Das Blut der Rhu'u (German Edition)
ausgerechnet sie die Rhu’u vernichten wollten, sagte ihm, wie groß die Macht des Arrod’Sha und damit der Rhu’u sein musste, sollten jemals wieder neun Rhu’u existieren und der Kristall von ihnen zusammengefügt werden.
»Der Auftrag wurde ausgeführt«, teilte der Wächterdämon ihnen mit und verschwand.
»Damit wäre das Problem beseitigt«, stellte einer der Fürsten ausgesprochen zufrieden fest.
»Nicht auf Dauer«, widersprach ein anderer. »Zeiten ändern sich. Die Dimensionen verschieben sich. Die, in denen die Splitter des Arrod’Sha verborgen wurden, können sich eines Tages mit anderen überlappen und dadurch irgendwann in der Zukunft alle Teile wieder in einer einzigen Dimension zusammenbringen. Wenn es zu dem Zeitpunkt neun Rhu’u geben sollte, werden sie ihn finden, egal in welcher Dimension er steckt. Er wurde mit ihrem Blut erschaffen und ist an ihr Blut gebunden. Blut ruft und findet immer dasselbe Blut.«
»Darüber werden wir uns Gedanken machen, wenn es so weit kommen sollte.«
»Du willst also darauf warten, dass die Rhu’u ihre volle Macht erlangen, mit der sie unsere Stellung an sich reißen könnten?«, fauchte ein Dritter.
»Natürlich nicht. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass alle Teile des Arrod’Sha überhaupt in derselben Dimension zusammenkommen? Und wenn das jemals geschehen sollte, ist es fraglich, ob es bis dahin überhaupt noch einen einzigen Rhu’u gibt, geschweige denn neun. Eben deshalb haben wir diese Menschen und nicht nur sie zu unserem Werkzeug gemacht. Wenn sie ihre Arbeit gründlich erledigen, wird es niemals wieder neun Rhu’u geben.«
Camur hatte genug gehört. Gerne hätte er den Zehn Mächtigen Fürsten versichert, dass die heute lebenden Rhu’u gar kein Interesse mehr an der Eroberung irgendwelcher Bereiche der Unterwelt hatten. Wahrscheinlich deshalb nicht, weil sie schon zu lange unter den Menschen lebten. Aber die Dämonenfürsten würden ihm das niemals glauben.
Es gab nur eine einzige Möglichkeit, den Clan der Rhu’u vor ihnen und dem Vernichtungsfeldzug zu schützen, den sie gerade in Tunga ins Leben gerufen hatten. Jeder einzelne Splitter des Arrod’Sha verstärkte die magische Macht der Rhu’u, auch wenn sie niemals alle neun Teile finden und niemals wieder neun sein sollten, um ihn zusammenzufügen. Selbst einige wenige Teile besaßen genug Macht, sich gegen ihre Feinde zu wehren. Zumindest würden die es sich überlegen, ob die Vernichtung der Rhu’u die Mühe wert wäre, die das kostete. Die drei, die Camur und seine Schwestern bereits besaßen, waren dafür jedoch noch nicht genug.
Er teleportierte nach Hause und brachte sich und seine Familie noch in derselben Nacht weit weg von Schottland in Sicherheit.
*
Demon’s Leap, 1982
Rhu’Calibor saß in der Höhle des Mount Canisp im Glencanisp Forest. Er liebte diesen Ort. Seit zwölfhundert Jahren, seit die Familie unter dem Clannamen MacLeod – früher Mac Leodugh – in Schottland lebte, wurden hier alle Rhu’u gezeugt.
Im Volksmund wurde die Höhle »Demon’s Leap« genannt, denn er war der bevorzugte Ort, an dem die Inkubi und Sukkubi der Rhu’u-Familie ihre menschlichen »Opfer« zum Sex verführten. Doch Cal suchte die Höhle, sooft er konnte, nur auf, um hier in Ruhe zu meditieren, obwohl das nicht ungefährlich war. Die Gemeinschaft des Lichts hatte sie schon vor langer Zeit durch einen unvorsichtigen Rhu’u ausfindig gemacht und überprüfte in unregelmäßigen Abständen, ob sie hier nicht einen weiteren Rhu’u erwischen und töten konnten.
Deshalb waren auch alle seine Sinne schlagartig hellwach, als er einen Menschen sich nähern fühlte. Doch es war eine harmlose Touristin, die den Busch zur Seite bog, der den Eingang halb zugewuchert hatte, und jetzt mit einem überraschten »Oh!« stehen blieb.
»Oh«, echote Cal erleichtert und fügte gleich mit seinem gewinnendsten Lächeln hinzu: »Hallo!« Da er im Moment nicht hungrig war, zeigte er sich ihr in seiner wahren Gestalt.
Sie lächelte zurück. »Ich, hm, ich habe von dieser Höhle gehört«, erklärte sie verlegen. »Ich wollte sehen, ob die Legenden wahr sind, dass hier Buhldämonen, hm, na, Sie wissen schon. Und da sitzen Sie.«
Er lachte leise. »Sehe ich aus wie ein Dämon, Buhl oder nicht?«
Sie erwiderte sein Lachen, immer noch verlegen. »Nein. Aber wenn die Legenden wahr sind, haben alle Buhldämonen ausgesehen wie unwahrscheinlich anziehende Männer.«
»Vielen Dank für das
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