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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Püppis Perlenschnüre, Saphirringe und Smaragdcolliers. Beim einen oder anderen Stück war ihm regelrecht das Wasser im Mund zusammengelaufen. Kleine Spuckebläschen hatten sich in seinen Mundwinkeln gebildet. Konstantin erkannte solche Zeichen der Gier und er hatte die Preise entsprechend nach oben korrigiert.
    Das Geld, das er für die Preziosen bekommen hatte, würde den Aufenthalt in Europas Sommerhauptstadt für ihn äußerst angenehm gestalten. Und um die Zeit danach musste er sich auch keine Sorgen machen. Monte Carlo? Paris? Oder eine Schiffsfahrt nach Amerika? Alles kein Problem.
    Noch nie in seinem Leben hatte er über so viel Geld verfügt. Vielleicht sollte er sein Glück auf der Rennbahn in Iffezheim wagen? Auf alle Fälle würde er versuchen, sein Geld beim Kartenspiel noch zu vermehren, immerhin war er ein guter Spieler.
    Die Kutsche bog in Richtung des Hotels Europäischer Hof ab, und einen Moment lang bedauerte Konstantin, dass die Fahrt gleich zu Ende sein würde. Es war zu angenehm, solch herrlichen Gedanken nachzuhängen!
    In zwei Tagen würde Püppis Beerdigung stattfinden. Da sie keine nahen Verwandten besaß, die in dieser Angelegenheit ein Wörtchen hätten mitreden wollen, hatte Konstantin die Sache so geregelt, wie er es für richtig befand. Nadeshda Stropolski würde – wie viele andere Russinnen und Russen auch – in Baden-Baden beerdigt werden. An dem Ort, an dem sie so viele glückliche Stunden verbracht hatte. Nach der Beerdigung würde man sich zu einem kleinen Leichenschmaus treffen, den er noch organisieren musste. Irina und Graf Popo hatten beide zustimmend genickt, als Konstantin sie in seine Pläne einweihte.
    Zwei Tage noch, und dann würde er endlich frei sein!
    Gleich heute würde er den Auszug aus dem Europäischen Hof in die Wege leiten. Er hatte genug vom goldenen Käfig. Ein billiges Hotel würde seinen Ansprüchen genügen. Das Leben war viel zu aufregend, um es in irgendeinem Zimmer zu verbringen. Der Umzug würde schnell vonstatten gehen – die meistenseiner Sachen hatte er schon am Vorabend in Püppis Koffer gepackt. Von ihren Sachen würde er lediglich die wertvollen Pelze mitnehmen. Und die Kiste mit den handbemalten Fächern. Das silberne Schreibbesteck war auch zu wertvoll, um es den Zimmermädchen zu überlassen. Das Toilettenset aus Gold würde er zu den Pelzen packen – für schlechte Zeiten sozusagen. Die hoffentlich nie kommen würden.
    Um den Rest ihrer Sachen mochte sich kümmern, wer wollte. Konstantin gab dem Droschkenfahrer ein ordentliches Trinkgeld. Der arme Mann würde ein Leben lang angewiesen sein auf Fahrgäste, gutes Wetter, gesunde Gäule …
    Er, Konstantin Sokerov, hingegen war vom heutigen Tag an auf niemanden mehr angewiesen.
    Püppis Personal hatte er schon gestern entlassen. Sie selbst hatte natürlich keinerlei Vorkehrungen für den Fall ihres Ablebens getroffen. Warum sollte es also ihn interessieren, wie die Leute zurück in ihre Heimat kamen? Trotzdem hatte er jedem ein bisschen Geld in die Hand gedrückt und Glück gewünscht. Püppis Zofe hatte er außerdem die grellrosafarbenen, giftgrünen und viel zu jugendlichen Kleider geschenkt, die allesamt nach Püppi rochen.
    Ihn schauderte. Noch immer hatte er diesen Geruch in der Nase, den Geruch nach Angst und Einsamkeit, nach Alter und Zerfall.
    Laut Popo gab es ein Testament. Püppi war eine reiche Frau gewesen, mit großem Landbesitz in der Nähe von Petersburg. Der Graf hatte versprochen, sich darum zu kümmern. Aber das könne dauern, hatte er hinzugefügt. Konstantin war das Testament gleichgültig: Seines Wissens hatte Püppi in den letzten eineinhalb Jahren keinen Advokaten aufgesucht – wie sollte dann sein Name in diesem Testament auftauchen?
    Nein, für ihn würde mit der Beerdigung das letzte Püppi-Kapitel abgeschlossen sein.
    Keine Abhängigkeiten mehr. Keine fahle Haut, keine schlaffen Brüste, keine weinerliche Anhänglichkeit.
    Vom heutigen Tage an konnte er sich die Frauen nach seinem persönlichen Geschmack auswählen und nicht nach ihrer gut gefüllten Geldtasche. Und für die nächsten Wochen, vielleicht auch Monate, hatte er nur eines im Sinn: sich prächtig zu amüsieren!
    Natürlich würde er sich irgendwann eine neue Gönnerin suchen – warum sollte er sein

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