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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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lachte auf. »Und am Ende der Reise hat man euch überfallen und fast alle Einkünfte geklaut.«
    Irritiert schaute Helmut in die Runde. »Was ihr noch alles wisst …« Zu Flora sagte er: »Mit den Russen ins Geschäft zu kommen ist gar nicht so schwer. Du musst halt –«
    Â»Aber eure Reisen sind doch schon ewig her«, unterbrach Flora ihn.
    Helmut ließ seinen Suppenlöffel sinken und runzelte die Stirn. »Na, so lange auch wieder nicht. Du tust ja gerade, als gehörte ich schon zum alten Eisen!«
    Â»Tja, Bruderherz, die Jungen wollen unsere Geschichten nicht mehr hören!« Valentin lachte.
    Â»Doch, natürlich«, sagte Flora nicht sehr überzeugend.
    Â»Was ich zu sagen habe, hat damals gegolten und gilt heute immer noch.« Helmut schaute um Aufmerksamkeit heischend in die Runde. »Wenn die Russen nicht zu euch in den Ladenkommen, musst du halt zu denen gehen. So wie wir es einst getan haben. Oder glaubst du, von denen hätte sich je auch nur einer nach Gönningen verirrt?«
    Â»Soll ich etwa mit meinen Blumen hausieren gehen?«, gab Flora irritiert zurück.
    Â»Sag nichts gegen den Hausierhandel«, kam es von der anderen Tischseite. »Daran ist nichts Unehrenhaftes.«
    Helmut nickte. »Was hält dich davon ab, bei den Kurgästen in den Hotels vorstellig zu werden?«
    Â»Vielleicht erklärt sich auch der eine oder andere Hotelier bereit, Blumensträuße von dir gegen eine kleine Provision an seine Gäste weiterzuverkaufen«, sagte Fritz Sailer. »Oder du darfst dich in einer kleinen Ecke im Hotel selbst mit deinen Blumen hinstellen.«
    Â»Auf was für Ideen ihr kommt …« Flora war baff.
    Â»Musst halt die richtigen Leute fragen«, sagte Fritz.
    Â»Das ist aber noch lange nicht alles, Kind. Wenn der erste Kontakt geschlossen ist, geht die Arbeit richtig los«, mischte sich Helmut wieder ein. »Deinen reichen Kurgästen kannst du nicht mit normalen Blumensträußen daherkommen. Die wollen riesige Buketts, fremdartige Sorten, verrückte Sachen halt – verstehst du? Natürlich nur die allerfeinste Qualität, und nicht einmal das reicht aus. Diese Leute wollen für ihr Geld gut unterhalten werden, da musst du gleichzeitig noch eine Art Hofnarr spielen. Denen musst du das Gefühl geben, sie wären die wichtigsten, feinsten, elegantesten Menschen auf dieser Welt. Großes Theater musst du bieten! Das haben wir damals schnell kapiert, nicht wahr, Valentin?«
    Â»Bei meinen reichen Schweizern in Zürich ist das nicht anders.« Fritz Sailer lachte trocken auf. »Wie nennst du es? Den Hofnarr spielen? Besser hätte ichs nicht sagen können. Aber bitte jedes Mal eine Premiere! Du brauchst nämlich nicht glauben, die Reichen würden sich mit nur einem Theaterstück zufriedengeben.«
    Flora schüttelte den Kopf. »Ich bin sprachlos. Das muss ich erst mal alles verdauen.« Sie schaute in die Runde. »Die Sache mit den Hotels werde ich gleich in der nächsten Saison in Angriff nehmen. Ich bin gespannt, was Kuno und Friedrich dazu sagen werden. Aber …«
    Â»Ja, was ist? Frag uns nur!«, sagte Fritz und die anderen nickten eifrig. Als Ratgeber waren sie ganz in ihrem Element!
    Â»Dieses sogenannte Theater, das man den Reichen bieten muss – wie könnte das bei mir aussehen?«
    Die Samenhändler lachten auf. Helmut legte Flora einen Arm um die Schulter und drückte sie aufmunternd an sich.
    Â»Das, mein liebes Kind, musst du schon selbst herausfinden!«

26 . K APITEL
    E s war die richtige Entscheidung gewesen, nach Monte Carlo zu reisen, ging es Konstantin Sokerov nicht zum ersten Mal durch den Sinn. Eine angenehmere Art, den Winter zu verbringen, konnte es kaum geben.
    Seit ihrer Ankunft hatte es noch keinen einzigen Tag geregnet, und auch heute, am letzten Tag des Jahres 1871 , schien an der Mittelmeerküste die Sonne. Konstantin war überzeugt davon, dass er auch im neuen Jahr stets von der Sonne beschienen würde.
    Er blieb einen Moment lang stehen, stützte sich mit beiden Händen auf der sonnenerwärmten Kaimauer ab und schaute hinaus aufs Meer.
    Eigentlich war der Tag gut geeignet, um einen Segelausflug zu machen. Doch ein rasanter Ritt den Küstenstreifen entlang würde ihm genauso gelegen kommen – Sergej hatte erst gestern gesagt, der Mietstall neben ihrem Hotel besäße ein paar

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