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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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inhalierte.
Wo um Himmelswillen war er? Seine Hände drückten den Sargdeckel nach oben. Er durfte nicht loslassen, aber er konnte auch nicht hochkommen. Eine große Schwäche hielt seinen Körper in der Kiste gefangen. Gleich hatten auch seine Arme keine Kraft mehr. Alles verschwamm vor seinen Augen. Aber er wusste, er würde ersticken, wenn er jetzt nicht zu sich kommen würde. Seine Hände drückten fester. Der Deckel schwang weiter auf. Unter großer Anstrengung schaffte er es, seinen Körper halbwegs anzuheben, sodass der Deckel leicht zur Seite wegkippte und stehen blieb. Dann fiel Dane wieder zurück in den Sarg. Er hechelte, ihm war schlecht. Wo war er? Was war passiert? Seine Benommenheit wurde stärker, er fühlte, wie es kam. Es war wie eine riesige Wolke, die ihn einhüllte. Dann wurde er bewusstlos.
Die Bewusstlosigkeit dauerte lange. Als er wieder zu sich kam, fühlte er sich nicht mehr ganz so benommen. Aber die Umgebung war ihm immer noch unerklärlich. Er versuchte, sich an irgendetwas zu erinnern, aber in seinem Kopf herrschte nach wie vor dieses taube Gefühl. Er versuchte, sich wieder im Sarg aufzurichten, was ihm diesmal erheblich leichter fiel. Erst dann spürte er die Kälte in dem Raum, und erst dann sah er die anderen Särge um sich herum. Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war das endlose Weiß um ihn herum. Jetzt war alles Schwarz. Zuletzt hatte er in einem Bett gelegen. Da war dieser Schmerz gewesen. Tief hatte er sich in ihn hineingebohrt.
Dane erinnerte sich wieder. Es waren die Medikamente gewesen, die ihm diesen Schmerz verursacht hatten. Medikamente, die ihn offiziell sterben lassen sollten. Er hatte es geschafft! Wo der Schmerz ihm noch unmissverständlich das Gefühl gegeben hatte, dass er wirklich sterben sollte, hatte sein Körper dafür gesorgt, dass es nicht passieren würde. Er war weder gestorben, noch war sein Plan aufgeflogen.
Er war frei! Das Gefühl war überwältigend. Er ließ sich wieder nach hinten in den Sarg fallen und genoss dieses großartige Gefühl.
Er betrachtete seine Kleidung. Gut sah er aus. Sarah hatte einen guten Geschmack bei der Auswahl seiner Totenkleidung bewiesen: ein schwarzes Seidenhemd, eine schwarze Twillhose, ein schwarzes Jackett, sogar die Schuhe waren neu und entsprachen absolut seinem Geschmack. Es fehlte nichts. Seine Flucht war zu Ende. Dachte er.
Er fühlte sein Haar, es lag kurz und korrekt, kein Haarspray oder so. Es war weich. Seine Hand fuhr zum Kinn. Kein Bart, nur Schminke. War der Bart nicht seit der Zeit seines Todes gewachsen? Hatte man ihn rasiert? Er wusste es nicht. Hatte er je Leichenstarre angenommen? Er wusste auch dies nicht. Welche teuflische Mixtur hatte er da erfunden, die ihn sterben und wieder leben ließ? Perfekt für jeden verhassten Politiker, jeden Psychopathen, jeden Ehemann der Welt, der endlich lebend von der Bildfläche verschwin-den wollte. Wie viele leere Särge würden den Weg in die Erde finden, welch ein Arbeitsbeschaffungssystem für jedes Beerdigungsinstitut? Was für eine Wirtschaftsrevolution?
Ich bin ein Genie, stellte Dane wieder einmal triumphierend fest. Er sah an sich herunter und war rundum zufrieden. Wenn da nicht ständig dieses taube Gefühl in seinem Kopf wäre. Aber das gehörte sicherlich dazu. Es würde vergehen, das wusste er.
Die Zeit drängte. Er musste diesen Ort so schnell wie möglich verlassen, bevor man ihn entdecken würde.
Er stützte sich mit beiden Händen auf die Ränder seines Sarges und versuchte, sich hochzudrücken. Im gleichen Moment zuckte er vor Schmerzen zusammen und fiel wieder zurück. Seine Muskeln und Gelenke taten höllisch weh. Er versuchte es noch einmal und schaffte es nach dem vierten Versuch, seinen Körper aus dem Sarg zu befreien. Vorsichtig suchte er festen Boden unter seinen Füßen und war immer darauf bedacht, dass ihn dieses taube Gefühl in seinem Kopf jederzeit wieder in eine Bewusstlosigkeit werfen konnte.
Seine Bewegungen glichen dem eines schleichenden Raubtieres. Er spürte seinen schwachen Kreislauf und war erstaunt, dass nichts geschah. Sein Kopf schien sich aufzublähen und ließ ihn in einen Drehschwindel gleiten.
Die Umgebung schwankte. Er sah zur Decke und fühlte wieder festen Boden unter den Füßen. Dann spürte er wieder diesen stechenden Kopfschmerz, der ihn fast ohnmächtig werden ließ, doch sein eigener Sarg stützte ihn und rutschte dabei etwas zur Seite.
Nach wenigen Minuten ließ der Schmerz wieder nach, und er konnte

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