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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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einiger ziemlich hochrangiger Staatsmänner aus Karlsruhe, Stuttgart und sogar Berlin! Baron von Schimmel aus Schwedhausen mit Familie, Volkhard Graf von Fürstenweiler nebst Gattin. Und der da ebenfalls! Schau dir das an – lauter Fürsten und hochrangige Diplomaten.« Er schüttelte den Kopf. »Irgendwie ist es fast eine Ironie des Schicksals, dass gerade die Männer, die einst für den Krieggegen Frankreich mitverantwortlich waren, also die Männer, die Schuld daran haben, dass hier die Franzosen ausbleiben, jetzt selbst als Gäste kommen.«
    Â»Wahrscheinlich wollen sie durch ihr Kommen Baden-Baden gegenüber etwas wiedergutmachen«, sagte Ernestine.
    Friedrich schnaubte. »Das glaubst du doch selbst nicht. Diese Herren kommen aus denselben Beweggründen wie alle anderen Gäste: Weil Baden-Baden etwas zu bieten hat!« Er nickte in Richtung der Anrichte, wo ein kleiner Stapel druckfrischer Programmzettel für die neue Saison lag.
    Unwillkürlich wanderte auch Floras Blick zu der Liste mit den Vergnügungen, die das Kurkomitee unter seinem frisch eingesetzten Kurdirektor organisierte. Da gab es Kammermusik-Soireen, Matineen, Militärkonzerte, Festkonzerte, Symphonie-Konzerte, und das stadteigene Kurorchester spielte gleich drei Mal täglich mit mehr als vierzig Musikern auf! Im Theater gab sich das Großherzogliche Hoftheater zu Karlsruhe die Ehre, und auch andere deutsche Ensembles gaben Vorstellungen.
    Konstantin hatte gemeint, das Baden-Badener Haus würde zu den prächtigsten in ganz Europa gehören. Und dass sie unbedingt einmal mit ihm zu einer Aufführung gehen sollte. Er wollte sie einladen und nach der Vorstellung mit ihr heiße Schokolade mit einem Schuss Rum darin trinken. Als ob das so einfach ginge – er und sie öffentlich in Baden-Baden unterwegs!
    Kuckucksspucke, jetzt hatte er sich schon wieder in ihre Gedanken geschlichen. Dabei sollte sie lieber an Friedrich denken, ihren Ehemann, den Vater ihres Sohnes, dem sie Treue bis ans Ende ihrer Tage geschworen hatte.
    Â»So viele schöne Aufführungen – willst du mich nicht auch einmal ins Theater oder in ein Konzert einladen?«, fragte sie betont fröhlich. »Warum sollen wir all die schönen Dinge nur den Kurgästen überlassen?«
    Friedrich nahm einen Schluck Kaffee. »Weil all die schönen Dinge für die Kurgäste veranstaltet werden?« Die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Ehrlich gesagt halteich dieses Programm für übertrieben. Wann sollen die Gäste eigentlich ihre Bäderkuren genießen? Zwischen zwei Theateraufführungen?«
    Das war wieder einmal typisch für Friedrich. Immer dachte er nur an seine Wässer! Flora wusste nicht, ob der Gedanke sie traurig oder wütend machen sollte.
    Â»â€¦ nicht wahr, Flora?«, sagte Ernestine und rüttelte an Floras Arm. »Kind, hörst du mir überhaupt zu? Ich habe gesagt, Theaterleute haben bestimmt auch einen Sinn für Blumen. Mit deinem Blumen-ABC könntest du sie vielleicht als neue Kunden gewinnen.«
    Flora schaute die Schwiegermutter verständnislos an.
    Â»Also, manchmal bist du noch zerstreuter als ich. Weißt du was, ich werde selbst ins Theaterhaus gehen und die Garderobenmädchen fragen, ob sie bereit wären, deine Heftchen an die Gäste zu verteilen.« Mit einem gütigen Lächeln tätschelte Ernestine Floras Hand.
    Â»Du könntest in diesem Jahr auch einmal an die kleineren Hotels denken, wenn du das Blumen-ABC auslegst, nicht nur an die großen, vornehmen Häuser«, sagte Friedrich. »Die scheuen ohnehin keine Mühe, um ihren Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Da haben es die kleineren Häuser wirklich schwer mitzuhalten. Gustav Körner zum Beispiel – er ist der Besitzer vom Hotel Marie-Eluise – hat mir erst gestern sein Leid geklagt. Dein Blumen-ABC wäre eine kleine Aufmerksamkeit, die er seinen Gästen zukommen lassen könnte.«
    Flora runzelte die Stirn. »Welchen Gästen? Fürstin Stropolski, der ich geraten habe, ihre Badekur im Hotel Marie-Eluise abzuhalten, hat einmal erwähnt, dass sie bei ihren Anwendungen fast immer der einzige Gast ist. Meine Heftchen würden dort im Moment also gar keine Beachtung finden.«
    Â»Keine Gäste? Das wundert mich nicht. Gustav Körner ist doch die Frau davongelaufen, mit einem

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