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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Konstantin …
    Nie hätte sie gedacht, dass das Leben noch eine solch große Liebe für sie bereithalten würde.
    Wie selig er schlief! Wie ein satt getrunkener Säugling an der Brust seiner Mutter. Ihm waren jegliche Ängste fremd. Liebster Konstantin – so arglos und unbekümmert konnte nur die Jugend sein.
    Â»Du hast recht, geliebte Irina«, hatte er gesagt, als sie den Hauskauf ablehnte. »So weit oben am Berg wären wir ein wenig ab vom Schuss. Vom Hotel Stéphanie aus lässt sich hingegen alles sehr bequem erreichen, auch in deinem Alter …«
    Einen Moment lang hatte Irina nicht gewusst, ob sie seine Bemerkung beleidigend finden sollte. Glaubte Kostia tatsächlich, sie wäre nicht mehr gut genug zu Fuß, um eine Anhöhe zu erklimmen? Doch dann hatte sie seinen Blick gesehen, voller Liebe und Sorge. Was war er nur für ein guter Kerl!
    Irina hatte darauf verzichtet, Konstantin die wahren Gründe für ihr Nein zu erläutern oder ihm mitzuteilen, dass sie, falls sich die Lage nicht verschlechterte, in der nächsten Saison den Kauf eines Hauses plante, jedoch eines viel größeren. W enn sie sich schon häuslich in Baden-Baden niederließ, sollte es entsprechend stilvoll und großzügig sein. Konstantin sollte dann nicht nur ein Zimmer, sondern die ganze Beletage für seine Kunst bekommen. Schließlich beschenkte er sie mit seinen Gefühlen verschwenderisch, da wollte sie gewiss nicht kleinlich sein.
    Eine nicht zu verleugnende Tatsache war allerdings, dass ihr Liebhaber schon jetzt sehr teuer war … Er schätzte das Roulettespiel ebenso wie die Karten. Aber sollte sie ihm diese kleinen Freuden etwa verwehren? Wo er ihr zuliebe seine Malerei derart vernachlässigte? Es hatte halt alles im Leben seinen Preis.

    Â»In gut vier Wochen, genauer gesagt am dreißigsten September, feiert Kaiserin Augusta ihren Geburtstag, und ich bin wiejedes Jahr eingeladen«, sagte Irina, als Konstantin und sie zwei Stunden später beim Morgenmahl saßen. Während Konstantin genussvoll eine Platte mit Eiern verspeiste, fiel Irinas Blick immer wieder hinaus aus dem Fenster in den spätsommerlichen Garten.
    Â»Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass die Kaiserin und ich über viele Ecken miteinander verwandt sind? Daher will ich mich bei einem Geschenk nicht lumpen lassen …« Irina stellte die Tasse mit dem kalt gewordenen Kaffee angewidert weg und griff nach ihrem Champagnerglas.
    Â»Allerdings würde ich auf das Fest nur allzu gern verzichten, es läutet alljährlich das Ende der Saison ein. Und dann heißt es: Adieu Baden-Baden!«
    Â»Warum bist du heute so melancholisch?«, fragte Konstantin lachend. »Nächstes Jahr gibt es doch eine neue Saison! Es liegt an uns, auch den Winter in vollen Zügen zu genießen … Irina, mon amour , wonach steht dir der Sinn? Möchtest du ans Meer? Oder was ist mit London? Du weißt doch, ich gehe überall mit dir hin. Oder wie wäre es mit Monte Carlo? Piotr sagt, das Casino dort habe längst wieder geöffnet. Irina, wenn ich mir vorstelle – du in einem schneeweißen Kleid voller Rüschen auf der Uferpromenade von Monte Carlo, einen Sonnenschirm in der Hand, der silberne Knauf glitzert im Schein der untergehenden Sonne, dazu das Meer, so herrlich blau … türkis und azurblau, und an manchen Stellen fast grün – was für ein Anblick für einen Maler!«
    Lachend unterbrach Irina seine Schwärmereien.
    Â»Hör sofort auf, mir den Mund wässrig zu machen! Monte Carlo … Daraus wird dieses Jahr nichts werden. Ich befürchte, dass dich meine Wahl des nächsten Reiseziels nicht sehr erfreuen wird …« Schon seufzte Irina erneut tief auf. Du hörst dich an wie ein altes Klageweib, schimpfte sie im Stillen mit sich und gab sich einen Ruck. Es war besser, Kostia wusste Bescheid.
    Â»Konstantin, Liebster, ich will in diesem Winter allen meinen Gütern einen Besuch abstatten und dort nach dem Rechten sehen.«
    Â»Du willst nach … Russland?« Seine Augen waren kullerrund, fassungslos wie die eines Kindes, dem gerade gesagt wurde, dass ein lang versprochener Ausflug nun doch nicht stattfinden würde.
    Irina hob entschuldigend die Schultern. »Die Krim hat im Winter tatsächlich nicht viel zu bieten. Umso glücklicher bin ich, dass du mich begleiten wirst. Mit

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