Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
Sabine, die Alexander und den Laden gehütet hatte, ging nach der Rückkehr der beiden Frauen in die Küche, um Tee zu kochen.
    Â»Schau dir das an, die Fenster sind wieder einmal völlig beschlagen.« Noch im Mantel, versuchte Flora hektisch, die Glasscheiben trockenzuwischen.
    Â»Wozu die Mühe? Bei dem Wetter bleibt doch sowieso niemand stehen, um sich deine Dekorationen anzugucken«, sagte Hannah. »Vielleicht wäre es besser, zuerst den Schnee zu räumen. Wenn du mir eine Schaufel gibst, könnte ich –«
    Â»Nichts da, du bleibst mit Alexander hier sitzen. Und wenn Sabine den Tee bringt, machst du es dir richtig gemütlich«, unterbrach Flora ihre Mutter. Für ihren Geschmack tat Hannah schon viel zu viel. Am Ende hieß es noch, sie, Flora, würde mit der Arbeit nicht fertig werden! Nun, da Hannah bei allen Gärtnern in Baden-Baden vorstellig geworden und ihr Auftragsbuch voll war, sollte sie eine schöne Zeit mit ihrem Enkel verbringen, mehr nicht.
    Hannah seufzte. »Dir ist wirklich nicht zu helfen, Kind! Da hat dein Friedrich schon recht, du –«
    Flora unterbrach ihre Mutter mit einem Kuss auf die Wange. »Es ist so schön, dich hier zu haben! Von mir aus könntest du für immer und ewig bleiben.«
    Â»Na, da würde dein Vater aber –« Hannah brach ab, als vor der Ladentür ein schriller Schrei ertönte.
    Flora ließ ihren Lappen fallen und stürzte nach draußen.

    Â»Das ist ja gerade noch mal gutgegangen! Bitte stützen Sie sich auf meinen Arm … Gnädige Frau, Sie sind leicht wie eine Feder, wenn ich das anmerken darf.«
    Fassungslos schaute Flora zu, wie Konstantin Sokerov Schnee von Gretel Grüns Hinterteil wischte. Einen Moment lang glaubte sie an eine optische Täuschung inmitten des Schneetreibens, doch er war es tatsächlich.
    Seine Haare waren länger als im Herbst, sein Teint gebräunt. Einen schwarzen Fellmantel, wie er ihn trug, hatte Flora noch nie gesehen, wahrscheinlich war das im Ausland derzeit Mode …
    Gut sah er darin aus. Und irgendwie verwegen.
    Konstantin Sokerov war wieder da! Und sie hatte schon befürchtet, sie würde ihn nie wiedersehen.
    Kuckucksspucke, was machte er hier mitten im Winter?
    Noch immer sprachlos vor Schreck und Freude, hielt Flora endlich die Ladentür auf.
    Bevor die Apothekergattin zu einer Schimpftirade wegen des ungeräumten Trottoirs anheben konnte, ergriff Konstantin eines der Topfveilchen. »Erlauben Sie mir als Ihrem … Retter, Ihnen dies zu überreichen?« Er zwinkerte Gretel Grün vertraulich zu. »Ich weiß, eine tapfere Dame wie Sie hätte eigentlich stolze Rosen verdient, aber …«
    Voller Bewunderung beobachtete Flora, wie Konstantin so lange besänftigend auf die Apothekergattin einsprach, bis sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte.
    Kurze Zeit später verließ Frau Grün den Laden mit glühenden Wangen und dem Veilchen in der Hand.
    Stürmisch drehte sich Flora zu Konstantin um und drückte seine Hand.
    Â»Vielen Dank! Jetzt sind Sie schon wieder zu meinem Retter geworden. Wären Sie nicht gewesen, hätte Gretel mir bestimmt den Kopf abgerissen.«
    Â»Ich befürchte, das Hinterteil der Dame wird morgen so blau sein wie das Veilchen«, sagte Konstantin trocken.
    Flora lachte laut auf. Im selben Moment spürte sie den Blick ihrer Mutter auf sich. Sie hatte Hannah glatt vergessen!
    Â»Willst du nicht mit Alexander in die Küche gehen? Dort ist es bestimmt wärmer«, sagt sie, obwohl der Kanonenofen neben ihr glühte.
    Â»Danke, nein, wir zwei haben es hier eigentlich ganz bequem«, sagte Hannah und lehnte sich mit dem Säugling auf dem Schoß im Stuhl zurück.
    Flora zuckte mit den Schultern, dann wandte sie sich Konstantin zu. »Kann ich Ihnen helfen? Möchten Sie Blumen kaufen? Sagen Sie – was führt Sie mitten im Winter nach Baden-Baden? Als ich Sie sah, war ich … war ich ganz … sprachlos und –« Verlegen brach Flora ab. In ihrem Bauch verspürte sie ein seltsames Kribbeln.
    Wie lange Konstantin wohl schon in der Stadt weilte? Führte womöglich sein erster Weg zu ihr?
    Konstantin begann zu erzählen. »Nach der Schließung des Casinos sind wir sozusagen den Croupiers nachgereist. Monte Carlos angenehmes Klima ist Fürstin Stropolski im letzten Jahr außerordentlich gut

Weitere Kostenlose Bücher