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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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beiden Turteltäubchen, die sich ihre Eltern nannten, aber eine herzliche Begrüßung, wenn der Mann nach so langer Zeit zurückkam, sollte man doch erwarten können.
    Wie traurig der Onkel dreinschaute …
    Flora umarmte Valentin heftig. »Wie bin ich froh, dass ihr wieder daheim seid!«
    Helmut, dem es endlich gelungen war, sich von Hannah loszueisen, lachte laut auf. »Und wir erst! Keinen Tag länger hätte ichs auf der Reise ausgehalten. Leute – ab jetzt wird gefeiert! Unsere guten Geschäfte, das Christfest …«
    Â»Und Silvester«, warf Hannah ein. »Mit Neujahrsbrezeln –«
    Â»Und wir feiern Hochzeit«, sagten Flora und Helmut wie aus einem Mund. Beide tauschten einen liebevollen Blick.
    Â»Mein kleines Mädchen ist jetzt eine Braut«, murmelte Helmut leise.
    Hannah klatschte in die Hände. »Kinder, wie ist das Leben doch schön!«

    Am Tag nach Weihnachten hatte Hannah genug vom Kochen, Tischdecken und Abwaschen. Also gönnte sich die Familie einen Ausflug in den Gasthof Sonne. Während sich die Zwillinge mit ihren Kameraden in eine Ecke der Gaststätte verzogen und Hannah zu Käthe in die Küche ging, begaben sich Helmut und Valentin mit Flora schnurstracks zum Stammtisch der Samenhändler.
    Â»Setz dich zu uns«, sagte Klaus Müllerschön, einer ihrer Nachbarn, und rutschte zur Seite, um für Flora Platz zu machen.
    Â»Will jemand etwas essen?«, fragte Käthe, die mit einem Tablett voller Bierkrüge an den Tisch kam, doch außer Helmut, Valentin und Flora verneinten alle – hier und heute wollten sie nur eines: einen Schwatz halten! Schließlich hatten sie sich seit dem Herbst nicht mehr gesehen, hinter vielen von ihnen lagen lange Reisen in aller Herren Länder und alle waren froh, wieder zu Hause zu sein.
    Wie war das Geschäft gelaufen? Was gab es Neues in Russland, Frankreich, England oder der Schweiz?
    Klaus Müllerschön war im Elsass fast das Opfer eines Überfalls geworden, zum Glück war im richtigen Moment die Gendarmerie die Straße entlanggekommen!
    Und Fritz Sailer, ein stattlicher Mann von sechzig Jahren, berichtete, dass eines seiner Pferde bei einem Schneesturm ums Leben gekommen war. Er und sein Sohn waren in einer Schneewehe stecken geblieben – einen der Gäule konnten sie noch aus den Schneemassen befreien, beim zweiten war ihnen die Kraft ausgegangen. Bis auf die Knochen durchfroren und geschwächt, hatten sie das Tier seinem Schicksal überlassen müssen, um sich selbst in Sicherheit zu bringen.
    Flora hörte der Stammtischrunde gebannt zu. Obwohl sie solche Gespräche aus früheren Jahren kannte, hatte sie das Gefühl, vieles zum ersten Mal bewusst wahrzunehmen.
    Wie mutig die Gönninger waren! Wie tapfer und –
    Flora zuckte zusammen, als Klaus Müllerschön ihr einen Arm um die Schulter legte.
    Â»Genug vom Samenhandel! Mädchen, jetzt erzähl du doch mal: Will in Baden-Baden überhaupt jemand deine Blumen haben?«
    Â»Na ja, es geht so …« Flora war derart ins Zuhören vertieft gewesen, dass sie sich erst einmal sammeln musste.
    Sie nahm einen Schluck Bier, dann erzählte sie von dem Blumenbeet, das sie im Garten der Sonnenscheins angelegt hatte.
    Â»Eigentlich läufts ganz gut im Laden, aber …« Unsicher brach Flora ab, sie wollte niemanden langweilen. Doch dann sah sie die interessierten Mienen am Tisch und gab sich einen Ruck. »Wisst ihr, das Problem ist, dass wir zu weit weg vom Zentrum liegen. Ich würde mir so wünschen, dass auch die feinen ausländischen Kurgäste zu uns in den Laden kämen! An denen könnte man gut ein paar Mark verdienen. Wo den Russen das Geld so locker sitzt … Aber die bequemen sich einfach nicht in unsere Seitenstraße.«
    Die Männer am Tisch lachten. Käthe, die gerade Teller mit Eintopf an den Tisch brachte, schaute Helmut an. »Du und dein Bruder, ihr wart doch früher öfter in Russland, kennt Land und Leute bestens. Habt ihr keinen Rat für Flora?«
    Â»Ja, genau, auf euren Reisen habt ihr doch auch mit reichen Russen zu tun gehabt, oder?«, ergänzte Fritz Sailer, der Helmut gegenübersaß.
    Â»Jetzt erinnere ich mich auch wieder!«, kam es von Müllerschön. »Was habt ihr uns jahrelang vorgeschwärmt, welchen Prunk ihr damals zu sehen bekommen habt …«
    Die Sonnenwirtin

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