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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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draußen ausschenken können. Warum hatte sie bei ihrem ersten Besuch in der Villa nicht bemerkt, wie malerisch der Garten war?
    Weil du dich in dieser Woche wieder einmal auf nichts hast konzentrieren können, du dumme Gans!, schimpfte sie stumm mit sich selbst.
    Eine ganze Woche lang hatte Konstantin sich nicht im Laden blicken lassen. Was war wichtiger als ihre »Seelenverwandtschaft«, dass er sie so einfach vergessen hatte? Hatte sie sich das unsichtbare Band zwischen ihnen nur eingebildet? Und warum ging ihr das alles so nahe?
    Seufzend ließ sich Flora auf einer Steinbank nieder. Vielleicht würde es ihr bessergehen, wenn sie ein wenig zur Ruhe kam.
    Was ist nur mit mir los?, fragte sie sich zum wiederholten Male, während sie neben der Bank gedankenverloren eine einsam stehende Margeritenblüte abzupfte.
    Ihre Arbeit erledigte sie nur mit Müh und Not, Friedrich gegenüber war sie gereizt, selbst Alexander hatte diese Woche ihre Ungeduld zu spüren bekommen.
    Er kommt, er kommt nicht, er kommt, er –
    Erschrocken starrte Flora auf die zerrupfte Margeritenblüte in ihrer Hand.
    Noch nie zuvor hatte sie das Blumenorakel für sich selbst in Anspruch genommen. Angewidert warf sie die Blume weg und wischte sich die Hände an ihrem Rock ab, als wären sie besudelt.

    Die am Boden liegende Frau war von einer Traube Menschen umringt. Ohne Rücksicht auf den feinen Stoff knieten sie auf dem Unterteil ihres Kleides, jemand fächerte ihr Luft zu, ein anderer hielt ihr ein Fläschchen mit Riechsalz unter die Nase, ein junger Mann – wahrscheinlich der Verlobte höchstpersönlich – tupfte ihr eisgekühlten Champagner auf die Schläfen. Doch Elenas Ohnmacht war so tief, dass nichts sie zu wecken vermochte.
    Â»Wie konnten Sie nur?«, schrie Fürstin Sophia Flora an und bebte dabei vor Wut.
    Â»Ich … ich weiß auch nicht, wie –« Flora verstummte angesichts des Blicks, mit dem die Fürstin sie bedachte. Er war voller Abscheu und Entsetzen.
    Â»Alles hätten Sie liefern dürfen, jede Blume auf dieser Welt! Nur keine roten Rosen!« Es hätte nicht viel gefehlt, und die Fürstin hätte vor ihr ausgespuckt. »Das werde ich Ihnen nie, niemals verzeihen!«

    Floras Entschuldigung wurde nicht angenommen. Ihr Angebot, ihren schrecklichen Fehler wiedergutzumachen – irgendwie! – auch nicht. Unter einem Schwall russischer Beschimpfungen packte sie die roten Rosen auf den Leiterwagen, und die, die dort keinen Platz mehr hatten, warf sie einfach durch die hintere Tür in den Garten. Egal wohin, solange sie nur aus dem Sichtfeld von Sophia und Elena verschwunden waren!
    Mit hoch erhobenem Haupt verließ Flora das Haus just in dem Augenblick, als der hinzugerufene Arzt eintraf. Doch kaum war sie draußen, traten ihr die ersten Tränen in die Augen. Und als sie die Lichtenthaler Allee erreicht hatte, heulte sie hemmungslos.
    Wie hatte ihr nur solch ein Fehler unterlaufen können? Die Fürstin hatte von roten Rosen gesprochen, ja! Aber dass es die auf keinen Fall hätten sein dürfen, war ihr entfallen … Warum hatte sie sich nicht gleich eine entsprechende Notiz gemacht?
    Abrupt ließ sie ihren Wagen stehen, rannte fort vom Weg, immer weiter hinein in die Wiesen, in denen sie allmorgendlich ihre Blumen pflückte. Sie wollte allein sein, niemand sollte sie finden! Ihr Rock verhedderte sich im hohen Gras, tiefhängende Äste peitschten ihr ins Gesicht, einmal stolperte sie über eine Wurzel – Flora spürte nichts von alledem. Unter einer alten Eiche sank sie endlich mit lautem Wehklagen nieder.
    Noch nie in ihrem Leben war sie so durcheinander gewesen. Ach, wäre sie Konstantin doch nie über den Weg gelaufen, dann müsste sie nicht immer und überall an ihn denken … Dieses Verliebtsein fühlte sich einfach schrecklich an!
    Vor lauter Weinen bebte Floras Oberkörper, hinter ihren Händen, die sie vors Gesicht geschlagen hatte, kannten ihre Tränen keinen Halt mehr.
    Â»Flora! Um Himmels willen! Was ist mit Ihnen los? Ich habe Ihren Wagen gesehen, vorn am Weg …«
    Erschrocken schaute Flora auf und blinzelte gegen das tiefstehende Sonnenlicht. Sie hatte niemanden kommen hören.
    Â»Du? Ausgerechnet du!«, schrie sie, als sie Konstantin erkannte. »Was willst du hier?« Sie schluchzte laut auf. »Ich … Ich will allein

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