Das Blumenorakel
galoppierfreudige Araberhengste. Oder sollte er sich einfach einen schönen Platz suchen und der Sonne beim Untergehen zusehen?
»Was für ein herrlicher Tag!« Lachend fuhr Konstantin zu seiner Begleiterin herum. »Ein Tag zum Feiern und GenieÃen und Liebe machen.« Ja! Das war vielleicht die beste aller Möglichkeiten.
»Nicht so laut, du alter Charmeur«, bekam er zusammen mit einem Klaps auf den Arm zur Antwort. »Die anderen Damen werfen mir täglich schon genügend neidische Blicke zu. Allzu gern würden sie an meiner Stelle sein! Da braucht es nicht noch solche frivolen Bemerkungen deinerseits, mein Liebster.«
»Wenn du meinst â¦Â« Schon schweiften Konstantins Gedanken erneut ab.
Bestimmt tobten auf der Krim Schneestürme, fegte ein eisiger Wind übers Land, der Mensch und Tier erzittern lieÃ. Die Krim â wer kam schon auf die Idee, freiwillig solch einen unwirtlichen Ort aufzusuchen? Ein leichter Schauer fuhr über Konstantins Rücken.
Sein Blick schweifte über die Bucht und den Hafen in Richtung des Casinos, das im milden Sonnenlicht aussah, als hätte ein Tortenbäcker es verschwenderisch mit Zuckerguss überzogen. Die Spielbank im preuÃischen Bad Homburg sei mindestens ebenso schön, hatte François Blanc vor ein paar Tagen zu Konstantin gesagt. François musste es wissen â immerhin hatte er die preuÃische Spielbank einst zusammen mit seinem Bruder gegründet und leitete nun das hiesige Casino.
Eigentlich war es kein Wunder, dass die Spielcasinos auf dieser Welt allesamt vor Prunk und Pomp nur so strotzten â wenn man an das Geld dachte, das tagtäglich in den festlichen Räumen verspielt wurde â¦
Sie sollten Bad Homburg unbedingt einen Besuch abstatten, am besten so bald wie möglich, hatte François Blanc gemeint. Es ginge nämlich das Gerücht um, der deutsche Kaiser wolle sämtliche Spielbanken in seinem Reich schlieÃen â was für eine Katastrophe!
Was würde dann wohl aus Baden-Baden werden?, fragte sich Konstantin. Er hatte sich dort wohlgefühlt, würde gern dorthinzurückkehren. Aber bis zur nächsten Sommersaison war es noch lange hin.
Konstantin straffte die Schultern und sog die Melange aus Wohlgerüchen ein, die so typisch für den Ort war: der Geruch von frisch gebratenem Fisch, der aus den Fenstern der Fischerhütten wehte. Dazu der Duft des Winterjasmins, der sich mit dem Parfüm der Damen mischte, die die Uferpromenade entlangflanierten. Und über allem die grüne Note des Seetangs, der immer wieder von den Wellen ans Ufer gespült wurde und vor dem die Damen sich so schrecklich ekelten.
Konstantin Sokerov lachte erneut auf. »Ich bleibe dabei â heute könnte ich die Welt umarmen! Die Welt und dich.« Verschwenderisch flogen seine Küsse durch die Luft, er drehte seine Begleiterin im Kreis, sorgsam darauf bedacht, ihr dabei keinen Schwindel zu verursachen.
»Wie schön du aussiehst ⦠Dein weiÃes Kleid mit den vielen Rüschen, der silberne Knauf deines Sonnenschirms, der im Sonnenlicht so herrlich glitzert, dazu das Meer mit seinen vielen Blautönen, dem Türkis, dem tiefen Azurblau â ein zauberhafteres Motiv könnte sich ein Maler nicht wünschen. Wie bist du doch schön, Püppi!«
Sein Kompliment wurde mit einem koketten Kichern quittiert. Im Geist verdrehte Konstantin die Augen â die alten Sprüche zogen immer noch am besten, gleichgültig ob die Frauen Irina, Püppi oder sonst wie hieÃen.
»Wie charmant du heute wieder bist. Steht mir das Kleid wirklich? Sehe ich darin nicht etwas fahl aus?«
In der Tat war Weià alles andere als kleidsam für eine Frau in gewissem Alter. Und auch die Rüschen wirkten allzu jugendlich â¦
»Liebste, was machst du dir für unnötige Sorgen? Du bist es doch, die jedes Kleid zum Strahlen bringt, an dir würde selbst eine alte Schürze elegant aussehen«, antwortete Konstantin heftig. »Das Kleid ist höchstens ⦠ein wenig zu luftig für die frische Brise, die hier am Wasser weht.« Fürsorglich legte er seiner Begleiterin ihre Pelzstola um die Schultern, reichte ihr dann den Arm.
»Was meinst du, Liebste, wollen wir kurz bei Marie und François vorbeischauen? Marie sagte gestern Abend, ihr Haus stünde am letzten Tag des Jahres traditionell jedem Gast auf ein Glas
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