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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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schnell Sarahs Vertrauen erlangt.
„Ich werde dir das nächste Mal ein Foto von Alan mitbringen“, wagte Julie zu versprechen.
Nachdem sie sich schamlos in Sarahs Vertrauen geschlichen hatte, schaffte sie es gegen Abend tatsächlich noch, ihr ein paar Ohrringe abzuschwatzen. Wie es sich für Freundinnen eben gehörte, sagte sie. Sarah ließ es geschehen, denn sie war noch zu sehr in den Erinnerungen an Dane versunken. Wann hatte sie zum letzten Mal so intensiv an ihn gedacht? Der Tag war schön gewesen, und es hatte ihr gut getan, sich einmal so viel von der Seele reden zu können. Und doch hinterließ dieses Treffen ein merkwürdiges Gefühl in ihr. Mit dieser Julie war etwas Fremdes gekommen.
    Februar 1997. Junction City. Asher Avenue. Bei Ragee.
    Dane fühlte sich auf der Fahrt nach Junction City sehr unwohl. Ob Julie dichthielt? Oder würde sie ihn heute erneut herausfordern?
„Wie kann ich dir eine Freude machen?“, fragte Dane kurz vor dem Ortseingang.
„Indem du mir einen wunderbaren Tag bereitest.“
Dane nickte. Die Prüfung mit Julie – auch aus Ragees Sicht.
Die Armschiene wurde von Dr. Bauer problemlos entfernt. Dane sah er sich nur oberflächlich an. „Prima“, beurteilte er beide, und Ragee bekam einige Übungen für seinen Arm mit auf den Weg.
„Lass Alan im Frühjahr das Haus streichen“, rief der Arzt dem alten Mann hinterher. Ragee lächelte über die gute Idee.
Der Schnee taute bereits. Die Sonne erwärmte die Luft. Ein strahlend blauer Himmel zeichnete sich ab, und die Asher Avenue bekam dadurch ein völlig anderes Aussehen.
Jetzt erst erkannte Dane, wie schön Ragee in diesem graublauen Holzhaus mit all seinen Petroleumlampen lebte. Sie flackerten unscheinbar am Fenster, als Dane den Wagen die Auffahrt hinauflenkte. Beide wussten, dass Julie schon da war und alles vorbereitet hatte.
Der Geruch von Pizza schlug ihnen an der Tür entgegen. Ragee stöhnte verschmitzt. „Hab ich mir gewünscht“, sagte er stolz. Dane versuchte zu lächeln, doch es gelang ihm nur unter großer Qual. Der Schock folgte prompt. Julie war freundlich, lieb und … trug Sarahs Ohrringe!
Dane erkannte sie sofort und war außer sich. Er durfte nichts sagen, konnte aber auch nicht mehr lächeln.
Er schloss einen Zufall vollkommen aus. Eine eiskalte Berechnung verbarg sich hinter der Fassade dieser liebenswerten Julie.
Er rang verzweifelt mit seinem Versprechen an Ragee, ihm einen schönen Tag zu bereiten, er rang verzweifelt mit Julies Freundlichkeit. Gott, er rang wieder mit seiner Beherrschung. Ihm war jetzt klar, dass Julie nun alles von ihm wissen musste. Ihr Anblick mit Sarahs Ohrringen raubte ihm jede Kraft, freundlich zu ihr zu sein, und er verbannte sein Versprechen an Ragee kurzzeitig in die dunkelsten Gefilde seiner Gefühle. Auch der unglückliche Blick von Ragee konnte ihn vorerst nicht aufheitern.
Ragee strafte ihn mit einem bösen Blick, während Julie aufgeheitert um Pizza und Kerzen herumsprang. Sie kramte einen kleinen Fotoapparat aus ihrer Handtasche und begann, Fotos zu schießen, was Dane noch mehr verwirrte und selbst von Ragee missbilligt wurde. Erst jetzt nahm sie wahr, dass Dane wieder einen Vollbart trug. Das machte ihre Fotos geradezu perfekt. Sie genoss seine Reaktion und legte eine triefende Herzlichkeit an den Tag.
Der Geburtstag lief wie im Nebel vor ihm ab, und abends vermochte sich Dane nicht einmal mehr daran zu erinnern, was er gesagt und getan hatte. Er war die ganze Zeit taub gewesen und erst wieder erwacht, als er mit Ragee in der späten Nacht in Salina angekommen war. Der alte Mann war bester Laune. Das beruhigte ihn. Er musste demzufolge freundlich und gesprächig gewesen sein, denn Ragee lachte noch im Bad über seine Witze und Geschichten.
Dane ging taub zu Bett. Ihn plagten in dieser Nacht viele wilde Albträume. Julie war zu Sarah geworden und Sarah zu Julie. Letztendlich konnte er beide nicht mehr unterscheiden und erwürgte sie kurzerhand.
    „Der Tag gestern war sehr schön gewesen. Du hast mich nicht enttäuscht“, sagte Ragee am nächsten Morgen. „Julie wirkte sehr gelöst. Das zeigt mir, dass ihr euer Problem recht zivilisiert gelöst habt.“
Dane konnte nicht antworten.
„Wir sollten heute über dein Wie sprechen.“
Daran konnte sich Dane zunächst nicht erinnern. Er war noch zu sehr mit Julie beschäftigt. Was mochte sie vorhaben? Sie musste wieder etwas vorhaben.
„Dane!“
Dane schrak hoch.
„Wo bist du?“
Dane sah zu Boden, dann durch das Zimmer. Wo

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