Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall
und überprüfte das vergitterte Fenster. Zack bemerkte, dass er eine Hand hinter dem Rücken hielt und offenbar etwas vor ihm versteckte.
Nun schoss Nora ebenfalls in den Raum und blieb abrupt stehen, als sie Zack sah.
»Was ist denn los?«, fragte Zack und stand auf.
Sein Vater schüttelte den Kopf und lächelte, um ihn zu beruhigen, doch das Lächeln war einen Tick zu schnell auf seinem Gesicht erschienen - ein Lächeln, das sich nicht im Geringsten in seinen Augen widerspiegelte. »Ich wollte nur mal nach dir sehen. Du wartest hier, okay? Ich bin gleich wieder da.« Eph verließ den Raum, wobei er das Ding hinter seinem Rücken weiterhin verborgen hielt.
War es ein Silberschwert?
»Bleib hier«, sagte Nora ebenfalls und schloss die Tür hinter sich.
Wonach hatten sie nur gesucht? Zack hatte einmal gehört, wie seine Mom in einem Streit mit Dad Noras Namen erwähnt hatte. Nun, eigentlich war es kein richtiger Streit gewesen, da sie sich zu diesem Zeitpunkt bereits getrennt hatten, Mom hatte einfach ihrem Ärger Luft gemacht. Außerdem hatte Nora seinen Dad dieses eine Mal geküsst - kurz
bevor er mit Mr. Setrakian und Vasiliy losgezogen war. Und bis zur Rückkehr der drei Männer war sie die ganze Zeit über angespannt, irgendwie nicht sie selbst gewesen. Danach hatte sich alles völlig verändert: Zack hatte seinen Dad noch nie so niedergeschlagen erlebt - ein Anblick, den er nie wieder sehen wollte, und wenn er ewig lebte. Und Mr. Setrakian schien krank geworden zu sein. Zack, der Möchtegernspion, hatte ein paar Gesprächsfetzen aufgeschnappt, aber nicht genug, um sich ein richtiges Bild machen zu können.
Es ging um irgendeinen »Meister«.
Es ging um das Sonnenlicht, das es nicht geschafft hatte, »ihn zu vernichten«.
Es ging um »das Ende der Welt«.
Zack stand allein in seinem Schlafzimmer und versuchte, sich einen Reim auf diese mysteriösen Dinge zu machen, als er plötzlich eine Bewegung in einigen der Spiegel bemerkte, die an der Wand hingen. Ein vibrierender Fleck; etwas, das er eigentlich deutlich hätte sehen müssen, das auf der Spiegelfläche jedoch verschwommen und verwischt erschien.
Da war etwas am Fenster.
Zack drehte sich um, erst ganz langsam - dann ruckartig.
Sie hing an der Außenwand. Ihr Körper war verkrümmt und verdreht, die Augen, rot und groß, funkelten. Ihr Haar war dünn und bleich und fiel ihr in Büscheln aus. Das Kostüm, das sie an jenem Tag im Schulunterricht getragen hatte - wie lange war das her? -, war an einer Schulter zerrissen und die Haut darunter mit Dreck verschmiert. Die Nackenmuskeln waren angeschwollen und verformt. Blutwürmer schlängelten sich unter Wangen und Stirn.
Mom.
Sie war zu ihm gekommen. Und er hatte gewusst, dass sie kommen würde.
Instinktiv ging er auf sie zu. Dann sah er ihre Miene, die sich von einem Ausdruck des Schmerzes in eine Fratze verwandelte, für die es nur ein Wort gab: dämonisch.
Sie hatte die Eisenstangen bemerkt.
Blitzschnell öffnete sie den Mund - so weit, wie es auch bei dem Ungeheuer in dem Video zu sehen gewesen war -, und ein Stachel schoss aus der Stelle in ihrer Kehle, wo einmal ihre Zunge gewesen war, drang durch die zersplitternde Glasscheibe und zischte durch das Loch auf Zack zu. Der voll ausgefahrene Stachel war fast zwei Meter lang und endete in einer scharfen Spitze, die nur wenige Zentimeter vor seinem Hals zum Stillstand kam.
Zack erstarrte. Seine durch einen plötzlichen Asthmaanfall verkrampften Lungen hinderten ihn daran, Luft zu holen.
Am Ende des fleischigen Fortsatzes zitterte und zuckte die gespaltene Spitze. Zack blieb wie angewurzelt stehen. Nach einigen Sekunden entspannte sich der Stachel, und mit einem fast beiläufigen Nicken ließ Kelly ihn wieder in ihren Mund zurückgleiten. Dann stieß sie ihren Kopf durch das Fenster, wobei der Rest der Scheibe zersprang, und versuchte, sich durch die Eisenstangen zu quetschen. Nur wenige Zentimeter trennten sie von Zacks Kehle - dann würde sie endlich ihr geliebtes Kind heimholen …
Zack war von ihren Augen wie hypnotisiert. Sie waren rot und hatten in der Mitte schwarze Punkte. Verzweifelt suchte er darin nach irgendetwas, das ihn an seine Mom erinnerte.
War sie tot, wie sein Vater gesagt hatte? Oder lebte sie noch?
War sie für immer verschwunden? Oder war sie hier - genau hier, bei ihm, in diesem Zimmer?
Gehörte sie noch zu ihm? Oder gehörte sie zu jemand anderem?
Kelly rammte ihren Kopf gegen die Eisenstangen. Ihre Haut platzte
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