näher zu Siekte, nur eine Handbreit vor ihr Gesicht. »Die Analovs waren nicht verantwortlich für das, was in Sorille geschehen ist.«
Sie wich nicht zurück, sie bewegte sich überhaupt nicht. »Sie haben sich dem Herzog widersetzt, ihn zum Handeln gezwungen. Alles, was sie hätten tun sollen, war eine Übergabe ...«
»Das reicht!« Onderaan trennte die beiden. »Wir sind nicht hier, um über Geschichte zu diskutieren.«
»Ist alles, worum es dir hier geht, Geschichte?«, fragte Siekte. »Zwei Brüder, die um einen Thron kämpften.«
»Drei«, sagte Jeatar. »Es waren drei Brüder.«
Sie rümpfte die Nase. »Bespaar zählt nicht. Er hatte nie eine Chance.«
»Trotzdem hat der Herzog ihn umgebracht.«
»Nur, weil er sich in Sorille versteckt hatte.« Siekte fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Das ist verrückt. Beide Brüder des Herzogs sind tot, und er hält den Thron. Und wir streiten über Zeug, das keine Rolle mehr spielt.«
»Selbstverständlich spielt es eine Rolle.«
»Für dich vielleicht. Das ist das Problem. Wir wollen nur, dass der Herzog wegkommt und ein neuer Mann an seine Stelle tritt. Du willst Gerechtigkeit für vergangene Missetaten. Da gibt es keine Gerechtigkeit, Onderaan.«
»Geht es nur um Rache?«, fragte ich leise.
Siekte schwieg und schaute
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