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Das Blut der Medusa

Das Blut der Medusa

Titel: Das Blut der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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heutzutage niemand mehr.
    »Was sagst du?« fragte Bill.
    Sheila mußte sich, als sie die Worte hörte, erst von der Betrachtung losreißen. »Ich… ich weiß nicht so recht, Bill. Irgendwie fürchte ich mich vor ihm.«
    »Aber du bist nicht erstarrt.«
    »Nicht im Sinne der Medusa. Vielleicht in Ehrfurcht.« Sie lachte etwas gekünstelt.
    »Erich Tarknet muß es anders erlebt haben. Und der Nachtwächter ebenfalls.«
    »Sollen wir weitergehen?«
    »Gleich.« Bill streckte die Hand aus. »Ich möchte sie mir erst durch den Spiegel anschauen. Gib ihn mir.«
    »Bill, ich…«
    »Bitte, Sheila.«
    Sie atmete seufzend ein und öffnete ihre Tasche, die an einem langen Riemen hing, der über ihrer Schulter seinen Platz gefunden hatte. Bill nahm den Spiegel so entgegen, daß ihn die anderen Besucher nicht sahen. Er wollte kein Aufsehen erregen.
    Die beiden Frauen neben ihm wandten sich ab. Das Bild hatte sie fasziniert und gleichzeitig gestört. Das war ihren Kommentaren zu entnehmen.
    Der Reporter schob sich noch ein wenig nach rechts, so war sein Blickwinkel besser. Den Spiegel hielt er in der Hand und warf auch einen Blick auf Sheila.
    Die nickte ihm zu. Beide Conollys arbeiteten jetzt zusammen. Sheila hielt ihrem Mann gewissermaßen den Rücken frei. Von den anderen Besuchern wurden die beiden nicht beachtet.
    Bill Conolly verfolgte eine kühne Theorie. Er ging davon aus, daß mit dem Bild etwas nicht stimmte, sonst hätte es nicht schon zwei Opfer gefordert. Bei einer normalen Betrachtung war nichts zu erkennen, aber es mußte einen Hinweis geben, einen Trick, mit dem das Geheimnis möglicherweise zu lüften war.
    Vielleicht war es der Spiegel.
    Er war rund und bedeckte seine rechte Handfläche. Bill hatte den Arm etwas angewinkelt, die Hand mit dem Spiegel berührte seinen Oberschenkel an der Außenseite. So konnte er, wenn er den Kopf etwas senkte, hineinschielen.
    Noch war der Schlangenkopf nicht genau zu erkennen. Bill bewegte seine Hand. Der Rahmen geriet auf die glänzende Fläche. Durch nichts ließ sich der Reporter stören. Es kümmerten ihn auch nicht die Kommentare, er drehte seine Hand so, bis er das Bild der Medusa auf der Fläche erscheinen sah.
    Sehr deutlich sah er den Kopf. Das Gesicht, die Haare, die aus den stumpf wirkenden Schlangenkörpern bestanden.
    Es war alles normal — oder?
    Bill starrte gegen den Spiegel. Er schaute dabei sehr genau hin, weil er glaubte, etwas Bestimmtes gesehen zu haben.
    Hatten die Schlangen sich nicht bewegt?
    Möglich, vielleicht, aber das spielte keine Rolle mehr, denn etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit viel stärker in den Bann gezogen. Das Gesicht, der Mund!
    Er lächelte!
    Die Winkel waren verzogen. Und das Lächeln war keineswegs freundlich, es hatte etwas Wissendes, Diabolisches an sich, ebenso wie das Augenpaar, das den gleichen Ausdruck zeigte, den die Hölle hineingeschoben zu haben schien.
    Der Reporter wurde blaß. Unsichtbare Hände legten sich um seinen Magen und drückten zu. Plötzlich perlte Schweiß auf seiner Stirn. Das merkte auch Sheila, sie berührte Bills Wangen, ihr Mann schrak zusammen und ging einige schnelle Schritte zur Seite, verfolgt von den verwunderten Blicken anderer Besucher.
    Sheila war ihm gefolgt. »Was hast du, Bill? Du… du bist ja völlig außer dir.«
    »Und ob!« gab Bill flüsternd zurück. »Und ob ich außer mir bin. Diese Medusa, Sheila, sie… sie ist nicht tot — sie lebt…«
    ***
    Sheila Conolly schaute nicht ihren Mann an, sie blickte auf den Spiegel, den Bill noch immer offen in der Handfläche liegen hatte. In ihren Augen las er Unglauben, Sheila setzte auch zu einer Gegenbemerkung an, schluckte sie jedoch herunter, als sie erkannte, wie ernst es ihrem Mann mit seiner Bemerkung gewesen war. »Sie… sie lebt?«
    »Ja, ich habe es genau gesehen. Sie hat sich bewegt. Nicht nur die Schlangen auf ihrem Kopf zuckten, sie lächelte auch.« Bill räusperte sich. »Es war ein widerliches, ein grausames Lächeln, als würde mich der Teufel persönlich angrinsen, verstehst du?«
    »Ja, ich glaube…«
    »Und dann die Augen, Sheila. Auch ihr Ausdruck hat sich verändert. Er war so furchtbar, so überaus kalt, so wissend. Daraus leuchtete mir die Hölle entgegen…«
    Bill hatte die Worte mit einem so großen Ernst gesprochen, daß Sheila sich hütete, auch nur eines davon in Frage zu stellen. Nur wußte sie nicht, wie sie reagieren sollte. Sie stand da und starrte an ihrem Mann vorbei.
    »Sonst hat es keiner bemerkt!«

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