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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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eigenes Geld ausgeben, wenn sich immer wieder eine Dame fand, die willig für ihn zahlte? Aber das hatte alles noch Zeit – er würde einen Teufel tun und sich sofort wieder an eine alte Witwe binden.
    Das Blumenmädchen dagegen war eine nette Abwechslung. In der Tatsache, dass er ausgerechnet sie an Püppis Todestag genommen hatte, sah Konstantin geradezu eine tiefliegende Logik: Hatte Püppi ihn nicht einst mit ihr bekannt gemacht? So gesehen war Flora beinahe eine Art »Vermächtnis« der Verstorbenen …
    Wie willig sie sich ihm hingegeben hatte! Er hatte schon nicht mehr daran geglaubt, bei ihr je zum Ziel zu kommen. Warum er Flora trotzdem fast täglich in ihrem Laden aufgesucht hatte, verstand er selbst nicht ganz. Wahrscheinlich lag es daran, dass er in Baden-Baden so wenig junge Leute kannte. Und Flora war nicht nur jung und hübsch, sondern hatte außerdem noch Temperament, Mut und Fantasie. Es machte einfach Spaß, sich mit ihr zu unterhalten! Wie sie sich in ihre Arbeit hineinsteigern konnte – ein bisschen beneidete Konstantin sie um diese Gabe. Nach einem Gespräch mit ihr fühlte er sich selbst immer besonders energiegeladen, gerade so, als würde ihre Tatkraft auf ihn abfärben.
    Die eifrige Blumenbinderin … Eine solche Leidenschaft hätte er bei ihr gar nicht vermutet.
    Flora war ein Kind, in dem die Frau erst wachgeküsst werden musste. Konstantin schmunzelte.
    Später am Tag würde er sie aufsuchen, er musste den Blumenschmuck für Püppis Beerdigung bestellen.
    Sollte er gleich ein neues Stelldichein ausmachen? Warum nicht, am Nachmittag, wenn sein Umzug in eines der kleineren Hotels vonstatten gegangen war, würde er Zeit für ein bisschen Liebe haben.

50 . K APITEL
    I ch habe an viele farbenprächtige Blumen gedacht, verschiedene Sorten – Püppi liebte die Vielfalt.«
    Â»Ja, ich weiß.« Aus dem Augenwinkel warf Flora einen Blick in Richtung Hintertür. Alles war ruhig. Ernestine hielt zusammen mit Alexander ein Mittagsschläfchen, Sabine und die Küchenhilfe kochten Erdbeermarmelade.
    Mit zittrigen Händen schlug sie ihr Bestellbuch auf, notierte Konstantins Auftrag. Als ob sie auch nur eines seiner Worte vergessen hätte! Aber die Beschäftigung mit Stift und Buch gewährte ihr den Moment, den sie brauchte, um sich zu sammeln.
    Bisher hatte Konstantin den gestrigen Vorfall mit keiner Silbe erwähnt. War er ein Ehrenmann oder bedeutete dies lediglich, dass er dem Ganzen geringere Bedeutung beimaß, als sie es tat? Sie räusperte sich, zählte bis drei und hob dann zu dem Satz an, den sie im Geist den ganzen Vormittag geübt hatte.
    Â»Es ist mir eine Ehre, Blumen für die Beerdigung der Fürstin liefern zu dürfen.« Sie zuckte zusammen, als Konstantin ihre Hand nahm und sie sanft drückte.
    Â»Konstantin … Warum … machst du es mir so schwer? Ich bin eine verheiratete Frau! Was geschehen ist, war ein einmaliger Fauxpas, vorbei und vergessen. Dass es überhaupt so weit kam, ist unverzeihlich.« Flora staunte über sich und die Entschlossenheit, die in ihren Worten mitschwang. Gut so! Sie holte erneut Luft. »Vielleicht ist es am besten, wenn du zukünftig deine Blumen anderswo kaufst.« Sie zog ihre Hand zurück und rieb sie, als habe sie in einen Busch Brennnesseln gegriffen.
    Wie immer, wenn Konstantin lachte, kräuselten sich rings um seinen Mund kleine Lachfältchen. Flora widerstand nur schwer der Versuchung, sie mit tausend Küssen zu bedecken.
    Â»Und wenn ich meine Blumen nicht anderswo kaufen will?« Er sah sie so durchdringend, so innig an, dass sie sich vor Schwindel an der Ladentheke festhalten musste. Gleich darauf zog er Flora an sich und flüsterte ihr mit heißem Atem ins Ohr: »Flora, Liebste, in deinen Armen kann ich wenigstens für kurze Zeit meinen Schmerz vergessen. Ich weiß, dass ich dich nie besitzen werde, aber ich flehe dich an: Versetze mir nicht einen Tritt wie einem lästigen Hund!« Wieder nahm er ihre Hand, küsste jeden einzelnen Finger und saugte an ihrem Daumen wie an einer reifen Frucht.
    Flora stöhnte auf, während er ihr den Namen seines neuen Hotels und die Zimmernummer nannte.
    Â»Ich warte auf dich …«
    Kaum war Konstantin weg, schnappte sich Flora einen Bund Blumen und lief zur Küchentür.
    Â»Ich muss etwas ausliefern, bitte pass auf den Laden auf!

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