Das Blut der Rhu'u
dich damit innerhalb weniger Jahre komplett ausgelaugt haben. Wenn ich es könnte, Mirjana, würde ich dir treuer sein als jeder Menschenmann. Aber diese Treue würde dich umbringen. Und deshalb muss ich meinen Hunger zwischendurch auch mit anderen Frauen stillen.«
Mirjana überdachte das. Es gefiel ihr nicht, so viel war offensichtlich. Trotzdem war sie nicht bereit, Cal aufzugeben. »Das mit den anderen Frauen, das hätte doch nichts mit Liebe zu tun?«, vergewisserte sie sich.
Er schüttelte vehement den Kopf. »Absolut nicht. Schließlich unterhalte ich auch keine Liebesbeziehung zu der Kuh, deren Milch ich trinke. Ebenso wenig interessieren mich die anderen Frauen. Ich will nur ihre Energie zum Leben. Sonst nichts. Ich wollte keine andere Frau mehr außer dir. Ich habe die ganzen Tage seit unserer Trennung gehungert. Aber spätestens in drei oder vier Tagen hätte ich entweder wieder auf die Jagd gehen oder verhungern müssen. Genau genommen hast du mir gerade das Leben gerettet.«
Sie umarmte ihn. »Caleb MacLeod, ich liebe dich. Ich werde bei dir bleiben. Und ich nehme auch die anderen Frauen in Kauf. Nur bitte«, sie schluckte unbehaglich, »konfrontiere mich niemals mit ihnen. Dann werde ich damit schon klarkommen.«
Cal schloss sie in die Arme und fühlte ein unbeschreibliches Glück, das sein Herz zu sprengen drohte und ihm ...
*
... die Tränen in die Augen trieb. Kara weinte in den Armen ihres Vaters mit der Liebe, die er für ihre Mutter gefühlt hatte und von der sie jetzt wusste, dass er sie auch für sie und ihre Geschwister empfand.
Das Gesehene hatte sie erschüttert, und sie brauchte eine Weile, um aus den Erinnerungen ihrer Vorfahren und ihres Vaters wieder in die Gegenwart zurückzukehren, zu trennen, was sie war und was zu den anderen gehörte. Erinnerungen und Gefühle anderer Menschen – Dämonen – so intensiv zu erleben, als wären es ihre eigenen, war eine erschreckende, wenn auch faszinierende Erfahrung. Immerhin hatten ihr die zweifelsfrei bewiesen, dass sie ihrem Vater vollkommen vertrauen konnte und er wirklich nur ihr Wohl im Sinn hatte.
»Tut mir leid, dass ich an dir gezweifelt habe, Dad.«
»Ist schon gut, Carana. Das war dein gutes Recht.«
Er hielt sie im Arm, und Kara fühlte sich geborgen wie selten zuvor in ihrem Leben, eingehüllt in seine Liebe, die auch ihre Mutter umfangen hatte. Sie genoss das Gefühl mit jeder Faser ihrer Seele. Mehr noch: Sie wusste jetzt, dass sie zu Hause angekommen war. Dorthin, wohin sie gehörte.
»Du musst unbedingt etwas essen«, sagte Cal nach einiger Zeit. »Solche magisch-geistigen Reisen zehren viel Energie auf.«
Er hatte recht. Kara war immens hungrig und gönnte sich eine halbe Stunde mit Tamon. Diesmal ohne jede Gewissensbisse und Selbstablehnung, weil sie Sex auslebte, ohne dass ihr Partner ihr emotional etwas bedeutete. Anschließend setzte sie sich zu ihrem Vater in die Küche, der ihr Pfannkuchen und Scones zubereitet hatte. Nachdem sie eine riesige Portion davon mit Honig verdrückt hatte, die Cal als »bestes profan-kulinarisches Futter für magische Nachwehen« bezeichnete, setzten sie sich zusammen ins Wohnzimmer.
»Nun hast du deine Wurzeln kennengelernt, Carana. Rhu’Ca war die Erste von uns. Ihr zu Ehren und zur Erinnerung an sie haben wir alle Namen, die mit ›Ca‹ beginnen.«
»Ich hatte mich schon gewundert.« Kara war von der Fülle der Informationen, die sie erhalten hatte, immer noch verwirrt und hatte einige Fragen. »Casdiru sagte mir, dass mein Erwachen die Dimensionen durchdrungen hat und dass etliche Dämonen fürchten, dass wir jetzt verstärkt nach unserem Erbe greifen. Hat er damit die Zehn Mächtigen Fürsten gemeint?«
Cal nickte. »Und ihre Anhänger und Untertanen. Sie werden künftig ein scharfes Auge auf uns haben. Doch solange wir den Arrod’Sha nicht wieder zusammengesetzt haben, sind wir keine Gefahr für sie. Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie uns als solche betrachten, sobald der Kristall wieder ganz ist.« Er schüttelte den Kopf. »Sie fürchten immer noch, dass wir mit seiner Macht versuchen werden, die Unterwelt zu erobern.«
»Aber das haben wir doch nicht vor. Oder?«
»Wir nicht. Du hast die Unterwelt gesehen, aus der wir stammen. Ist das ein Ort, an dem du leben willst?«
»Ganz sicher nicht!«
Cal nickte. »Ich auch nicht. Wir MacLeods fühlen uns unter den Menschen ganz wohl.«
»Aber?«, hakte sie nach. Sie fühlte deutlich, dass da noch etwas
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