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Das bleibt in der Familie: Von Liebe, Loyalität und uralten Lasten (German Edition)

Das bleibt in der Familie: Von Liebe, Loyalität und uralten Lasten (German Edition)

Titel: Das bleibt in der Familie: Von Liebe, Loyalität und uralten Lasten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Konrad
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sich selbst als auch für ihre Mutter, der ihr Leben immer wieder entgleitet in Phasen des Liebeskummers. Es ist offensichtlich: Daniela wiederholt ihre Kindheit mit ihren Kindern, und die Gefahr ist groß, dass sich dieses familiäre Muster über Generationen hinweg fortsetzen wird.
    Auch wenn die Vergangenheit auf jeden Einzelnen beträchtlich wirkt und wir uns ihr mitunter nicht ohne Blessuren entziehen können, ist niemand gezwungen, willenlos die Kette familiärer Fehlentwicklungen weiterzuführen. Wir können dafür sorgen, dass wir die Fehler und Versäumnisse unserer Eltern nicht wiederholen. Als Kind sind wir unseren Eltern anvertraut und gewissermaßen ausgeliefert, als Erwachsene aber haben wir die großartige Chance, eigene Entscheidungen zu treffen und Selbstverantwortung für unser Leben zu übernehmen. Je bewusster wir uns über unsere Mängel in der Kindheit sind, je mehr wir unsere Eltern und deren Lebensweg verstehen und vielleicht sogar noch Informationen über unsere Großeltern haben, desto eher kommen wir auch negativen familiären Übertragungen auf die Schliche und können uns aus ihnen lösen.
    Jede Form von Rollenumkehr stellt eine Überforderung für ein Kind dar und birgt große Risiken für sein zukünftiges Leben. Grundsätzlich aber sind Rollen und Aufträge nichts Schlechtes, im Gegenteil, sie bereiten ein Kind auf das Erwachsenenleben vor. Die Familie legt fest, wie die jeweiligen Rollen am besten ausgefüllt werden: Was bedeutet es, ein Mädchen, später eine Frau beziehungsweise ein Junge und ein Mann zu sein; welche Verhaltensweisen und Verpflichtungen sind in unterschiedlichen Altersgruppen angemessen; wie gehen Mann und Frau miteinander um, wie gehen Eltern und Kinder miteinander um; wie verhält man sich im Berufsleben?
    Eine Familie funktioniert nicht ohne Regeln, Rollen und Aufträge. Im Idealfall wachsen die Aufgaben mit dem Alter und der zunehmenden Reife, nicht umgekehrt. Das familiäre System lebt durch ein Geben und Nehmen seiner Mitglieder und das Austarieren der einzelnen Bedürfnisse mit dem großen Ganzen. Rollen geben Halt, Aufträge verleihen unserem Dasein eine Richtung und Sinn – wenn sie uns entsprechen und wir sie erfüllen können. Einige Aufträge werden gerne erfüllt, vielleicht machen sie uns zu besseren Menschen, oder wir können unserer Familie damit etwas zurückgeben und unseren Dank zeigen.
    Allerdings gibt es auch eine Reihe von belastenden Aufträgen, die den Empfänger überfordern oder in Konflikte stürzen.
    Belastende familiäre Aufgabenstellungen – Vom Sollen und Müssen und Können und Wollen
    »Zu weit getrieben
    Verfehlt die Strenge ihres weisen Zwecks.
    Und allzu straff gespannt, zerspringt der Bogen.«
    FRIEDRICH SCHILLER , Wilhelm Tell
    Die Romane der chinesisch-amerikanischen Schriftstellerin Amy Tan haben ein gemeinsames Thema: die vielfältigen Aufträge und Weitergaben in Familien. »Denke über deine Absichten nach«, rät Bao Bomu ihrer Enkelin. »Was in deinem Herzen ist, was du an andere weitergeben willst« (Amy Tan, Das Tuschezeichen ). Bao Bomu hat recht: Wir alle sollten uns darüber bewusst werden, welche Botschaften und Aufgaben wir an unsere Kinder und Kindeskinder vermitteln möchten. Der erste Schritt besteht darin zu prüfen, welchen familiären Anweisungen wir selbst noch unterliegen, um zu verhindern, dass wir diese – eventuell unerledigten – Aufträge aus Versehen an die nächste Generation übergeben.
    Ausgesprochene Aufträge sind vergleichsweise leicht zu identifizieren, was aber nicht heißt, dass wir uns leichter von ihnen lösen können. Ein Beispiel: Der leistungsbezogene elterliche Auftrag »Bring gute Noten nach Hause« kann sich im Laufe der Zeit verwandeln in »Sei erfolgreich« und so stark wirken, dass er uns im Erwachsenenleben sogar unsere Gesundheit und unsere Beziehungen kostet. Unausgesprochene, verdeckte Aufträge sind schwieriger zu erkennen, sie wirken im Verborgenen und machen es den Empfängern dementsprechend schwer, sich von ihnen zu lösen.
    Mancher Auftrag zielt inhaltlich darauf ab, dass das Kind das elterliche Leben fortsetzt, alles soll so bleiben, wie es ist. Da wird für die erwachsenen Kinder im elterlichen Haus eine Einliegerwohnung abgetrennt oder auf demselben Grundstück ein Haus für die Kinder gebaut. Krankheiten der Eltern werden in diesem Kontext dazu verwendet, die Kinder zu binden, manchmal wird auch dem Kind unbewusst aufgetragen, krank zu sein, Sorgenkind zu sein und

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