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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Spaziergängern füllte. Es waren vor allem Frauen, die hier flanierten – wahrscheinlich zollten die Herren so früh am Morgen noch der vergangenen Nacht ihren Tribut! Konstantin lachte auf.
    Die eine da, die Dame mit dem hochgetürmten braunen Haar, sah gar nicht übel aus. Obwohl es ein normaler Werktag war, trug sie ein Kleid aus silbern glänzender Seide, dazu mehrere Perlenketten. Als spürte sie seinen Blick, schaute die Frau in Richtung Café.
    Konstantin prostete ihr durch das Fenster mit seinem Champagnerglas zu.
    Dass er als Maler keinen Erfolg haben würde, war ihm bald nach seiner Ankunft in Paris klar geworden. Dabei hatte ihm das Spiel mit Farben und Formen wirklich Freude bereitet. Doch als die Professoren seine Anstrengungen scharfzüngig niedermachten, fand er sich schweren Herzens damit ab, dass seine Berufung wohl doch eine andere war.
    Er würde es schlauer anstellen als die Mutter. Er würde sich die richtigen Kreise suchen, Geld durfte bei ihm keine Rolle spielen, nie mehr in seinem Leben. Paris war zwar ein Reinfall gewesen, aber er hatte dazugelernt. Dumme Weibsbilder konnten ihm fortan gestohlen bleiben. Und sich mit verheirateten Damen einzulassen brachte auch nur Ärger ein. Witwen hingegen …
    Die Dame in dem silberfarbenen Kleid hatte ihren Schritt verlangsamt, es schien Konstantin, als spiele sie mit dem Gedanken, das Café zu betreten. Konstantin lächelte sie an. Witwen …
    Er würde weiterhin Konstantin Sokerov, Kunststudent und angehender Maler sein. Er würde auch weiterhin aus Veliko Tarnovo kommen, das seit langer Zeit für seine Ikonenmalerei bekannt war. Paris würde er nicht erwähnen.
    Die Frau mit den Perlenketten war nun doch weitergegangen. Schade. Sollte er sich als Ikonenmaler ausgeben? Nein, das war zu spezifisch. Seiner Erfahrung nach gaben sich die Leute auch mit vageren Angaben zufrieden.
    Die Champagnerflasche war leer, Konstantin stellte sie kopfüber in den mit Eis gefüllten Kübel zurück.
    Außerdem – wen interessierten schon seine Malkünste? Die Leute wollten gut unterhalten werden, darum ging es! Sie wollten sich umschmeichelt fühlen und geliebt.
    Und in dieser Hinsicht war Konstantin Sokerov vielleicht der größte Künstler von allen.

16 . K APITEL
    S ag mal, kennst du die Magd eines Malers, der hier in der Nähe ein Sommerdomizil hat? Franz Xaver Winterhalter – ich glaube, diesen Namen hat Herr Sonnenschein genannt«, lispelte Flora. Sie nahm eine Haarnadel aus dem Mund und steckte eine weitere Strähne an Sabines Hinterkopf fest.
    Wie jeden zweiten Sonntag hatte die Magd frei und wollte sich mit dem Schneidergesellen von Herrn Schierstiefel treffen – selbstverständlich heimlich. Flora hatte sich angeboten, ihr eine hübsche Frisur zu machen.
    Â»Natürlich kenn ich die Greta, ich sehe sie öfter auf dem Markt. Stell dir vor, sie reist mit ihrem berühmten Herrn durch ganz Europa. In Baden-Baden sind die nur während der Sommermonate«, erwiderte Sabine. Flora hatte nichts anderes erwartet – die Dienstmädchen der Privathaushalte schienen sich untereinander recht gut zu kennen.
    Â»War Greta etwa hier im Laden? Früher hat sie auch schon Sträuße beim gnädigen Herrn gekauft, für die Damen, die der Herr Winterhalter immer malt.«
    Flora nickte. »Gestern war sie hier, sie war sozusagen meine erste richtige Kundin! Ihr Herr wünsche für ein Bild einen ländlichen Strauß. Ich habe gar nicht glauben können, dass Herr Sonnenschein mich den Strauß ganz allein hat binden lassen. Kornblumen und Weizenähren und roten Mohn habe ich genommen – der rustikale Strauß ist mir recht gut gelungen. Auch der gnädige Herr war voll des Lobes über meine saubere Arbeit …«
    Â»Wie schön für dich! Aber warum guckst du dann so betreten?«
    Â»Ach, eigentlich ist es Blödsinn …« Flora biss sich auf die Unterlippe. Sie drehte eine von Sabines Haarsträhnen so lange um ihren Finger, bis sie lockig über deren Wange fiel.
    Â»Es geht um die Blumensprache.« Mit dem Kinn nickte sie in Richtung ihres Bettkästchens, auf dem das Buch lag, das sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte.
    Â»Natürlich habe ich dieser Greta erklärt, wofür die einzelnen Blüten stehen. Ich meine – das ist doch spannend! Vielleicht interessiert sich der

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