Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
zu kommen. Um eine Falle zu bauen, würde ihr Messer vielleicht ausreichen, aber wie man das tat, wusste sie nicht. Sie konnte sich sicher eine Weile durchschlagen, von Beeren, Nüssen und Wurzeln leben. Aber es würde sie schwächen. Und der Wolf brauchte Fleisch.
Es gab weitere Gruppen. In einer war ihr Bruder. Bestimmt würden sie sie aufnehmen, nur wie sollte sie sie finden. Es gab keine festen Plätze und sie konnte sich schlecht bei anderen Sippen erkundigen, ob diese kürzlich von einem Überfall in der Nähe gehört hätten. Sie lächelte kurz bei der Vorstellung, auch wenn ihr nicht zum Lachen zumute war. Sie schüttelte die Gedanken erst einmal ab, da es keine nahe liegende Lösung zu geben schien, und raffte sich auf, um die Gegend weiter zu erkunden. Der Platz erschien ihr geeignet, um einige Zeit hier zu verbringen. Vielleicht verheilte die verletzte Pfote des Wolfs, wenn sie etwas ruhten. Sie würde versuchen, den Heilungsprozess mit den begrenzten Mitteln, die ihr bekannt waren, zu unterstützen.
Bei Sonnenabstieg kam Pinaa aus dem Wald zurück. Sie hatte ihre Fallen geprüft und erneuert. Leider war es ihr noch nicht gelungen, ein weibliches Kaninchen für ihr Männchen zu fangen. Als sie kurz nach ihm schauen wollte, ereilte sie jedoch der nächste Schock. Sie rollte vorsichtig die Abdeckung aus einem Stück Tierhaut, unter der Raubvögel das Tier nicht entdecken konnten, zurück und da war ... nichts. Das letzte Kaninchen war ebenfalls verschwunden. Pinaa konnte es einfach nicht fassen. Das war Zauberei. Sie hatte doch nun alle notwendigen Vorkehrungen getroffen. Also wie und wohin war das Kaninchen verschwunden? Enttäuscht trat sie mehrmals mit dem Fuß gegen die Abgrenzung und stapfte dann wütend zu ihrer Hütte. Dabei kam sie an Rogar und Nemar vorbei, die am Lagerfeuer eine kleine Mahlzeit zu sich nahmen. Als sie nach einem kurzen Blick stutzte und schließlich genauer hinsah, beschlich sie ein furchtbarer Verdacht. "Das ... das ist doch nicht mein Kaninchen?" stammelte sie fassungslos und deutete auf die braun gebratene kleine Keule an Nemars Spieß. "Hä?" fragte Nemar. "Deins? Klar, ist das ein Kaninchen." Rogar schien allerdings zu verstehen, was gemeint war, er machte unauffällig Zeichen Richtung Nemar. "Na ... das ... da ..." Sie deutete auf die Begrenzung. "... da drin war. Ich habe dort meine Kaninchen." "Oh ja, wir dachten, damit es frisch bleibt." lachte Nemar, Rogars verzweifelte Versuche ignorierend, ihn vom Reden abzuhalten. "Wie bei den Fischen weißt Du?" Pinaa sah ihn kurz verwirrt an. Fische sind doch nicht ..." setzte sie an, bevor ihr wieder einfiel, worum es eigentlich ging. "Das war mein Kaninchen." schrie sie Nemar an. "Ich habe das Ding dreimal neu gebaut und die ganze Zeit Kaninchen gefangen und jetzt, wo alles richtig ist, esst ihr es einfach auf?" "Tut uns leid." versuchte Rogar zu retten, was noch zu retten war, aber Nemar verstand immer noch nicht. "Was soll man denn sonst mit ihnen tun?" fragte er. Pinaa ging auf ihn zu, riss ihm den Spieß aus der Hand und piekte ihn damit in die Brust. Er quiekte überrascht, was Rogar nun wiederum zum Lachen brachte. "Ihr denkt doch nur ans Fressen." wütete Pinaa. "Wie die Tiere."
Kapitel 6 - Verlorene
Mattoo betrachtete den schlafenden Lantan. Er atmete ruhig und gleichmäßig. Mattoo hatte die erste Wache und Lantan schien ihm zu vertrauen. In den ersten Tagen hatten sie keine Wache gebraucht. Sie kannten die Gebiete und die Sippen, die sich dort aufhielten. Manchmal waren sie in andere Lager eingeladen worden und hatten dort essen und schlafen können. Aber jetzt hatten sie eine Gegend erreicht, die sie kaum kannten. Lantan war noch nie hier gewesen und Mattoo war zwar einmal mit seiner Sippe hier durchgekommen, aber das war schon viele Winter her und er erinnerte sich nur vage. Tamboo hatte ihnen zwar vorher so genau wie möglich beschrieben, was und wer wann und wo auf sie wartete, aber es war nicht so einfach, sich zu orientieren. Es gab Lücken in Tamboos Schilderungen und einige Landschaftspunkte hatten sich verändert. Auf jeden Fall mussten sie vorsichtig und wachsam sein. Mattoo war stolz, dass Lantan ihm vertraute. Er wusste nicht, warum dieser ihn als Begleiter ausgewählt hatte. Alle waren von dieser Wahl völlig überrascht gewesen und nur seine Mutter hatte Lantan einen gesunden Verstand bescheinigt. Zudem hatte Lantan auch noch auf Mattoos vollständige Heilung warten müssen und in den ersten Tagen hatten
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