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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Zigarre.
    Endlich stieß Ernestine ihre Gabel in das Tortenstück. Mit klebrigem Mund lächelte sie ihre Freundin an. »Schmeckt die Schokolade nicht herrlich?«
    Â»Floras Familie hat wirklich keine Kosten gescheut«, sagte Gretel beeindruckt. »Schokolade im Kuchen …«
    Ernestine zuckte mit den Schultern. »Ein armes Mädchen hätte sich der Friedrich gar nicht erst ausgesucht, der weiß schon, was zu uns passt. Ich meine, immerhin heiratet das Mädchen in einen florierenden Geschäftsbetrieb ein. Das ist doch etwas, worauf wir stolz sein können, nicht wahr, Kuno?«

28 . K APITEL
    W enn es nach Flora gegangen wäre, hätte das Fest noch lange weitergehen können. Noch ein Lied. Und noch ein Tanz. Und noch ein »Prosit!« aufs Brautpaar. Nie hätte sie gedacht, dass heiraten so viel Spaß machte!
    Doch irgendwann begannen sich die Reihen der Gäste zu lichten. Die alten Leute waren die Ersten, die sich verabschiedeten. Dann machten sich nach und nach auch einige von den jüngeren auf den Heimweg – für alle war es ein langer, aufregender Tag gewesen. »Auf Wiedersehen, Frau Sonnenschein!« – so verabschiedeten sich viele von Flora. Sie erschrak jedes Mal aufs Neue.
    Manch einer konnte sich auch eine anzügliche Bemerkung nicht verkneifen. Während Friedrich nur grinste, schoss Flora die Röte ins Gesicht. Wenn sie sich vorstellte, dass all diese Leute wussten, was ihr in dieser Nacht noch bevorstand … Peinlich war das, schrecklich peinlich!
    Als Kuno und Ernestine in ihr Zimmer gingen, war es schon nach zwei Uhr nachts – noch nie in ihrem ganzen Leben sei sie so lang wach geblieben, sagte Ernestine halb erstaunt, halb entsetzt.
    Hannah schaute den beiden sehnsüchtig hinterher. »Ehrlich gesagt, mir reicht es auch«, sagte sie zu Flora. »Ausgerechnet heute tut mir mein Bein so weh! Vielleicht habe ich doch zu viel getanzt …«
    Â»Jammere nicht, geheiratet wird nur einmal. Prost!«, sagte Seraphine, die mit ihnen am Tisch saß. Lachend hob sie ihr Weinglas.
    Mutter und Tochter schauten sich an. So viel Frohsinn ausgerechnet von Seraphine?
    Â»Du hast gut lachen«, sagte Flora. »Wenn ich an … nachher denke, wird mir ganz anders. Ach, wärs doch schon morgen früh …« Sie biss sich auf die Unterlippe und schaute hinüber zum Stammtisch, wo die Männer Friedrich in ihre Mitte genommen hatten. Keiner erweckte den Anschein, in naher Zukunft gehen zu wollen: der Kaiser und sein Reich, die Zukunft des Samenhandels im Allgemeinen und die Gönningens im Besonderen – scheinbar gab es noch etliche wichtige Themen zu besprechen. Und ihr Herr Gemahl mittendrin …
    Hannah und Seraphine tauschten einen wissenden Blick. »Behalt die Ruhe, Kind, es ist alles nur halb so schlimm«, flüsterte Hannah. »Dein Friedrich ist ein feiner Kerl, lass ihn einfach machen. Ach, da ist ja –« Bevor Flora etwas erwidern konnte, huschte sie in Richtung Küche davon. »Ich komme gleich wieder!«
    Â»Wo rennt sie jetzt hin?«, fragte Seraphine kopfschüttelnd, dann wandte sie sich Flora zu. »Du Glückliche! Ich würde viel dafür geben, die alles verzehrende Liebe noch einmal erleben zu dürfen … Eine Liebe, die so intensiv ist, dass sie wehtut. Eine Liebe, für die du sterben willst, wenn du sie nicht leben kannst …«
    Verzehren? Sterben? Flora schaute ihre Tante schräg an. Musste Seraphine immer so schrecklich theatralisch tun? Da konnte einem ja angst und bange werden.
    Sie nahm einen weiteren Schluck Wein, obwohl er ihr schon lange nicht mehr schmeckte. Schlecht war ihr und schwindlig. Warum war die Mutter nicht sitzen geblieben? Bestimmt gab sie dem Adlerwirt in der Küche Anweisungen, was mit diesen und jenen Speiseresten zu geschehen hatte.
    Auf einmal fühlte sich Flora einsam und müde und ängstlichund … einfach schrecklich. Vor lauter Aufregung fiel ihr schon das Durchatmen schwer! Oder lag das an dem engen Kleid? Einerseits konnte sie es nicht erwarten, die Dutzende von Ösen zu öffnen und sich aus dem Oberteil herauszuwinden. Andererseits gab es keinen schlimmeren Gedanken für sie.
    Wenigstens hatte Hannah in weiser Voraussicht dem Hochzeitspaar ein Zimmer bei ihrer Freundin Käthe reserviert. So mussten sie nicht mit Friedrichs Eltern und dem Adlerwirt unter einem Dach

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