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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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nur nicht die Waffe wäre. Sie hing schlaff in seiner rechten Hand, aber seine Augen spiegelten eine böse Absicht wider.
„Julie Presscott“, flüsterte sie in den Hörer.
Gut gemacht, dachte Dane und hielt die Waffe immer noch gesenkt. Ihr Name klang müde, wie es sich um diese Zeit auch gehörte. Es folgte ein dreimaliges „Ja“, dann ein schockiertes „Was?“, und dann schmiss sie den Hörer auf die Gabel. Dabei riskierte sie eine zuckende Bewegung von Dane mit der Waffe, die er jetzt langsam anhob.
Jetzt sah sie in die Mündung des Revolvers, genau, wie er es getan hatte. Es war die gleiche Waffe. Wie wunderschön doch alles in der Familie blieb! Dane hörte plötzlich wieder den Knall, der ihn zu Boden gerissen hatte. Nun sollte sie den Knall hören. Im Grunde genommen war es gar nicht Ragees Schuss gewesen, es war Julies gewesen. Er hatte ihn nur für sie ausgeführt.
„Was?“, zischte er Julie an.
„Ragee ist tot“, flüsterte Julie und wusste nicht, was jetzt schlimmer für sie war.
„Ich weiß“, sagte Dane ungerührt.
„Woher?“, schrie sie. Hatte er ihn umgebracht?
„Er ist eben aus meinen Gedanken gegangen“, antwortete Dane gelassen.
Das ist nicht wahr, dachte Julie, das kann unmöglich sein, dachte sie weiter und spürte einen kurzen stechenden Schmerz inmitten ihrer Stirn. Den Knall des Schusses hatte sie nicht mehr hören können. Der war erst zu hören gewesen, als sie bereits tot war.
„Genau wie du“, vollendete Dane seinen Satz. Er sah, wie sie verschlungen zu Boden fiel und dachte daran, ihr wenigstens die Trauer um Ragee erspart zu haben. Er sah in das Magazin der Waffe und fand fünf weitere Schuss darin. Das beruhigte ihn, und er ließ die Waffe wieder in seinem Hosenbund verschwinden. Das war's also mit Julie.
Er stieg über ihre Leiche hinweg wie über einen Holzbalken, der im Weg lag und griff nach ihrer Handtasche, die auf dem kleinen Holztisch inmitten ihres Apartments lag. Er entnahm den Wagenschlüssel und 185 Dollar – sein erstes Geld seit Monaten.
Es wurde Zeit, die Polizei war sicherlich schon auf dem Weg. Er sah auf die Uhr – sieben Minuten nach zwei. Salina war vorbei, Junction City war vorbei. Nicht sehr weit gekommen, dachte er, aber immerhin fünf Monate und vierzig Meilen.
Aus dem Badezimmer kroch in dicken Schwaden Sarahs Parfüm. Er hatte es bis jetzt nicht gerochen. Nun holte es seine Sehnsucht zurück. Sarah! Ich muss zu Sarah!, durchfuhr es ihn. Unbedingt!
Geschwind verließ er das Apartment und fuhr mit dem roten Mazda wieder in Richtung Salina.
Fünf Minuten später kam die Polizei bei Julie Presscott an. Zu spät, wie sie feststellen mussten.
Ein zwanzigköpfiger Suchtrupp durchkämmte sofort die nähere Umgebung der Apartmentanlage. Sie konnten nichts finden, nicht einmal den roten Mazda, ... weil den niemand vermisste.
    Die Nacht verschlang ihn wie ein hässliches Monster, das schon lange auf ihn gewartet hatte. Der Mazda war nicht sehr schnell. Dane konnte es nicht fassen, er fuhr den verkommenen Wagen von Julie! Nicht einmal die Heizung funktionierte. Die Sitzbezüge waren abgenutzt, auch der Motor hechelte blechern wie ein alter Mann. Der Duft von Sarahs Parfüm hing auch in diesem Fahrzeug und verwirrte wieder seine Gefühle. Er vergaß Julie und Ragee und dachte nur noch an Sarah. Sarah! Bald.
Einen Plan hatte er nicht, er war zu müde. Eine Reklame am Straßenrand blendete ihn plötzlich. Da war wieder das Café. Hatte er nicht eben schon davorgestanden – ohne Geld? Jetzt hatte er Geld und lenkte Julies Wagen wieder auf den kleinen Parkplatz. Eins brauchte er jetzt wirklich dringend – Schlaf. Erschöpft erblickte er neben dem Café ein kleines Motel.
    Es war vier Uhr morgens, als Dane schweißgebadet aus dem Bett hochfuhr. Er hatte von weiß gekleideten Männern geträumt, die versucht hatten, ihn einzufangen. Er war gerannt und dann gefallen. Die weißen Männer hatten versucht, ihn in einen ärmellosen Sack zu stecken. Da war er aufgewacht – schweißgebadet.
Die plötzliche Stille irritierte ihn, denn sein Traum war von Geschrei und Gejaule erfüllt gewesen. Jetzt war er wach, und alles war ruhig. Er fühlte Schweiß auf seiner Haut und fror. Ein dämmriges Licht erfüllte sein Zimmer. Er schlief wieder ein und wälzte sich unruhig herum.
Um sechs Uhr wurde er erneut wach und ekelte sich vor seiner verschwitzten Kleidung. Er roch ein Reinigungsmittel, es stieg aus dem Teppich auf – widerlich. Er sah undeutlich den Wagenschlüssel

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