Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
gewiss keine Pflanzen ausstarben, und die Polizei legte die Angelegenheit daraufhin zu den Akten.

38 . K APITEL
    S tellt euch vor, heute war die Fürstin Gagarina bei mir«, sagte Flora und schaute über den Mittagstisch von Friedrich zu Ernestine.
    Es war Anfang Juni. Die Saison war in vollem Gange und ein gemeinsames Mittagessen zur Seltenheit geworden.
    Trotzdem hatte Flora so gut wie keinen Hunger. Die drückende Schwüle, die seit Tagen herrschte, bekam ihr nicht. An diesem Tag war ihr regelrecht schlecht davon. Fast hätte sie sich am Vormittag übergeben müssen.
    Mit der Gabel trennte sie ein Stück Forelle ab und tat so, als würde sie es zum Mund führen. Wie streng der Fisch roch – womöglich war er verdorben?
    Â»Fürstin Isabella Gagarina … Allmählich würde mich nicht mehr wundern, wenn sogar der russische Zar zu dir kommen würde«, sagte Friedrich und spießte eine Kartoffel auf.
    Â»Und wenns so wäre?«, gab Flora zurück. »Traust du mir etwa nicht zu, den Zaren zu bedienen?«
    Â»Sag, stimmt es, dass –«, fing Ernestine an.
    Â»Sabine! Wo bleibt die Soße? Der Fisch ist schrecklich trocken«, rief Flora im selben Moment.
    Das Gesicht missmutig verzogen, ging die Magd mit der Sauciere um den Tisch. Als sie bei Flora angekommen war, hielt diese die Hand über ihren Teller. »Jetzt habe ich es mir doch anders überlegt. Jedenfalls«, fuhr sie fort, ohne Sabine weiter zu beachten, »will die Fürstin in zwei Wochen ein italienisches Sommerfest feiern. Ich soll dafür den Park ihres Palais’ dekorieren!«
    Friedrich lachte abfällig. »Palais Gagarin – wenn ich das schon höre! Bevor die Fürstin das Gebäude für viel Geld umbauen ließ, war das einfach nur die gute alte Schweigertmühle. Aber ein deutscher Name war den Russkis wohl nicht gut genug.«
    Â»Na und? Was willst du damit schon wieder sagen?«
    Â»Kinder, nun streitet euch nicht«, ging Ernestine dazwischen und tupfte sich mit einem kleinen Tuch den Schweiß von der Stirn. »Worum geht es denn bei diesem … italienischen Fest? Darunter kann ich mir gar nichts vorstellen.«
    Â»Ehrlich gesagt, ich auch nicht.« Flora runzelte die Stirn. »Was weiß ich schon über Italien?«
    Friedrich warf kopfschüttelnd ein: »Italien in Baden-Baden? Ich traue den Russen zwar einiges zu, aber du lieber Himmel, was für eine verrückte Idee.« Er schaute seine Frau an. »Du hast doch hoffentlich abgelehnt? Du brauchst doch nicht mehr jeden Auftrag annehmen. Außerdem gefällt es mir ganz und gar nicht, dass du nachts allein durch die Stadt rennst. Wir hätten uns schon längst auf eine feste Zeit einigen können, zu der ich dich von dem jeweiligen Fest abhole.«
    Flora schnaubte. »Als ob das so leicht wäre. Ach Friedrich, Baden-Baden ist doch sicher. Du machst dir einfach zu viele Sorgen.«
    Friedrich schüttelte den Kopf. »Erst gestern wurden Kurgäste vor dem Holländerhof von einem Stadtstreicher übel beschimpft. Der Mann treibt sich wohl schon seit Längerem in der Stadt herum, man sagt ihm auch einige Diebstähle nach, aber bisher ist es der Polizei nicht gelungen, ihn zu schnappen. Ich will nicht, dass er dir eines Nachts über den Weg läuft!«
    Â»Schön und gut, aber einer Fürstin Gagarina kann man nicht so einfach absagen. Ihre Meinung zählt sehr viel. Wenn mir also dieser Auftrag gelingt, dann … Aber das verstehst du ja eh nicht.« Manchmal konnte Friedrich unmöglich sein. Flora schob ärgerlich ihren Teller von sich. Jetzt war ihr der Appetit vollends vergangen.
    Â»Kind, mach dich nicht verrückt, du bist doch auch so schon der Liebling der Saison«, sagte Ernestine und tätschelte Floras Hand. »Stell dir vor, Josef Kuttner war vorgestern in der Grün’schen Apotheke. Er habe gar nicht gut ausgesehen und nach einem Schlafmittel verlangt, sagt Gretel. Wahrscheinlich raubtihm dein Erfolg die Nachtruhe!« Vor lauter Erzähleifer fiel Ernestine ein Stück Fisch von der Gabel.
    Wenigstens die Schwiegermutter freute sich, dachte Flora, im Gegensatz zu meinem Ehemann.
    Sie musste schlucken und spürte, wie Tränen in ihr hochstiegen. Wütend funkelte sie Friedrich an. »Das ist mal wieder typisch. Jetzt, wo der Laden so gut läuft, passt dir das auch wieder nicht. Statt dass du mir

Weitere Kostenlose Bücher