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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Champagnerkorkens zu hören.

    Â»Alle sind weg!«, jammerte Flora, als sie zurück im Laden war.
    Â»Wer weiß, wen von meinen Kunden ich in der nächsten Saison überhaupt wiedersehe. Womöglich kehren sie Baden-Baden für immer den Rücken? Und keiner hat sich von mir verabschiedet …« Nicht einmal Konstantin, fügte sie im Geist hinzu.
    Â»Was hast du denn erwartet?«, kam es von Sabine. »Dass dir die reichen Kurgäste einzeln adieu sagen? Du kommst auf Ideen! Bist du nicht froh, dass es von nun an etwas ruhiger zugehen wird?«
    Â»Natürlich.« Flora biss sich auf die Lippe. Bestimmt hatten die Leute es furchtbar eilig gehabt: Anstehende Theaterpremieren, Schiffspassagen, geschäftliche Termine – wahrscheinlich waren sie durch die überlange Saison für all das schrecklich spät dran. Ja, so musste es sein, tröstete sich Flora. Fürstin Nadeshda, Irina Komatschova und ein paar andere hätten ihr sonst gewiss auf Wiedersehen gesagt. Und Konstantin Sokerov auch.
    Nun hatte es doch kein »Später« mehr gegeben.
    Ob sie ihn je wiedersehen würde?

42 . K APITEL
    H eute vor einem Jahr haben wir auf eurer Hochzeit getanzt und nun seid ihr schon eine richtige kleine Familie. Ach Kinder, ich könnte heulen vor Glück!« Hannah klatschte so laut in die Hände, dass der Säugling in seinem Körbchen auf dem Tisch die Augen aufriss und sogleich zu schreien begann.
    Hannah fing sich einen missbilligenden Blick von Flora ein. »Entschuldige, meine Liebe. Ich bin so ein kleines Wesen halt nicht mehr gewohnt.«
    Flora nahm ihr Kind hoch. »Ist nicht so schlimm. Aber hoffentlich schläft Alexander gleich wieder ein … Ich bringe ihn jetzt zu Bett, und wenn ich wiederkomme, trinken wir ein Glas zusammen, in Ordnung? Immerhin feiern wir heute unseren ersten Hochzeitstag!«
    Alexander … Hannah tat sich schwer mit dem Namen. Ein Peter, ein Michael oder Gustav – so hatte ihr eigener Vater geheißen – hätte ihr besser gefallen. Was sie tunlichst für sich behielt, denn Flora schätzte es nicht, wenn man ihr allzu viel dreinredete, das hatte Hannah schnell gemerkt. Friedrich hatte Kuno als Namen für seinen Sohn vorgeschlagen, aber davon hatte Flora nichts wissen wollen. Wie war sie nur auf Alexander gekommen? Gab es nicht einen russischen Zaren mit diesem Namen?
    Kopfschüttelnd schaute Ernestine ihrer Schwiegertochter hinterher. »Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich das Mädchen von der Geburt erholt hat. Was war ich damals erschöpft …«
    Hannah zuckte mit den Schultern. »Da sind wir Kerner-Frauen wohl etwas robuster. So eine Schwangerschaft ist schließlich keine Krankheit.«
    Â»Nun ja, ich weiß nicht … Ich hatte damals so ein Rumoren im Bauch, ein Gluckern, nein, eher war es ein Poltern, genau! Also an manchen Tagen, da –« Während sich Ernestine über sämtliche Zipperlein ausließ, die sie während ihrer Schwangerschaften gespürt hatte, schweiften Hannahs Gedanken ab zum Tag ihrer Ankunft in Baden-Baden.
    Am zweiten Januar, einen Tag vor Alexanders Geburt, war sie angekommen – als hätte sie es geahnt!
    Beim Anblick ihrer Tochter war Hannah ganz anders geworden. Es lag nicht allein an Floras dickem Bauch, es war ihre ganze Art, ihre Ausstrahlung, die so gar nichts mehr gemein hatte mit der Flora, die vor einem Jahr Gönningen als frischgebackene Ehefrau verlassen hatte. Auch waren ihre Bewegungen gar nicht so schwerfällig und kantig wie bei anderen Schwangeren, vielmehr strahlte Flora eine Selbstsicherheit aus, um die Hannah ihre Tochter geradezu beneidete.
    Wie eine Königin, war es ihr durch den Kopf geschossen.
    Â»Einen Tag vor Weihnachten stand sie noch im Laden! Immerhin hat sie zuvor abends recht früh zugemacht, aber ein bisschen Ruhe hatten wir nach der Saison auch bitter nötig«, erzählte Friedrich. Geräuschlos öffnete er die Sektflasche, die Sabine gebracht hatte. »Die ganze Hektik hat ihr nicht gutgetan, manchmal war sie so fahrig, so nervös …« Er winkte ab.
    Hannah hielt ihm ihr Glas hin. »Tja, Gönninger Frauen sind halt temperamentvoll …«
    Â»Ihr seid tatsächlich irgendwie … anders«, sagte Ernestine. Weder ihrem Ton noch ihrer Miene war zu entnehmen, ob dies als Kompliment aufzufassen war.
    Flora kam wieder, und zu viert

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