Das blaue Haus (German Edition)
er. Dann hatten sie sich kennengelernt. So viel Hoffnung, so viel Freude. Und nun wieder der Krieg, die Flucht.
Er sah ein letztes Mal auf die Corvette. Die Waffe steckte hinten in seinem Hosenbund, das Buch lag noch auf dem Beifahrersitz. Es hatte keinen Wert mehr, selbst für Julie nicht.
Julie, dachte er und sah in Gedanken wieder die leuchtenden Sirenen der Polizeiwagen. Julie. Wie eine unsichtbare Hand zog es ihn zu ihr.
Um zwei Uhr nachts stand er wieder vor der Apartmentanlage und sah Licht in ihrem Apartment. Mit diesem Licht wurde ihm alles klar. Ragee hätte niemals so aufwendig die Polizei erscheinen lassen, wenn ihm seine Gefangennahme so wichtig gewesen wäre. Die Falle hatte sich viel zu tollpatschig dargestellt. Selbst das dümmste Tier wäre nicht hineingetappt. Nein, jemand musste die Polizei in der festen Annahme geschickt haben, ihn dort anzutreffen. Wer anderes als Julie selbst konnte das getan haben? Dane hatte sogar Scharfschützen gesehen.
Armer Ragee, dachte Dane und spürte einen Stich im Herzen.
Er sah wieder auf das Licht in Julies Apartment, das schimmernd durch die Rollos auf den Gehweg fiel. Ein Schatten huschte im Inneren der Wohnung am Fenster vorbei. Julie wartete sicherlich auf Ergebnisse. Die sollte sie jetzt bekommen.
Dane spürte wieder die Hitze in seinem Gesicht, dann die Waffe in seinem Hosenbund. Sie machte ihn nervös. Seine Hände zitterten und fühlten nach der Waffe. Er sah sich um. Auf dem Parkplatz stand nur der rote Mazda und ganz weit entfernt einige andere, unscheinbare Fahrzeuge, keine Polizei.
Wieder sah er zu dem Licht in dem Apartment. Vielleicht verging sie vor Angst in ihrer Wohnung. Er musste bei dem Gedanken lächeln. Nein, es konnte keine Polizei anwesend sein, denn die hätte sie niemals so nahe am Fenster vorbeimarschieren lassen, da doch alle wissen mussten, dass er bewaffnet war. Schade, er hatte das Buch nicht dabei. Er hätte sagen können: Ich bringe dir doch das dritte Buch zurück. Jetzt brauche ich es nicht mehr. Schon alleine ihr Gesichtsausdruck wäre es wert gewesen.
Plötzlich – inmitten seiner Gedanken spürte er die Bewegung seiner Beine, als wüssten sie eher über die Gefahr Bescheid als sein Verstand. Er sah seine Hand zu ihrem Klingelknopf wandern, sah, wie seine Finger darauf drückten, und ihre Stimme erklang, die fragte: „Sergeant Buggs?“
Dann hörte er sich mit veränderter Stimme antworten: „Ja, Miss Presscott, Sergeant Buggs.“
Sie öffnete unbefangen. Dann sah er ihr Gesicht, sah ihr in die Augen, die ihn vor Schreck anstarrten. Sie konnte sich nicht rühren. Das gab ihm die Chance, schnell in das Innere der Wohnung zu gelangen. Sie verhinderte es nicht einmal, sie stand unter Schock. Er fühlte die Erregung, konnte ihren Atem spüren. Ihm wurde heiß. Es lächelte.
Er wollte Julie mit dem Lächeln etwas sagen, doch das brauchte er nicht. Schon allein, dass er vor ihr stand, reichte zurzeit völlig aus. Ganz leise und beharrlich kam ihm ein Wort über die Lippen: „Warum?“
Julie stand ihm immer noch erstarrt im Flur gegenüber. Sie konnte nicht einmal mehr schreien. Die Haustüre war zu. Nun war sie wieder alleine mit ihm – wieder. Doch diesmal stand mehr zwischen ihnen als vorhin. Sie versuchte, sich zu verfluchen, doch dann verfluchte sie ihn, der ihr einfach immer einen Schritt voraus war. Sein Lächeln irritierte sie vollkommen, gerade das jetzige Lächeln. Es war noch fieser als eben, und das war ihr schon unheimlich genug gewesen. Sie befand sich am Abgrund der Angst. Sein Lächeln sah krank aus. Es war das Lächeln eines Mörders, ... das wusste sie. Wie konnte sie es jetzt noch verhindern? Sie wusste, dass die Polizei schon unterwegs zu ihr war, aber er wusste es sicherlich auch. Er hatte sich sogar klugerweise als solche gemeldet.
Das Telefon schrillte und zerriss die Spannung. Es klingelte ein zweites und ein drittes Mal, als Dane ihr mit einer Geste deutete, den Hörer abzunehmen. Julie zuckte zusammen. Sie suchte schwankend den Weg zum Telefon, während Dane beharrlich nach seiner Waffe griff, sie entsicherte und spannte. Das ließ sie wieder zusammenzucken. Es schrillte ein viertes Mal, bis sie endlich abhob.
Seine Augen leuchteten, sein Gesicht war in eine seichte Röte getaucht. Wäre nur das Lächeln, das seine Lippen so zauberhaft umspielte, echt und nur für sie bestimmt, dann würde sie dahinschmelzen, zu Boden sinken und um seine Liebe winseln. Selbst jetzt sah er irgendwie wundervoll aus, wenn da
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