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Das Blut der Rhu'u

Das Blut der Rhu'u

Titel: Das Blut der Rhu'u Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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war.
    »Aber ich fürchte, dass die Bashirs solche Ambitionen haben. Catunua mit Sicherheit. Sie ist eine direkte Nachfahrin von Rhu’Cabu, mit dem das ganze Elend angefangen hat. Casdiru unterstützt sie darin. Camulal gehorcht ihr, weil er ihr Sohn ist und ganz unter ihrer Fuchtel steht. Ob er mit ihren Plänen einverstanden ist, weiß ich nicht.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Noch ist es müßig, darüber zu spekulieren. Wir haben zwar fünf der Fragmente des Arrod’Sha, aber die Gemeinschaft des Lichts hat im Laufe der Jahrhunderte drei gefunden und gut vor uns versteckt. Wir konnten sie bis jetzt nicht aufspüren. Und es gibt keinen Hinweis darauf, wo der letzte Teil verborgen ist. Vielleicht wird es noch weitere Jahrhunderte und Generationen dauern, bis wir alle Teile gefunden haben, falls es uns überhaupt jemals gelingt. Wir waren in der Vergangenheit schon öfter neun an der Zahl. Doch es hat nie etwas genützt, weil wir die neun Kristallsplitter nicht hatten.«
    »Und solange das nicht der Fall ist, werden uns die Zehn Mächtigen Fürsten im Auge behalten, uns aber nicht weiter behelligen?«, vergewisserte sich Kara.
    Cal wiegte den Kopf. »Da bin ich mir nicht so sicher. Auch in der Unterwelt sind seit damals Jahrtausende vergangen und Jahrhunderte, seit sie uns die Gemeinschaft des Lichts auf den Hals gehetzt haben. Kann sein, dass sie die potenzielle Gefahr als gegenwärtig nicht gegeben einstufen, kann sein, dass sie paranoid reagieren und in absehbarer Zeit zur Attacke blasen. Da sich die Zeiten geändert haben in dieser Welt, werden sie vielleicht nicht persönlich intervenieren, sondern das der Gemeinschaft überlassen. Die ist durch dein Erwachen tatsächlich wieder verstärkt aktiv geworden und sucht mit Sicherheit unablässig nach uns.«
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, sind sie gar nicht hinter allen Dämonen her, sondern nur hinter uns.«
    Cal nickte. »Und hinter den Menschen, die sich mit uns einlassen. Darum haben sie deine und auch Cassilyas Mutter ermordet. Und sie werden genauso gnadenlos jeden töten, in den einer von euch sich irgendwann mal verlieben sollte. Nur wenn wir alle tot sind und keine Saat von uns mehr in irgendeinem Menschen oder Dämon lebt, wird die Macht des Kristalls gebrochen. Er wäre in dem Fall nur noch ein einfacher Stein mit nicht mehr magischer Macht als die Kristallkaraffe dort auf dem Tisch.« Er blickte Kara ernst an. »Es tut mir leid, Carana. Falls uns nicht irgendwas einfällt, wie wir ihnen das Handwerk legen können, werdet ihr zwangsläufig ein sehr einsames Leben führen müssen. Die Gemeinschaft hat immer einundachtzig aktive, als Krieger ausgebildete Mitglieder – neun für jeden von uns, dazu ihre Sympathisanten und Familien –, wir sind maximal neun. Und ohne den Arrod’Sha ist unsere Macht begrenzt.«
    Kara schüttelte den Kopf. »Das ist alles ziemlich viel auf einmal«, sagte sie und spürte erst jetzt, wie erschöpft sie tatsächlich war, trotz der doppelten Nahrungsaufnahme durch Sex und Essen. »Ich muss darüber nachdenken.«
    »Tu das.« Cal legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter und drückte sie ermutigend. »Morgen sieht die Welt wieder ein bisschen besser aus.«
    Er lächelte ihr aufmunternd zu, und Kara lächelte zurück. Sie hatte allerdings ganz und gar nicht das Gefühl, dass die Welt morgen oder überhaupt irgendwann für sie wieder besser aussehen würde. Sie ging in ihr Zimmer, ließ die Jalousien herunter und legte sich ins Bett. Doch der erhoffte Schlaf kam nicht.
    Stattdessen wirbelten ihre Gedanken um alles, was sie in Erfahrung gebracht hatte. Sie war erleichtert, dass ihre Familie sie tatsächlich nur um ihrer selbst willen bei sich haben wollte. So unglaublich es auch sein mochte, aber ihr Vater und ihre Geschwister liebten sie aufrichtig. Dämonen und Liebe! Bisher hatte sie geglaubt, dass das niemals zusammenpasste. Hier erlebte sie den Beweis des Gegenteils.
    Doch etwas anderes beunruhigte sie weit mehr. Sie konnte nicht sagen, woher sie die Gewissheit nahm, aber sie wusste mit absoluter Sicherheit, dass alle fehlenden Teile des Arrod’Sha noch zu ihren Lebzeiten gefunden werden würden. Und ausgerechnet sie war das Zünglein an der Waage des fragilen Gleichgewichts der Kräfte innerhalb ihrer eigenen Familie. Niemand wusste, ob oder wann der geheimnisvolle Cousin Camiyu wieder auftauchen würde. Oder auf welcher Seite er stand und wie er die ganze Angelegenheit sah. Er war seit vielen Jahren fort.

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