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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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sie den Gedanken, dass ihr Sohn mit dem Lehrmädchen anbandeln könnte, längst nicht mehr so beängstigend wie einst, ganz im Gegenteil. Sicher, man musste darauf achten, dass die guten Sitten gewahrt wurden, aber das eine schloss ja das andere nicht aus, oder?
    Sie nahm die Schüssel mit den Himbeeren, die Kuno ihr hinhielt, und suchte ein besonders schönes Exemplar aus. »Der Bub ist wirklich die Ehrbarkeit in Person.«
    Kunos Blick hatte sich bei ihren letzten Worten immer weiter verdüstert.
    Â»Die Ehrbarkeit in Person – mir würde dafür eher eine andere Bezeichnung einfallen. Wenn er das Mädchen gehen lässt, ist Friedrich ein echter Dummkopf!«

    Â»Meine allerliebste Flora!« Friedrichs Stimme war nur ein Krächzen. Er öffnete den obersten Hemdenknopf – irgendetwas schnürte ihm die Luft ab! Er räusperte sich. Auf ein Neues.
    Â»Liebes, sehr verehrtes Fräulein Kerner …« Nein, das klang zu hochgestochen. Er atmete tief durch und öffnete die linke Schranktür, auf deren Innenseite ein Spiegel angebracht war. Eine Hand an die Brust gelegt, ließ er sich auf einem Knie nieder.
    Â»Liebste Flora …« Nein, ein Kniefall wirkte irgendwie affektiert. Seufzend rappelte er sich wieder auf.
    Also im Stehen. »Liebe Flora!« Ja, so würde es gehen.
    Â»Sie und ich …« Er biss sich auf die Lippe. Und nun?
    Verflixt noch mal, warum nur fiel es ihm so schwer, Flora seine Gefühle zu gestehen? Er fand die Württembergerin über alle Maßen liebenswert – warum konnte er ihr das nicht einfach sagen? Sie war so hübsch und natürlich und hatte fast immer ein Lächeln auf den Lippen. Nun ja, manchmal konnte sie auch ziemlich wütend werden, aber auch das fand er ganz reizend … Und wie sie die Stirn runzelte, wenn sie sich auf etwas konzentrierte!
    Wahrscheinlich fing er die Sache wieder einmal völlig falsch an. Bestimmt wäre es besser, sich erst ein paar Komplimente zu überlegen, statt gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.
    Â»Liebe Flora, wenn ich in Ihrer Nähe bin, fühle ich mich wie der glücklichste Mann der Welt …« Das hörte sich gar nicht schlecht an, und es entsprach der Wahrheit.
    Aber was, wenn sie ihn auslachte? Solche Worte kannte sie aus seinem Mund schließlich nicht, für sie war er sicher nur ein guter Freund.
    Aber das musste sich ändern. Heiraten wollte er sie, und zwar so bald wie möglich – schließlich war er schon fünfundzwanzig. Aber wenn er sich nicht bald traute, Flora seine Gefühle zu gestehen, würde sie in ihr Heimatdorf zurückkehren und alles wäre verloren. Keine Küsse und keine Umarmungen.
    Panik beschlich Friedrich, und wie ein eingesperrter Tiger rannte er im Zimmer auf und ab. Nicht nur, dass ihm die geeigneten Worte fehlten – er wusste genauso wenig, wo er Flora seinen Antrag machen sollte. Frauen hatten doch meist einen ausgeprägten Sinn für Romantik. Nur – was war eigentlich romantisch?
    Gedankenverloren schaute Friedrich aus dem Fenster.
    Warum tat er sich in dieser Sache so schwer? War ein Heiratsantrag einfach noch verfrüht – lag es daran? Sollte er Flora stattdessen lieber fragen, ob sie nicht einfach noch für eine Weile bleiben wollte? Bestimmt würde sich im Laufe der Zeit dann alles von allein ergeben.
    Dabei war es ja nicht so, als hätte er sie nicht schon einmal danach gefragt.
    Sie waren im Garten gewesen, Flora hatte Unkraut gezupft. Er hatte ihr zugeschaut und voller Behagen seine Pfeife genossen. Irgendwie war das Gespräch – wie so oft – auf den Laden gekommen. Flora hatte ihm erzählt, wie viele Ideen ihr noch für Schaufensterdekorationen im Kopf herumspukten und dass ihr allmählich die Zeit knapp wurde. Sie hatte dabei so traurig ausgesehen, dass Friedrich gar nicht anders konnte, als zu fragen:
    Â»Warum bleiben Sie dann nicht einfach hier? Schreiben Sie Ihrer Frau Mama, dass mein Vater noch immer nicht ganz obenauf ist und …« Er hatte Floras Hand genommen und fest gedrückt. »Wäre das keine gute Idee?«
    Â»Nein.« Flora hatte vehement den Kopf geschüttelt. »Anlügen werde ich meine Eltern nicht.«
    Peinlich berührt hatte Friedrich seine Hand zurückgezogen. »Sie haben recht, bitte entschuldigen Sie meinen dummen Vorschlag. Eigentlich wollte ich auch

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