Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
sein. Verschwinde, hau ab!« Als er ihren Worten nicht folgte, schlug sie nach ihm. »Du … schrecklicher Kerl! Hätte ich dich nur nie getroffen, du … bringst mir nur Ärger und Unheil …« Bei jedem Wort landeten kleine Spuckefetzen auf Konstantins Gesicht. Flora war es gleichgültig. Und dass sie ihn vor lauter Erregung geduzt hatte, auch. »Eine ganze Woche lang hast du dich nicht blicken lassen, warum also jetzt? Ich hasse dich!«
    Â»Püppi ist tot.«
    Schlagartig verstummte Floras Heulen.
    Konstantin setzte sich neben sie ins Gras. »Seit heute früh sitze ich bei ihr, ich habe die Totenwache nur kurz unterbrochen, weil ich frische Luft schnappen wollte …«
    Â»Wann … ist es passiert? Doch nicht –« Flora, die um die nächtliche Todesangst der Fürstin wusste, brach beim Blick in seine Augen entsetzt ab. »O nein.«
    Â»Vor nichts hatte Püppi mehr Angst als davor, des Nachts vom Gevatter Tod geholt zu werden. Wenn ich nur da gewesen wäre! Vielleicht hätte ich irgendetwas tun können! Aber ich war Karten spielen – ausgerechnet! Als ich zurückkam, lag sie leblos in ihrem Sessel.« Konstantins Augen waren tränennass. »Ich war völlig überrumpelt, nie hätte ich gedacht, dass sie so einfach sterben würde! Sie war schwach, aber wir dachten doch alle, nach ihrer Badekur wäre sie auf dem Weg der Besserung! Sie wollte sogar mit zu Elenas Fest …«
    Elenas Fest … Flora biss sich auf die Unterlippe. Neben Konstantins Trauer war es unwichtig geworden.
    Â»Es tut mir so leid …« Sie streichelte seine Wange, doch er hielt ihre Hand fest, küsste sie. Sein Blick versank in ihrem, gierig, verlangend, sehnsüchtig.
    Â»Flora, schick mich jetzt nicht weg. Du und ich … Noch nie habe ich einen Menschen so sehr gebraucht, wie ich dich brauche …« Er zog sie an sich. Seine Worte verfingen sich in ihrem Haar.
    Und dann lagen sie sich in den Armen. Seine vollen Lippen fanden die ihren, er saugte sich an ihr fest, biss, leckte. Sie antwortete mit kleinen, hektischen Küssen, drängte sich dabei an seine Brust, spürte seine Zunge in ihrem Mund, erschrak kurz, öffnete dann ihre Lippen noch weiter, wollte mehr von ihm, alles von ihm, ihn ganz tief in sich spüren.
    Ein lautes Klirren neben seinem Schenkel ließ sie beide aufschrecken.
    Konstantin hob den Leinenbeutel, der ihm aus der Tasche gefallen war, in die Höhe. An der Art, wie er sich ausbeulte, war zu erkennen, dass er prall gefüllt und schwer war.
    Â»Püppis Schmuck. Und ein Teil ihres Geldes. Ich musste beides in Sicherheit bringen, bevor ich das Zimmer verließ. Die Angestellten klauen wie die Raben, weißt du«, sagte er. Als handele es sich um einen Sack Bohnen, ließ er den Beutel neben sich ins Gras fallen.
    Flora nickte und riss ihren Rock in die Höhe.

49 . K APITEL
    F lora hätte im Nachhinein nicht sagen können, wie sie an diesem Abend nach Hause gekommen war. Wie es ihr gelang, sich zu waschen und sich neben Friedrich ins Bett zu legen, als wenn nichts gewesen wäre.
    Beide Hände zwischen ihre Beine gepresst, schlief sie vor lauter Erschöpfung irgendwann ein.
    Konstantin …
    Als Alexanders fröhliches Gebrabbel sie am nächsten Morgen weckte, stand sie auf. Schlafwandlerisch ging sie in die Küche, bereitete Milchbrei zu, fütterte ihren Sohn. Friedrich war schon weg, er hatte ihr einen Zettel mit der Nachricht hinterlassen, dass er am Abend zu einer Sitzung des Kurkomitees eingeladen war. Gott sei Dank.

    Wie an jedem Montagmorgen war die Straße voller Fuhrwerke, von denen es eines eiliger zu haben schien als das andere. Fußgänger hatten es schwer, zwischen all den Pferdehinterteilen und Wagen durchzukommen. Vor der Druckerei stand ein besonders großer Wagen voller Kartons. Flora schlängelte sich vorbei, darauf bedacht, nirgendwo mit ihrem Sommerblumenstrauß anzuecken. Sie erwiderte weder den Gruß der Hebamme, die ihr geholfen hatte, Alexander auf die Welt zu bringen, noch hörte sie, wie ihr der Besitzer der Druckerei durchs offene Fenster einen schönen Morgen wünschte. Als sie an den Promenadenboutiquen vorbeikam, warf sie nicht wie sonst unauffällig einen Blick hinüber zum Maison Kuttner. Der Blumenladen interessierte sie nicht. Die anderen hübschen Geschäfte ebenfalls nicht. Sie wollte

Weitere Kostenlose Bücher