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Das Blut der Medusa

Das Blut der Medusa

Titel: Das Blut der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schaute ihren Mann scharf an. Hinter ihnen floß der Verkehr vorbei, der am Sacher abbiegen mußte, weil dort die Fußgängerzone begann.
    »Was wolltest du sagen, Liebling?«
    »Ich wundere mich über dich.«
    »Wieso?« Bill machte ein harmloses Gesicht. »Darf ich denn nicht mal in ein Museum…?«
    »Das schon, Bill. Aber ich kenne dich. Du bist doch sonst nicht so scharf darauf, dir irgendwelche Ausstellungen anzuschauen. Woher kommt dein plötzliches Interesse?«
    »Ich habe dich erst darauf aufmerksam gemacht.«
    »Das stimmt. Und was ist der Grund?«
    »Mich interessieren die Bilder eben.«
    »Das glaube ich dir nicht so ganz.«
    »Und weshalb nicht?«
    »Weil ich dich kenne. Außerdem wolltest du dich noch mit jemandem treffen.«
    »Es ist ein Kollege.«
    »Nur so?«
    »Ja. Ich habe mich für heute mit ihm verabredet. Wenn du unbedingt die Kärntener Straße mit ihren Geschäften durchlaufen willst, ich habe nichts dagegen. Da rufe ich Erich an und sage ihm Bescheid, daß wir uns später treffen.«
    »Nein, nein, die Geschäfte laufen uns nicht weg. Wir werden uns die Ausstellung ansehen.«
    »Danke.« Bill hauchte seiner Frau einen Kuß auf die Wange. »Du bist die Beste von allen.«
    Sheila trat zurück. »Mein lieber Bill, ich traue dir nicht über den Weg. Wir kennen uns einfach zu lange. Wie heißt dein Kollege noch?«
    »Erich Tarknet.«
    »Den Namen habe ich nie gehört.«
    »Ich kenne ihn von früher.«
    Sheila legte die Stirn in Falten. »Komisch, Bill, deine anderen Kollegen sind mir fast alle persönlich bekannt, nur dieser Wiener nicht.«
    »Er… er kommt aus Linz.«
    »Spielt keine Rolle, Bill. Ich habe das Gefühl, daß du mir etwas verschweigst.«
    »Was denn?«
    Sie hakte sich bei ihrem Mann ein. »Laß uns gehen. Es hat keinen Sinn, mit dir zu diskutieren.« Sie hob die Schultern. »Nun ja, vielleicht irre ich mich auch.«
    In der Wiener Innenstadt — oder um Graben und Ring herum — kann man alles zu Fuß erreichen. Es wäre Unsinn gewesen, sich eines Taxis zu bedienen, vor allen Dingen bei diesem herrlichen Wetter. Sie mußten den Kärntener Ring überqueren und blieben dann auf der Kärntener Straße, die auch zum Karlsplatz führte, wo das Gebäude lag, in dem die Ausstellung stattfand.
    Die Wiener Innenstadt zeichnete sich nicht allein durch ihre alten, ehrwürdigen Gebäude aus, es war auch viel Grün vorhanden. Prächtige, alte Bäume, die manch historisches Bauwerk wie einen Schutzmantel umgaben. So war es auch am Karlsplatz, wo sich zwei U-Bahn-Stationen gegenüberlagen.
    »Und wo wartet dein Freund?« fragte Sheila.
    »Vor dem Eingang.«
    Daß die Ausstellung etwas Besonderes war, hatte sich auch bei den Wienern herumgesprochen. Die Besucherzahlen waren außergewöhnlich hoch, und selbst an diesem herrlichen Vormittag bewegten sich mehrere Besucher auf den Eingang zu, wo ein Mann stand und Zeitung las. Er hatte die Kronen-Zeitung so aufgeschlagen, daß Bill sie kaum übersehen konnte, und ein Lächeln umspielte seine Lippen, das Sheila nicht verborgen geblieben war.
    »Ist das dieser Tarknet?«
    »Ja.«
    »Weshalb versteckt er sich?«
    Bill winkte ab. »Es war ausgemacht. Wir haben uns jahrelang nicht mehr gesehen.«
    »Um so komischer, daß ihr euch hier treffen wollt, um in die Ausstellung zu gehen.«
    Bill gab keine Antwort mehr, denn er hatte den Mann mit der Zeitung erreicht. Mit der Fingerspitze klopfte er gegen das Papier. »Hallo Erich, schlaf nicht ein.«
    Tarknet rührte sich nicht. Erst jetzt fiel Bill auf, daß er sich an die Außenwand gelehnt hatte.
    »Nimm ihm doch mal die Zeitung weg«, sagte Sheila. Bill zog sie ihm aus den Fingern. Fetzen blieben hängen. Das Papier fiel Bill aus der Hand, als er in Tarknets Gesicht schaute. Es war regungslos, versteinert.
    Vor den beiden Conollys lehnte ein Toter an der Wand!
    ***
    Sheila war einiges gewohnt. Sie schrie nicht, sie preßte nur die Hand gegen ihren Mund und wurde fast so bleich wie der vor ihr stehende Tote. Ein schauriger Gruß aus dem Jenseits inmitten einer lebhaften Stadt.
    Er stand so, daß er nicht fallen konnte. Die Gesichtshaut war grau wie helle Asche geworden. Die Augen wirkten wie mit Glasfarbe in das Gesicht gezeichnet. Sein semmelblondes Haar lag glatt am Kopf. Die Lippen waren so blaß, daß sie sich kaum abhoben. Wer nicht mit den Dingen vertraut war, hätte ihn für einen völlig normalen Menschen halten können, der einfach nur dastand und wartete.
    »Die Medusa«, flüsterte Bill, »mein

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