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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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aus ihren unterirdischen Behausungen auf.
    Um ihre neue Welt in Besitz zu nehmen.

North River Tunnel
    Vasiliy fand Nora im Tunnel unter dem Hudson River. Sie saß auf den Gleisen und strich ihrer Mutter, deren Kopf in ihrem Schoß lag, über das graue Haar.
    Er setzte sich neben sie. »Komm Nora, lass mich dir helfen. Deine Mutter…«
    »Mariela«, unterbrach ihn Nora. »Sie heißt Mariela.« Und dann begann sie hemmungslos zu weinen, wurde ihr Körper von den Krämpfen geradezu durchgeschüttelt. Sie vergrub ihr Gesicht an Vasiliys Schulter.
    Nach einer Weile kehrte Eph aus dem Tunnel zurück und ging zu seinen beiden Freunden. Nora sah ihn mit leeren Augen an; es waren keine Tränen mehr übrig. Sie wäre aufgestanden,
hätte ihre schlafende Mutter sie nicht daran gehindert, und hätte ihn in den Arm genommen.
    Eph nahm das Nachtsichtgerät ab und schüttelte den Kopf.
    Nichts.
    Kein Zack.
    Vasiliy wusste, dass Eph Nora niemals die Schuld am Verschwinden des Jungen geben würde. Sie hatte unter widrigsten Umständen alles Menschenmögliche getan, um Zack zu beschützen, da war er sich sicher. Doch er spürte, dass Nora mit Zack auch Eph verloren hatte.
    Später berichtete er den beiden, was geschehen war. Dass sich Setrakian mit Gus und Angel auf den Weg zum Locust-Valley-Atomkraftwerk gemacht hatte. »Er hat mir ausdrücklich befohlen, nicht mitzukommen, sondern nach euch zu suchen.«
    Eph zog eine kleine Whiskyflasche aus der Tasche, die er an Bord des Schiffes gefunden hatte. Er nahm einen tiefen Schluck, dann sah er sich im Tunnel um, Wut und Abscheu auf dem Gesicht. »Tja, hier sind wir also.«
    Plötzlich spürte Vasiliy, wie sich Nora neben ihm versteifte. Ein fernes Donnern erfüllte den Tunnel. Zuerst wusste er nicht, woher es kam - seine Ohren waren doch stärker in Mitleidenschaft gezogen worden, als er gedacht hatte -, dann begriff er: Es waren Motorgeräusche, die sich von Norden näherten. Aus Richtung Manhattan.
    Sie sprangen auf. Ein Zug? Das war unmöglich.
    Jetzt schwollen die Motorgeräusche zu einem furchterregenden Dröhnen an, und dann sahen sie zwei Lichter aus dem Tunnel kommen. Scheinwerfer.
    Ein Auto.
    Vasiliy zückte sein Schwert. Er hatte genug von bösen Überraschungen.
    Der große Geländewagen hielt direkt vor ihnen an. Die Gummireifen waren völlig zerfetzt, und der Kühlergrill war mit Vampirblut verschmiert.

    Gus Elizalde stieg aus.
    Sofort eilte Vasiliy zur Beifahrertür und hielt nach weiteren Passagieren Ausschau.
    Doch der Hummer war leer.
    Gus sah den Kammerjäger mit einem traurigen Gesichtsausdruck an und schüttelte den Kopf.
    »Was ist passiert?«, fragte Vasiliy.
    Und der Mexikaner erzählte es ihnen. Erzählte, wie er Setrakian am Atomkraftwerk zurückgelassen hatte. Weil der alte Mann es so gewollt hatte. Als er fertig war, sagte Gus: »Nun schaut mich nicht so zornig an, Leute. Ihr seid ja schließlich auch abgehauen, oder?«
    Vasiliy schluckte seine Wut hinunter.
    »Ist er tot?«, fragte Nora.
    »Das überlebt niemand«, erwiderte Gus. »Er wollte ja unbedingt bis zum Ende kämpfen. Angel, dieser verdammte Spinner, ist auch geblieben. Nun, sie werden hoffentlich nicht den Löffel abgegeben haben, ohne dem Meister vorher ordentlich in den Arsch getreten zu haben.«
    »Eine Kernschmelze«, murmelte Vasiliy.
    Gus nickte. »Ja, ich hab die Sirenen und die Explosion gehört. Und die Scheißwolke kommt direkt auf uns zu. Der Alte hat gesagt, ich soll zu euch runter. Also, hier bin ich.«
    »Er hat uns alle hier hinuntergeschickt. Um uns vor der radioaktiven Wolke zu schützen.« Vasiliy sah sich um. Sie waren lebendig begraben. Eigentlich hätte er damit keine Probleme haben sollen - als Kammerjäger war er es gewohnt, in dunkle Löcher zu kriechen, um Ungeziefer auszuräuchern. Was würden Ratten - die in so ziemlich jeder Umgebung überleben konnten - jetzt wohl tun? Sein Blick fiel auf den entgleisten Zug, in dessen blutverschmierten Fenstern sich die Scheinwerfer des Hummers spiegelten. »Wir können da drin schlafen, wenn wir Wachen aufstellen und die Türen verrammeln. Außerdem können wir den Speisewagen plündern. Und Wasser finden wir in den Toiletten.«

    »Aber das reicht doch höchstens für ein paar Tage«, sagte Nora.
    »Wir bleiben hier, solange wir können.« Vasiliy spürte, wie die unterschiedlichsten Gefühle in ihm aufstiegen - Stolz, Entschlossenheit, Dankbarkeit, Trauer - und ihn wie ein Faustschlag trafen. Abraham Setrakian war tot; Abraham

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