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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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war Ragee? Ragee stand an der Küchentür.
„Willst du mir etwas sagen?“
Nein, er wollte nichts sagen – gar nichts.
„Wir sind bei deinem Wie stehen geblieben. Mein Geburtstag kam dazwischen. Erinnerst du dich?“
„Wie? Was für ein Wie ?“
„Das musst du mir erklären. Du hast das Wort gestern zwischen uns geschmissen.“
„Ich kann mich nicht mehr erinnern.“
„Dein Vater. Du hast mich nach einem Wie gefragt.“
Dane dachte wieder an Julie. Wie kann ich sie loswerden? „Ist heute ein schlechter Tag für mich. Es gibt im Moment zu viele Wies für mich. Ich weiß nicht, welches ich mit dir teilen möchte.“
„Dann lassen wir das, bis du dir einig geworden bist.“
Sie schwiegen tagelang. In Dane braute sich ein Unwetter zusammen, und er wusste nicht, wie er das heil überstehen sollte. Bevor er etwas Falsches sagte oder gar die Geschichte mit Julie erwähnte, sagte er lieber gar nichts.
    März 1997. Golden/Denver. Lansing Street. Bei Sarah.
    Julie blieb nicht untätig. Täglich jagten sie neue Ideen in neuen Tatendrang. Ihre Gedanken standen mit Sarah auf und gingen mit ihr spät in der Nacht zu Bett.
Am 9. März stand sie ihr endlich wieder gegenüber und mit ihr der tatsächliche Beweis ihrer Schwangerschaft – und ein Foto von Ragee und Dane.
Ihre Begrüßung war freundlich gemeint, aber Sarah konnte das Gefühl wieder nicht loswerden, dass sich etwas Unechtes abspielte. Sie versuchte, sich durch Julies Schwangerschaftsbeleg zu beruhigen, aber das Foto brachte sie total aus der Fassung. Der Mann auf der Bank – in Kansas City in der grünen Jacke! Sie war sich ganz sicher, das musste er gewesen sein. Diese Augen! Danes Augen! Die Haare! Danes Haare! Julie lächelte. Wieder hatte sie ins Schwarze getroffen. „Ist es nicht erstaunlich, wie sehr wir miteinander verbunden sind?“, fragte sie.
Sarah nickte unverwandt und konnte dem kuriosen Zufall kaum Glauben schenken. „Ja“, sagte sie leise, „es scheint uns viel mehr zu verbinden, als wir ahnen wollen.“
So war es auch diesmal wieder ihre Naivität, die sie in das nächste Dilemma laufen ließ.
„Was sagst du?“, fragte Julie berechnend.
„Ich bin sprachlos“, flüsterte Sarah, und Julie fühlte sich prächtig.
„Soll ich dir von Alan erzählen?“
„Nein, lieber nicht. Vielleicht später einmal. Nicht jetzt.“
„Aber es ist gut für uns, wenn wir darüber sprechen. Offen. Schweigen vergrämt.“
„Ich will es aber hinter mir lassen.“
„Das kannst du besser, wenn du all deinen Kummer ausgesprochen hast, aber nicht, wenn er sich in dich hineinfrisst.“
Sarah hielt immer noch das Foto in der Hand. Sie spürte plötzlich eine stechende Kindsbewegung am Rippenbogen.
„Unverarbeitet“, stellte Julie kopfnickend fest.
„Ich habe es verarbeitet“, fauchte Sarah leise zurück.
„Dann kannst du auch darüber sprechen.“
„Meinst du?“
„Sicher.“ Julie schenkte sich unaufgefordert Kaffee nach, der ihr nicht gehörte. „Ich erzähl dir von Alan, und du hörst einfach zu.“
„Sag mir, was ihn zum Mörder gemacht hat.“
„Später. Ich möchte dir sagen, wie lieb er ist, wie zärtlich und verständnisvoll. Seine Worte sind so klug. Er hat mich noch nie verletzt. Er ist ruhig und intelligent.“
„Warum ist er dann ein Mörder?“
„Warum war Dane ein Mörder?“
„Er hatte kranke Gedanken. Unter dem Strich blieb immer nur die Beseitigung eines Menschen, mit dem er nicht mehr zurecht kam. Er hat immer alles im Guten zu regeln versucht, es aber nie geschafft. Er hat seine Probleme zum Schluss immer getötet.“
Julie schluckte. „Wie hat er sie getötet?“
„Schlimm. Er hat seine ganzen Aggressionen in sie gesteckt.“
„Was war mit dir? Hat er dir je etwas getan?“
„Nein, nicht wirklich. Er hat es einmal versucht, aber es war harmlos. Er muss mich sehr geliebt haben.“
„Wie sehr?“
„Ich war ein Heiligtum für ihn – unantastbar.“
„Wie hast du das gemacht, ich meine, so etwas Besonderes für ihn zu sein?“
„Ich habe ihn aufrichtig geliebt – vom ersten Tag an. So, wie er war, nicht als Schauspieler.“
„Liebst du ihn immer noch?“
„In gewisser Weise, ja.“
Bekannte Worte, dachte Julie. Etwa Sarahs Worte?
„Aber erzähl von Alan. Was hat ihn zum Mörder werden lassen?“
„Ich glaube, er ist sehr eifersüchtig. Oder es ist die Angst, mich zu verlieren“, log Julie. „Alan erschoss meinen Ex-Freund. Er hatte Angst, er würde mich wieder an ihn verlieren. Er hat uns einmal in einer zweideutigen

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