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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Lächeln. Zum Glück hatten die Eltern angekündigt, gleich nach der Kirche der Familie Grün einen Besuch abstatten zu wollen.
    Er war schon an der Tür zum Garten, als er von der Straße her Sabine in dieselbe Richtung steuern sah. Stirnrunzelnd ging Friedrich wieder ins Haus. Hoffentlich nahm sie Flora nicht allzu lang in Beschlag.

    Eigentlich bin ich ja nicht nach Baden-Baden gekommen, um wieder in der Erde zu wühlen, dachte Flora, während sie auf den Spaten gestützt ihren schmerzenden Rücken rieb. Der Schweiß rann ihr den Rücken hinab, ihr Gesicht war verschwitzt und juckte, die Haare klebten.
    Aber wenigstens lohnte sich die Mühe: Die Beete waren endlich frei von jeglichem Unkraut oder Steinen, der Boden herrlich krümelig.
    Die Kirchenglocken läuteten elf Uhr, als Flora voller Vorfreude den Leinensack mit dem Saatgut aufband. Sie musste sich beeilen, wenn sie bis zum Mittagessen fertig werden wollte.
    Ein wohlbekannter, würziger Duft entfaltete sich, als Flora die erste Tüte mit dem hauchfeinen Mohnsamen, der beim kleinsten Windhauch davonflog, öffnete.
    Wie sehr erinnerte der Geruch sie an die elterliche Packstube!
    Kapuzinerkresse, Studentenblumen, Zinnien und die zarten Samen des Sonnenhuts – sorgfältig bettete Flora alle Saatkörner in die leicht angefeuchtete Erde.
    Hoffentlich würden die vorwitzigen Vögel aus dem Birnbaum die Samen nicht bei der nächsten Gelegenheit aus der Erde picken, bangte Flora, während sie ihre Werkzeuge zusammenpackte. Am besten wäre es, wenn Friedrich ihr eine Vogelscheuche baute …
    Â»Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen? Solche Arbeiten am heiligen Sonntag?«
    Erschrocken schaute Flora auf. Sabine stand vor ihr und hielt ihr eine Handvoll Erdbeeren hin. »Die habe ich vorhin geschenkt bekommen – willst du eine?«
    Genussvoll ließ Flora eine der Erdbeeren im Mund zergehen. Von welchem freundlichen Gönner Sabine die Früchte hatte und ob sie ihn wie den Schlachter dafür hatte küssen müssen, wollte sie lieber nicht wissen …
    Â»Und – wie findest du mein Werk?«, fragte sie.
    Â»Außer einem Viereck brauner Erde sehe ich zwar nichts, aber das sieht ganz ordentlich aus«, entgegnete Sabine. »Dass da mal Blumen wachsen, kann ich mir noch nicht vorstellen …«
    Flora lachte. »Darüber staune ich bei uns im Garten auch Jahr für Jahr. Was meinst du – soll ich noch ein wenig die wuchernden Hecken zurückschneiden?«
    Â»Hör mal, der Herrgott hat die Welt doch auch nicht an einem Tag erschaffen! Außerdem kommen die Sonnenscheins sicher bald zurück – wenn die gnädige Frau dich so sieht, kriegst du mächtig Ärger. Also komm rein, ich mach dir Wasser warm, damit du dich waschen kannst. Du siehst schlimmer aus als ich, wenn ich Großputz habe!«
    Flora schaute an sich hinab. Ihr Rock hatte braune, feuchte Stellen vom Knien. Auch ihre Hände waren schmutzig, ihr Zopf hatte sich gelöst und baumelte zerzaust über ihre rechte Schulter. Ob da eine Schüssel heißes Wasser überhaupt reichen würde?
    Â»Aber was ist, wenn es dem Herrn Sonnenschein in den nächsten Tagen wieder schlechtgeht? Dann muss ich den Laden hüten und habe keine Zeit für weitere Gartenarbeiten.«
    Â»Na und?«, entgegnete Sabine. »Was geht dich der Garten überhaupt an? Soll sich doch der junge Herr hier den Buckel krumm machen.« Schon stapfte die Magd in Richtung Küche davon.
    Unschlüssig schaute Flora ihr hinterher.
    Â»Flora! Um Himmels willen – was tun Sie denn hier?«, ertönte es da erneut. Diesmal war es Friedrich Sonnenschein.
    Â»Sieht man das nicht?«, fragte Flora lachend und machteeine ausholende Geste in Richtung der Blumenbeete. »Ich weiß, dass es eigentlich besser ist, den Boden schon im Herbst vorzubereiten. Und für die Aussaat der meisten Sommerblumen ist es auch schon reichlich spät. Aber ich wollte die Sämereien, die mein Vater mir mitgegeben hat, nicht verkommen lassen. Und Ihr Herr Vater freut sich bestimmt, wenn er das hier sieht. Oder?« Noch während sie sprach, wurde Flora von Zweifeln befallen. Würde es am Ende wieder heißen, sie wäre vorwitzig? Dann hätte sie das Gegenteil von dem erreicht, was sie eigentlich wollte …
    Â»Vater wird begeistert sein«, sagte Friedrich eilig. »Bis

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