Das blaue Haus (German Edition)
erhob sich mit ihm.
„Du kannst alles haben“, sagte Julie, „nur die Waffe nicht.“
„Auch die Waffe!“, fuhr Dane sie an.
„Ich kann sie dir nicht geben. Du bist ein Mörder! Was wirst du tun, wenn du sie hast? Mich erschießen?“
„Vertrau mir. Es ist an der Zeit.“
„Dane“, flehte Julie, „nimm sie nicht, nicht die Waffe.“
Sie sah, wie seine Hände zu zittern begannen. Sie eilte zu ihrer Handtasche und gab ihm das Buch und die Anzeigen. Die Waffe jedoch hielt sie fest – und zielte auf ihn. Dann ließ sie sie langsam wieder sinken. Es war vorbei. Was konnte sie noch erreichen? Er nahm ihr mit einer kurzen Bewegung die Waffe weg und verschwand wortlos aus ihrem Apartment. Sie hörte die Corvette aufheulen und sah durch das Fenster, wie er davonfuhr. Dann ging sie zum Telefon und verständigte die Polizei.
Mai 1997. Junction City. Markley Road. Bei Ragee.
Ragee schrak hoch, als grelle Sirenenlichter gegen Mitternacht seine Auffahrt erhellten. Er erschrak noch mehr, als er unzählige Autotüren zuschlagen hörte.
Die Händlers kamen erschrocken aus ihrem Haus gelaufen, doch die Polizisten wiesen sie zurück.
Vier Scharfschützen postierten sich hinter ihren Wagen, während ein Polizist auf die Haustüre von Raimund Geers zuging.
Das Klingeln bebte durch seinen alten Körper. Er musste öffnen, es half nichts. Seine Tür sollte ja nicht eingeschlagen werden. Das wollte er nicht.
Der Anblick eines Polizisten überraschte ihn sehr, aber mehr noch das Aufgebot, das er mit sich führte. Was hatte das alles zu bedeuten? Hatten sie Dane geschnappt?
„Sind Sie Raimund Geers?“, fragte Lieutenant Bridges, der hinter dem Polizisten hervortrat.
Ragee nickte. Eben noch hatte er in seinem Schaukelstuhl gesessen und geschlafen. Es war der erste milde Abend in diesem Jahr.
„Beherbergen Sie den entflohenen Patienten Dane Gelton in Ihrem Haus?“, fragte der Lieutenant weiter.
„Wer sagt das?“, fragte Ragee zurück.
„Julie Presscott, Ihre Tochter.“
So war das also! Julie wieder einmal! Dane war bei ihr gewesen. Sie hatte ihn verloren – ganz. Dann sollte ihn auch kein anderer besitzen. Jetzt war Ragee wirklich im Bilde.
„Meine Tochter sagt viel. Wie kommt sie darauf?“
„Ich kann Ihnen keine Einzelheiten sagen. Kennen Sie Dane Gelton?“
„Ja, aus der Zeitung. Ist er nicht letztes Jahr im Dezember gestorben?“
„Das wollen wir herausfinden.“ Bridges zog einen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke und hielt ihn Ragee entgegen, der ihn zögernd annahm. „Was ist das?“, fragte er aufblickend.
„Ein Durchsuchungsbefehl.“
„Aufgrund eines Telefonanrufes?“
„Eines sehr detaillierten Anrufes, Sir. Es bedarf einer Kontrolle. Die wollen wir nun durchführen.“
„Gehen Sie und öffnen Sie sein Grab, aber bitte durchwühlen Sie mir nicht das Haus!“
„Dies ist der sinnvollere Weg, Sir. Bitte bedenken Sie die Uhrzeit. Wir müssen erst die Zustimmung von Mrs. Gelton einholen, wenn wir das Grab öffnen wollen, was uns um diese Zeit doch recht peinlich wäre.“
„Aber mein Haus um diese Zeit zu durchsuchen, ist Ihnen nicht peinlich? Ich bin ein alter Mann!“
„Sir, man sagte uns, dass dieser Dane Gelton sich jetzt bei Ihnen aufhalten würde. Bitte machen Sie uns keine Komplikationen. Wenn Sie nichts zu verbergen haben, dann brauchen Sie auch nichts befürchten.“
„Ich verwehre mich gegen diese Aktion um diese Zeit. Kommen Sie morgen wieder.“
„Mr. Geers! Dieser Durchsuchungsbefehl ist für heute ausgeschrieben und wäre morgen wahrscheinlich uninteressant. Mrs. Presscott hat uns mitgeteilt, dass sich Dane Gelton genau jetzt zu dieser Zeit hier in Ihrem Haus aufhält. Was glauben Sie, wo er morgen wäre? Bitte, machen Sie es uns nicht schwerer, als es schon ist. Ich bin auch nicht mit Freude um diese Zeit unterwegs. Also, bitte, Sir.“
Ragee trat einen Schritt zur Seite und zeigte durch einen Blick sein Einverständnis.
„Wollen Sie uns nicht vorher schon etwas mitteilen, damit wir Ihr Haus nicht unnötig auf den Kopf stellen müssen, Sir?“
„Ich habe nichts zu sagen“, flüsterte Ragee.
Eine Abordnung von fünf Polizisten betrat das Haus und verteilte sich in alle Richtungen.
Man fand seine Kleidung und eine Schüssel mit rostbraunem Wasser. Man fand diverse Toilettenutensilien, dunkle Haarreste im Mülleimer und unzählige Fingerabdrücke, die nicht mit denen von Raimund Geers übereinstimmten.
Es war genug, um Dane Gelton später in einem Labor zu identifizieren.
Ragee
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