Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
entgegnete Ernestine fahrig. »Gar nichts weiß ich.« Schon wurde ihre Stimme brüchig, und ihre Augen glänzten verdächtig. »Aber irgendwie muss es doch weitergehen. Und sind wir es Flora nicht auch irgendwie schuldig, dass wir es wenigstens versuchen?«
    Sabine zuckte nichtssagend mit den Schultern.
    Â»Hallo! Bekomme ich hier meine Blumen oder muss ich zum Markt gehen?«, tönte es vom Laden her.
    Else Walbusch, natürlich! Sabine konnte sich nicht daran erinnern, wann die Frau das letzte Mal Blumen bei ihnen gekauft hatte. Aber sicher hatte ihr ein Vöglein ins Ohr gezwitschert, was im Hause Sonnenschein los war, und nun kam sie, um sich am Elend anderer zu ergötzen!
    Wütend funkelte Sabine die Frau an.
    Â»Will die gnädige Frau es nicht wagen? Ich helfe Ihnen auch durch eine besonders gute Beratung«, sagte der Gärtner.
    Â»Sabine …?« Schon flatterte Ernestines unsicherer Blick erneut zu der Magd. »Was meinst du?«
    Sabine seufzte. »Na ja, es wird schon zu schaffen sein.«
    Ernestine lächelte den Gärtner tapfer an. »Geben Sie mir von jeder Sorte einen Bund! Und so viel Grünzeug dazu, wie Sie für richtig halten.«
    Â»Aber dafür müssen Sie uns heute besonders gute Preise machen«, fügte Sabine eilig hinzu, den missbilligenden Blick des Gärtners ignorierend.

    Â»Und dann hätte ich noch diese wunderschönen Sonnenblumen. Oder wie wäre es mit Astern?« Fragend hielt Ernestine beide Blumensorten in die Höhe.
    Â»Sonnenblumen, ja, ja …«, sagte Else Walbusch. Dann beugtesie sich über die Ladentheke und tat so, als wolle sie verhindern, dass Sabine ihre Worte mitbekam, dabei dröhnte ihre Stimme durch den ganzen Raum. »Sag, stimmt es wirklich, was man sich auf der Straße erzählt? Dass dein Friedrich seine Frau rausgeworfen hat?«
    Ernestine zuckte erschrocken zusammen.
    Das fängt ja wunderbar an, dachte Sabine grimmig.
    Â»Wenn dich jemand nach Flora fragt, dann tu so, als ob sie nach Gönningen gefahren ist«, hatte die gnädige Frau am Montag früh zu ihr gesagt. Sabine war gleich klar gewesen, dass sie mit dieser Taktik nicht sehr weit kommen würden.
    War es damals, als ihr Bruder in die Kirche eingebrochen war und den Opferstock geklaut hatte, nicht genauso gewesen?
    Einen Moment lang war Sabine so in ihre Erinnerungen versunken, dass sie Ernestines Antwort nicht mitbekam. Die schrille Stimme von Else Walbusch entging ihr dafür nicht. »Mein Otto fragt, ob dein armer Bub schon die Scheidung eingereicht hat? Bei euch Lutheranern geht so etwas ja.«
    Ernestine griff sich an die Kehle, als ob sie von einem Moment zum anderen keine Luft mehr bekäme. »Himmel hilf, an so etwas habe ich noch gar nicht gedacht …«
    Else nickte wichtigtuerisch. »Weißt du nicht mehr? Der alte Schneider oben hinter dem Marktplatz – als dessen Margret mit dem Sohn vom Förster Schwarz auf und davon ist, hat er sein Weib gleich wegen Ehebruchs angezeigt! Womöglich plant dein Bub längst etwas Ähnliches.«
    Â»Entschuldigen Sie, wenn ich Ihre Diskussion unterbreche«, mischte sich nun auch noch die feine Dame, die kurz nach Else Walbusch den Laden betreten hatte, ins Gespräch. »Ich möchte nur rasch das Bukett für die Silberhochzeit abholen.«
    Â»Das Bukett für die Silberhochzeit …« Ernestines Blick irrte an die Decke, als erhoffe sie sich von dort eine Erleuchtung.
    Â»Ja, die weißen Rosen mit den silbernen Schleifen! Flora Sonnenschein sagte doch, es sei heute früh fertig.« Ungeduldig schaute die Dame von Ernestine zu Sabine. »Was ist denn nun?«
    Du liebe Güte, das war bestimmt eine Offiziersgattin! »Leider konnte Ihr Auftrag nicht ausgeführt werden, unsere Blumenbinderin war … verhindert«, sagte Sabine, als von Ernestine noch immer nichts kam.
    Kaum war die Dame wutentbrannt abgerauscht, erhob Else Walbusch erneut ihre Stimme. »Ich sag nur: das arme Kind!« Ihr Blick fiel auf Alexander, der in einem Korb lag und auf einem Zweig herumkaute. »Dass eurer Flora nicht ganz zu trauen war, hab ich schon immer geahnt. Wenn ich an den Vorfall mit den Giftpflanzen denke – fast gestorben bin ich damals! Dir gings doch auch ganz schlecht, nicht wahr?« Um Zustimmung heischend schaute sie Luise Schierstiefel an, die inzwischen den Laden betreten hatte. »So schlimm wars

Weitere Kostenlose Bücher