Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall
dieses Ladens?«
»Das ist mein Vater«, sagte Vasiliy. »Auf welche Art von Ärger sind Sie denn aus?«
»Wir versuchen, diese Irren in den Griff zu kriegen, die für die Unruhen verantwortlich sind. Und die Mitläufer, die Profit
aus der Krise schlagen wollen. Das verschlimmert die Situation zusätzlich.«
»Ihr klingt wie Cops«, sagte Vasiliy.
»Wenn Sie vorhaben, die Stadt zu verlassen«, sagte ein anderer Mann, offensichtlich bemüht, schnell das Thema zu wechseln, »dann sollten Sie so bald wie möglich aufbrechen. Die Brücken und Tunnel sind so gut wie dicht. Hier geht alles den Bach runter.«
»Wollen Sie nicht rauskommen und uns helfen?«, fragte der Erste. »Wir müssen etwas unternehmen.«
»Werd’s mir überlegen«, murmelte Vasiliy.
»Los, weiter!«, rief in diesem Moment der Fahrer des SUV, der mit laufendem Motor auf der Straße stand.
Der Uniformierte warf Nora und Vasiliy einen finsteren Blick zu und sagte: »Viel Glück! Sie werden es brauchen.«
Nora sah den Männern noch für eine Weile nach, dann schloss sie die Tür. »Sie sind weg«, sagte sie.
Ephraim Goodweather, der ihnen zugehört hatte, kam aus dem abgedunkelten Teil des Flurs. »Diese Narren«, brummte er.
»Cops«, sagte Vasiliy. Er beobachtete die Männer durch das Fenster, bis sie um die Ecke verschwunden waren.
»Woher willst du das wissen?«, fragte Nora.
»Das weiß ich eben.«
Nora sah Eph an. »Zum Glück hast du dich nicht blicken lassen.«
Eph nickte. »Wieso trugen sie keine Abzeichen?«
»Wahrscheinlich haben sie beim Feierabendbier die Köpfe zusammengesteckt und beschlossen, dass sie die Stadt nicht vor die Hunde gehen lassen wollen«, sagte Vasiliy. »Ihre Frauen sind bestimmt längst in Jersey, also haben sie hier nichts anderes zu tun, als ein paar Köpfe einzuschlagen. Die Cops denken ja immer, dass ihnen der Laden gehört. Womit sie auch irgendwie Recht haben. Wie bei einer Straßengang - das hier ist ihr Revier, und das verteidigen sie.«
»Wenn man genau darüber nachdenkt, dann gibt es keinen großen Unterschied zwischen ihnen und uns«, bemerkte Eph.
»Außer, dass sie mit Blei schießen und nicht mit Silber.« Nora griff nach Ephs Hand. »Wir hätten sie warnen sollen.«
»Ich habe sie gewarnt. Sie alle. Und deshalb bin ich jetzt auf der Flucht.«
Nora und Eph waren die Ersten gewesen, die das mysteriöse Flugzeug betreten hatten, nachdem das Einsatzkommando die Tür geöffnet und die toten Passagiere entdeckt hatte. Die Tatsache, dass die Körper nicht dem natürlichen Verwesungsprozess unterworfen waren, sowie das geheimnisvolle Verschwinden des sargähnlichen Kastens während der Sonnenfinsternis hatten Eph davon überzeugt, dass es sich hier um eine Epidemie handelte, die nicht mit gewöhnlichen medizinisch-wissenschaftlichen Kriterien erklärt werden konnte. Und diese Überzeugung hatte ihn empfänglich gemacht für die Geschichte des Pfandleihers Abraham Setrakian, der ihm schließlich die schreckliche Wahrheit über die Seuche erzählt hatte. Ephs verzweifelte Bemühungen, der Welt die wahre Natur dieser Krankheit mitzuteilen, hatten zum Bruch mit der CDC geführt. Die Behörde hatte daraufhin versucht, ihn mit einer fingierten Mordanschuldigung zum Schweigen zu bringen. Und seither war er auf der Flucht …
Er sah Vasiliy an. »Ist alles im Wagen?«
»Wir können sofort los.«
Eph drückte Noras Hand. Sie wollte nicht, dass er ging.
»Vasiliy? Ephraim? Nora?« Setrakians Stimme tönte von der Wendeltreppe im hinteren Teil des Hauses.
»Hier unten, Professor«, rief Nora.
»Jemand nähert sich«, sagte der alte Mann.
»Keine Angst, die sind schon wieder weg. Nur ein paar Typen, die auf eigene Faust für Recht und Ordnung sorgen
wollen. Und schwer bewaffnet dazu.«
»Ich spreche nicht von Menschen«, erwiderte Setrakian. »Und ich kann den kleinen Zack nirgends finden.«
Die Tür zu Zacks Schlafzimmer flog krachend auf. Der Junge wirbelte herum - und sah seinen Dad kampfbereit hereinplatzen.
»Mann, Dad!«, rief Zack und setzte sich im Schlafsack auf.
Eph sah sich um. »Setrakian hat doch gerade eben hier nach dir geschaut.«
»Äääh …« Zack rieb sich demonstrativ die Augen. »Wahrscheinlich hat er mich hier auf dem Boden einfach übersehen.«
»Ja. Vielleicht.« Eph sah seinem Sohn tief in die Augen. Er glaubte ihm ganz offensichtlich nicht, aber momentan schien er wichtigere Dinge zu tun zu haben, als seinen Sohn beim Lügen zu ertappen. Er durchquerte das Zimmer
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