Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
vorletztes Jahr war er selbst ein eifriger Gärtner, aber dann … Seine Gesundheit, Sie wissen ja.«
    Flora nickte. »Ich denke, ein bisschen mehr Auswahl wird die Kundschaft freuen. Und was hier in ein paar Wochen blühen wird, ist pflückfrisch und kostenlos noch dazu – im Gegensatz zu der Ware vom Gärtner Flumm.«
    Â»Dessen Qualität lässt zu wünschen übrig, nicht wahr?« Friedrich verzog das Gesicht. »Wenn ich mir die halbverwelkten Blumen in den Eimern angucke …«
    Â»So würde ich das nicht sagen«, sagte Flora gedehnt. Der Gärtner handelte sehr wohl mit Blumen von hoher Qualität – schließlich bezog er seine Sämereien aus Gönningen –, aber wahrscheinlich lieferte er die an Kunden aus, die das nötige Geld für Spitzenware hatten. Im Blumenladen Sonnenschein reichte es wohl nur für mindere Ware.
    Â»Da steh ich und halte Maulaffen feil! Dabei wollte ich Sie eigentlich zu einem Spaziergang einladen«, sagte Friedrich nun. »Nach dieser aufregenden Woche haben Sie ein bisschen Abwechslung und Erholung gewiss verdient, aber wie ich sehe, ziehen Sie selbst am Sonntag die Arbeit vor. Eigentlich hätte ich Ihnen helfen können.« Betreten schaute er an seinem Sonntagsstaat samt blankgewienerter Schuhe hinab.
    Â»Lassen Sie nur«, sagte Flora. »Mit dem Beet bin ich eh fertig. Ich wollte nur noch kurz die Hecke schneiden –«
    Â»Die Hecke schneiden? Da mache ich mit, warten Sie, ich hole rasch eine zweite Schere!« Noch während er sprach, streifte Friedrich die feine Weste ab und krempelte die Ärmel seines weißen Hemdes hoch.
    Unsicher schaute Flora ihm dabei zu. Frau Sonnenschein würde gewiss nicht erfreut sein, ihren Sohn bei der Gartenarbeit zu erwischen …

    Friedrich hatte recht: Zu zweit ging die Arbeit besser von der Hand und machte obendrein noch Spaß. Nach einer Stunde hatten sie die wuchernde Hecke ein gutes Stück zurückgeschnitten. Der Garten sah nicht nur größer aus, sondern auch heller und strukturierter. Je mehr Zweige gefallen waren, desto mehr Überraschungen waren zutage gekommen: Flora entdeckte einen Rhododendronbusch, ganze Gruppen von Maiglöckchen und dazu noch Stauden, von denen weder Friedrich noch sie wussten, welche Blüten sie treiben würden.
    Â»Solange es nichts Giftiges ist«, unkte Friedrich betont düster.
    Â»Oder ein Spinnennest«, fügte Flora hinzu und beide prusteten los.
    Â»Der Garten hatte es wirklich bitter nötig«, sagte er, während sie Schaufel, Harke und Astscheren wieder zusammenpackten. »Aber ich habe dieses Jahr fast keine freie Zeit – täglich will der Spielbankpächter etwas Neues! Einmal ist es eine Aufstellung über Instandhaltungskosten, dann wieder eine Liste darüber, wie viele Wasserflaschen ich schätzungsweise für die Gäste abfülle.« Er schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich verlangt die Stadt diese Aufstellungen von ihm. Ich helfe ja wirklich gern, aber eigentlich hätte ich mit den Kurgästen genug zu tun. Der eine will einen Vortrag über die Vorzüge des Heilwassers hören, der nächste benötigt eine Wegbeschreibung und so weiter …« Er seufzte, machte aber gleichzeitig eine wegwerfende Handbewegung. »Aber für Sie nehme ich mir gern Zeit. Wie wäre es, wenn ich Ihnen nach dem Mittagessen die Stadt zeige?« Friedrich lächelte. »Einen besseren Stadtführer als mich bekommen Sie nicht, ich kenne hier jede Ecke.«
    Flora verscheute eine Biene, die versuchte, in ihren Jackenärmel zu krabbeln.
    Â»Ich weiß nicht … Eigentlich tun mir die Füße ziemlich weh«, sagte sie, während das Tier brummend davonflog. »Hätten Sie vielleicht auch nächsten Sonntag dafür Zeit?«
    Friedrich nickte strahlend. Dann machten sie sich daran, die Werkzeuge im Gartenhäuschen zu verstauen. Es stand im hinteren Teil des Grundstücks, hatte seitlich einen kleinen angebauten Schuppen, hübsch verzierte Fenster und eine verglaste Tür. Vielleicht ist das Haus vor langer Zeit an schönen Sommertagen genutzt worden, dachte Flora. Die in einer Ecke gestapelten schmiedeeisernen Möbel waren inzwischen jedoch ziemlich angerostet.
    Â»Seien Sie bitte gnädig und ersparen Sie sich jede Bemerkung – ich weiß auch so, dass hier ebenfalls alles ziemlich verkommen

Weitere Kostenlose Bücher