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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Ahnung, was sich dahinter wohl verbirgt.« Floras Wangen waren vor Vorfreude gerötet.
    Â»Auf die Idee, Ihnen ausgerechnet das Pferdebad zu zeigen, wäre ich nicht gekommen. Wir müssen schauen, ob es sonntags überhaupt geöffnet hat.« Friedrich lächelte in sich hinein. Das war wieder einmal typisch für Flora! Andere Weibsbilder hätten nach einem Hutladen gefragt, aber Fräulein Kerner stand der Sinn nach nassen Pferden.
    Unauffällig schaute er zu ihr hinüber. Wie ihr Haar in derSonne glänzte, wie hübsch ihr brauner Rock bei jedem Schritt mitschwang! Für seinen Geschmack war Flora viel schöner als all die putzsüchtigen Frauen, die in der Trinkhalle ihre neueste Pariser Mode vorführten.
    Das Glück wollte es, dass das Pferdebad nicht nur geöffnet hatte, sondern dass just in dem Moment, als sie eintraten, ein brauner Hengst in das riesige Wasserbecken gelassen wurde. Fassungslos schaute Flora zu und tauchte ihre Hand ebenfalls vorsichtig ins Wasser. »Das ist ja richtig heiß!«, rief sie erschrocken und der Hengst wieherte zustimmend.
    Friedrich lachte und reichte ihr sein Taschentuch.
    Â»Die Temperaturen unserer heißen Quellen liegen alle zwischen sechsundfünfzig und dreiundsechzig Grad. Und sie kommen nicht nur den edlen Rössern der reichen Kurgäste zugute, sondern den Kurgästen selbst natürlich auch«, erklärte er ihr, während sie das Bad wieder verließen. »Die meisten Hotels besitzen eine Bäderabteilung, wo die Gäste in Marmorwannen Sitzbäder genießen können. Und dann gibt es gleich neben dem Marktplatz noch das Dampfbad. Stellen Sie sich vor – schon in der Vorzeit haben die Jäger und Sammler das heiße Wasser hier in der Gegend und natürlich auch das Salz genutzt! Und später dann die Römer. Der junge Kaiser Caracalla war sozusagen der erste Ehrengast in unserer Stadt. Und das schon im Jahr 197  – zumindest steht diese Zahl auf einer Art steinernen Ehrentafel.«
    Â»So lange schon gibt es Baden-Baden … Unglaublich!«
    Friedrich nickte. »Durch diesen Caracalla erhielt die Stadt ihren Zunamen ›Aquae Aureliae‹, was man wohl frei mit ›Kaiserbad‹ übersetzen könnte.«
    Flora seufzte. »Ein Wannenbad mit herrlich heißem Wasser. Oder ein Schwitzbad! Beides könnte mir gefallen. Dürfen Damen so etwas eigentlich auch genießen oder ist das nur für die Herren gedacht?« Sehnsuchtsvoll schaute Flora in Richtung des Dampfbades.
    Â»Natürlich darf die Damenwelt ins Bad. Aber wir gehentrotzdem zuerst einmal zur Trinkhalle«, erwiderte Friedrich, der ihrem Blick gefolgt war.
    Während er und Flora eine der Brücken über die Oos ansteuerten, nahm er seinen Faden wieder auf. »Stellen Sie sich vor – vor ein paar Jahren sind unter dem Marktplatz bei Ausgrabungen tatsächlich römische Badruinen entdeckt worden. Für Archäologen und Leute wie mich, die es gern wären, eine spannende Angelegenheit!« Er wollte schon Luft holen und Flora von der freigelegten Hypokaustenheizung erzählen, von den Schwitz- und Ankleideräumen, doch Flora blieb am Ende der Brücke stehen. »Die berühmte Baden-Badener Spielbank – können wir uns die auch anschauen? Oder ist das nur was für reiche Leute?« Sie nickte in Richtung dreier elegant gekleideter Herren, die sich dem Eingang näherten.
    Friedrichs Miene verdunkelte sich. Russen – wahrscheinlich auf dem Weg, etliche Jahresgehälter gewöhnlicher Bürger zu verjubeln!
    Er räusperte sich. »Warum verschieben wir diesen Besuch nicht auf einen Tag mit schlechtem Wetter? Ich will Ihnen doch unbedingt die Trinkhalle zeigen. Kommen Sie, dort wird es Ihnen gefallen.« Er tippte leicht auf Floras Arm und zog sie sachte weiter.
    Â»Für all die Pracht rund ums Kurhaus zahlt übrigens auch der Pächter der Spielbank …« Friedrichs Handbewegung schloss die knirschenden Kieswege ebenso ein wie die weiß getünchten Sitzbänke, die zahlreichen blühenden Büsche und die in Form geschnittenen Bäumchen. »Als Verwalter der Trinkhalle bin auch ich bei ihm angestellt. Die unmittelbare Nachbarschaft von Trinkhalle, Kurhaus und Casino ist für die Gäste natürlich ideal – sie kommen erst auf ein Glas Wasser zu uns und dann gehen sie an einen der Roulettetische. Oder umgekehrt: Erst

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