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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Einkaufspreise der Blumen.
    Ein Anflug von Stolz huschte über Floras Gesicht. Eigentlich hatte sie sich bisher doch wacker geschlagen, oder?
    Schon im nächsten Moment verdunkelte sich ihre Miene wieder.
    Wo blieb nur Herr Sonnenschein? Ging es ihm noch nicht besser? Und warum sagte Sabine ihr nicht Bescheid?
    So hatte sie sich ihren ersten Tag nun wirklich nicht vorgestellt! Da stand sie nun mutterseelenallein in einem Baden-Badener Blumenladen und musste sehen, wie sie zurechtkam. Von wegen: »Halte dich zurück, Kind!« – wie die Mutter ihr geraten hatte. Kuckucksspucke, wenn sie das den Eltern schrieb …
    Aber ehrlich gesagt hatte sie recht viel Vergnügen bei ihrer Arbeit.

    Flora war gerade dabei, die Topfblumen zu gießen, als die Ladenglocke erneut bimmelte.
    Â»Das Durchkommen wird in dieser Straße von Tag zu Tag schwieriger!« Die Türklinke noch in der Hand, klopfte der Mann mit seinem rechten Schuh an den linken. Eine Menge Sand rieselte auf den Boden. »Kuno?«
    Â»Der gnädige Herr ist nicht da. Wenn ich Ihnen behilflich sein darf?« Flora deutete einen leichten Knicks an.
    Der Mann musterte sie von oben bis unten. »Dann bist du also das Lehrmädchen. Gestatten – Schierstiefel, Herrenausstatter! Mein Laden liegt ein Stück die Straße hinab. Dienstags hole ich immer Nelken für meine Frau. Aber wenn Kuno nicht –«
    Â»Oh, das ist überhaupt kein Problem!«, sagte Flora hastig und kam hinter der Theke hervor. Das war also der Mann mit dem Schneidergesellen Moritz! »Jede Woche ein Blumenstrauß, und dazu noch Nelken, die als das Symbol für innige Freundschaft gelten. Wie schön! Darf ich dieses duftende Kräutlein als kleines Geschenk dazulegen? Umsonst, versteht sich!«

    Als Sabine gegen achtzehn Uhr mit dem Ladenschlüssel und der Nachricht, der Herr habe sich für heute ganz zurückgezogen, in den Laden kam, war Flora so erschöpft, dass sie nur noch nicken konnte. Aber dass ihr dabei gleich die Augen so tränen mussten! Nicht, dass sie sich bei Herrn Sonnenschein angesteckt hatte?
    Ihr erster Arbeitstag … Flora kam er wie ein Monat vor!

12 . K APITEL
    A m Abend hatte sich Kuno noch immer nicht ganz erholt. Seine Augen tränten zwar nicht mehr, auch war der Husten verschwunden, aber sein Hals war so wund, dass er außer einem Krächzen kaum etwas herausbrachte.
    Der doch noch hinzugerufene Arzt runzelte die Stirn. »Seltsam … Normalerweise würde ich eine Reaktion wie bei einem sehr heftigen Heufieber vermuten, aber …« Gedankenverloren zupfte er an seinem Bart.
    Â»Ja …?«, hauchte Ernestine.
    Der Arzt schaute auf. »Ich hatte heute schon mehrere Patienten mit ähnlichen Beschwerden, alle hier in der Straße. Gerade war ich bei den Schierstiefels! Vielleicht doch ein ansteckender Virus …« Sein Blick fiel auf Flora, die im Türrahmen stand und lauschte. »Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, junge Frau – Sie sehen auch etwas angegriffen aus. Die Augen gerötet, die Nase läuft …«
    Â»Du lieber Himmel, sagen Sie doch so was nicht! Das Mädchen ist gerade einmal einen Tag bei uns, und schon soll sie sich mit einer Krankheit angesteckt haben? Wenn das ihre Eltern erfahren …« Ernestine presste beide Hände an die Brust. »Herr Doktor, mir ist auch schon ganz mulmig zumute!«

    Am nächsten Morgen fühlte sich Kuno immer noch etwas schwächlich. Flora, der außer einer triefenden Nase nichts fehlte, überzeugte Friedrich und seine Mutter davon, dass sie das Geschäft auch allein würde hüten können.
    Also machte sich Flora für die Arbeit im Laden fertig. Sie war so erfüllt von einer inneren Aufregung und Vorfreude, dass sie ihr fröhliches Strahlen kaum unterdrücken konnte. Voller Elan drehte sie den Schlüssel der Ladentür um, während sie schon Pläne für den Vormittag schmiedete. Gestern waren die Morgenstunden ziemlich ruhig gewesen. Wenn das heute wiederso war, würde sie diese Zeit nutzen, um den Boden zu wischen und –
    Flora war noch nicht an der Ladentheke angelangt, als ihr Schrei durch den Raum gellte.
    Panisch rannte sie nach draußen.

    Â»Das ist nicht dein Ernst!« Sabine schüttelte heftig ihren Kopf. Mit langem Hals spähte sie in den Laden, ohne auch nur eine Fußspitze über die Schwelle zu setzen. »Das

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