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Das Blut der Rhu'u (German Edition)

Das Blut der Rhu'u (German Edition)

Titel: Das Blut der Rhu'u (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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Fesseln sprengte und zu brüllendem Leben erwachte. Sie spürte einen Hitzeschub, der sie zu verbrennen schien. Gleichzeitig reagierte sie so schnell, dass sie den Eindruck bekam, alles um sie herum würde sich in Zeitlupe bewegen. Die Frau ihr gegenüber stach so langsam mit dem glühenden Dolch zu, dass Kara keine Mühe hatte, dem Stich auszuweichen. Doch als besäße der Dolch ein eigenes Leben, zuckte er in ihre Richtung und riss die Frau, die ihn hielt, mit sich.
    Kara hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass sie auf keinen Fall mit einem dieser Dolche in Berührung kommen sollte. Sie stieß den Arm der Frau zur Seite. Als wäre ihre Hand ein glühendes Brandeisen, bildete die Haut der Frau Blasen, wo Kara sie berührt hatte, ehe den Bruchteil einer Sekunde später das Fleisch darunter verbrannte und eine schwelende Wunde hinterließ. Die Frau schrie. Es klang so dumpf wie die Aufnahme eines Tonbandes, das zu langsam abgespielt wird. Ihr blieb keine Zeit, sich darüber zu wundern.
    Die andere Frau und ein Mann waren heran und stachen mit den Dolchen zu. Kara ging in die Knie und schlug von unten gegen die Hände, die die tödlichen Dolche hielten. Mit demselben Ergebnis wie bei der anderen Frau. Ihre Berührung verbrannte die Haut ihrer Feinde. Jarod hatte inzwischen die beiden anderen Männer zu Boden gezwungen und teilte ihnen ebenfalls mit verlangsamter Stimme mit, dass sie verhaftet seien.
    Die beiden blickten Kara an. Was immer sie sahen, es veranlasste sie, die Augen entsetzt aufzureißen. Und es verlieh ihnen einen unerwarteten Kraftschub, mit dem der, den Jarod gepackt hielt, ihn zurückstieß, dass er gegen die Hauswand taumelte. Der Mann half seinem Kumpan vom Boden auf und rannte mit ihm davon. Auch Karas drei Angreifer ergriffen die Flucht. Sie sackte zu Boden. Das Feuer verschwand aus ihrem Körper, und die Zeit nahm ihre gewohnte Geschwindigkeit wieder auf.
    »Kara, ist dir was passiert?«
    Jarod streckte die Hand nach ihr aus, um ihr aufzuhelfen. Sie zuckte zurück.
    »Nicht!«
    Wenn er sie anfasste, würde sie ihn möglicherweise genauso verbrennen wie die Angreifer. Sie starrte auf ihre Hände. Sie wirkten völlig normal. Von dem glühenden Feuer, das sie eben noch eingehüllt hatte, war nichts mehr zu sehen. Sie hatte auch keine Schmerzen; dabei hätten ihre Hände verbrannt sein müssen.
    Sie zuckte zusammen, als Jarod sie an den Armen fasste und auf die Beine zog, und war erleichtert, dass er sich nicht an ihr verbrannte. Er sah ihr ernst in die Augen. »Willst du mir immer noch weismachen, dass du ein ganz normaler Mensch bist?«
    Sie hörte die Worte, aber sie verstand ihren Sinn nicht. War Jarod verrückt oder sie? »Was soll ich denn sonst sein?«
    Sie fühlte von ihm eine Macht ausgehen, die in ihren Kopf eindrang. Vergeblich versuchte sie, sich mit abwehrend vor dem Gesicht gekreuzten Armen davor zu schützen. Was immer diese Macht war, sie fegte durch sie hindurch wie ein Sturm. Der sehr schnell vorbei war. Jarod fasste ihre Arme und drückte sie langsam nach unten.
    »Ist schon gut, Kara.«
    Seine Stimme klang sanft. Mitfühlend. Er legte vorsichtig die Arme um sie und zog sie an sich, als sie ihn nicht abwehrte. Sie lehnte sich an ihn. Es fühlte sich so gut an, von ihm gehalten zu werden. Einerseits hätte sie ewig hier mit ihm stehen können, andererseits wollte sie so schnell wie möglich weg von hier. Die Angreifer konnten jeden Moment zurückkommen, obwohl von ihnen weit und breit nichts zu sehen war. Wenn Kara das richtig mitbekommen hatte, waren sie an der nächsten Ecke in den East Crosscauseway eingebogen.
    Sie blickte Jarod an. »Die wollten mich umbringen! Aber warum?«
    »Noch dazu keine hundertfünfzig Yards vor einer Polizeidienststelle.« Er nickte in die Richtung, aus der sie gekommen waren und wo auf der Ecke zur St. Leonard’s Lane die St. Leonard’s Police Station residierte. »Wirklich dreist.« Er schob sie in die Richtung. »Da haben wir es nicht weit, um eine Anzeige zu erstatten. Und mit etwas Glück fangen die Kollegen die Bande.«
    Kara wollte nach Hause, sich verbarrikadieren und sich irgendwie in einen so tiefen Schlaf versetzen, dass sie nicht mehr denken und erst recht nicht träumen konnte. Am liebsten wollte sie den ganzen Vorfall vergessen. Andererseits widerstrebte es ihr, Menschen, die sie ohne jeden Grund angegriffen hatten und eindeutig töten wollten, ungestraft davonkommen zu lassen. Dann wurde ihr

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