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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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Genau die Art von Haus, dachte Vasiliy, in denen Vampire sich wohlfühlen würden.
    Sie stiegen aus und betraten den Haupteingang. Vasiliy und Setrakian hatten ihre Schwerter fest umklammert, während Gus ein fröhliches Liedchen pfiff.
    Im Dämmerlicht der Lobby war niemand zu sehen.
    Gus zog einen Schlüssel aus der Hosentasche, mit dem er den Aufzug aktivierte, eine Konstruktion aus gusseisernem Käfig und armdicken Kabeln, an der Königin Victoria vermutlich ihre wahre Freude gehabt hätte. Ächzend beförderte das Gefährt sie ins oberste Stockwerk, das offenbar gerade renoviert wurde - zumindest sollte es danach aussehen. Sie
gingen einen langen Gang hinunter, auf eine Tür zu, neben der ein Tapeziertisch stand. Gus legte alle seine Waffen darauf ab. »Eintritt nur für wahre Pazifisten«, sagte er.
    Vasiliy blickte Setrakian an, und da der alte Mann keine Anstalten machte, sich von seinem Gehstock zu trennen, beschloss er ebenfalls, sein Schwert nicht aus der Hand zu legen.
    Gus zuckte mit den Schultern. »Wie ihr wollt.«
    Angel blieb auf dem Gang stehen, während Gus die Übrigen durch die Tür führte, sie hinter sich schloss und dann einen schweren Vorhang zur Seite schob. Feuchtwarme Luft schlug ihnen entgegen. Es roch nach Ammoniak. Und nach Erde.
    Sie standen in einem großzügig geschnittenen Zimmer mit drei Fenstern, die einen atemberaubenden Ausblick auf den Central Park boten. Doch noch atemberaubender war, was sich vor den Fenstern befand: drei riesige Gestalten, so reglos, dass sie genauso gut Teil des Gebäudes hätten sein können. Oder Statuen, die seit Jahrhunderten über den Park wachten.
    Die Alten.
    Als wäre die Silberklinge der Zeiger eines technischen Gerätes, mit dem man die Anwesenheit böser Mächte messen konnte, hob Vasiliy sein Schwert - und spürte im selben Augenblick, wie etwas gegen seine Hand schlug und sich der Schwertgriff aus seinen Fingern löste. Auch die andere Hand, die den Gurt der Waffentasche umfasst hatte, griff plötzlich ins Leere. Er wandte sich verwirrt um und sah das Schwert in der Wand hinter ihm stecken. Die Klinge zitterte noch. Am Griff hing die Tasche mit den Waffen.
    Dann spürte der Kammerjäger eine Messerspitze an seiner Kehle, und ein Gesicht tauchte neben ihm auf, so bleich, dass es in der Dunkelheit zu leuchten schien. Die Augen tiefrot, der Mund zu einem zahnlosen, höhnischen Grinsen verzerrt, der Stachel in freudiger Erwartung pulsierend.

    »Hey, was …«, krächzte Vasiliy, doch seine Stimme wurde von der Finsternis verschluckt. Das war’s dann wohl , schoss es ihm durch den Kopf. Das waren nicht die Wald-und-Wiesen-Vampire, mit denen sie es sonst zu tun hatten. Kreaturen, die sich mit einer solchen Geschwindigkeit bewegten, hatten sie nichts entgegenzusetzen.
    Setrakian.
    Die Stimme erklang einfach so in Vasiliys Kopf, begleitet von einem betäubenden Gefühl, das ihn irgendwie daran hinderte, klar zu denken.
    Er sah zu dem alten Mann hinüber, der seinen Gehstock noch immer in der Hand hielt, das Schwert darin jedoch nicht herausgezogen hatte. Auch neben ihm stand ein Jäger mit gezücktem Messer.
    »Keine Panik, Leute. Die gehören zu mir«, sagte Gus.
    Sie sind mit Silber bewaffnet.
    Diese Stimme, begriff Vasiliy, gehörte einem der Jäger; sie hatte nicht annähernd dieselbe lähmende Kraft.
    Setrakian räusperte sich. »Ich bin nicht gekommen, um gegen euch zu kämpfen. Nicht heute.«
    Sonst hätten wir dich kaum in unsere Nähe gelassen.
    »Nun, ich bin euch schon des Öfteren ziemlich nahe gekommen, und das wisst ihr auch. Aber lassen wir unseren Konflikt für den Augenblick beiseite. Ich habe mich euch mit gutem Grund ausgeliefert. Ich will euch einen Handel vorschlagen.«
    Einen Handel? Was hast du schon anzubieten?
    »Das Buch … Und den, der euch diesen Krieg aufgezwungen hat.«
    Vasiliy spürte, wie der Jäger das Messer um einige wenige Millimeter zurückzog. Die Gestalten vor dem Fenster blieben jedoch weiterhin reglos.
    Und was willst du dafür?
    »Die Welt«, erwiderte Setrakian.

    Panisch sah Nora, wie sich die Vampire von der Decke des Abteils auf die Fahrgäste stürzten. Sie fuhr herum, drängte den Mann, der die Tür inzwischen einen Spaltbreit geöffnet hatte, zur Seite und schob Zack und ihre Mutter die Stufen hinunter nach draußen.
    Sekunden später stand auch sie auf dem Gleis. Sie hatten die klaustrophobische Enge des überfüllten Waggons gegen die eines finsteren unterirdischen Tunnels eingetauscht. Nora

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