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Das Blut der Rhu'u

Das Blut der Rhu'u

Titel: Das Blut der Rhu'u Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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einem längeren Aufenthalt rechneten. San bemerkte wohlwollend, dass sie draußen vor dem Tor standen und das Kloster nicht einfach betreten hatten.
    Ihr Anführer verbeugte sich respektvoll, und seine Leute taten es ihm nach.
    »Rúma ído, kitán’ninn. Idek yíku ziyéllee« , sagte er.
    San verstand die Sprache der Dämonen problemlos, in der der Mann ihn begrüßte und feststellte, dass man ihn und seine Leute offenbar erwartet hatte.
    San verneigte sich lächelnd. »Ai. Kahánis. Enshímagee! Yai kitán’ninn San« , antwortete er mühelos in derselben Sprache. »Ja. Willkommen. Tretet ein! Ich bin Meister San.« Er wandte sich an Gao. »Bereite Tee für unsere Gäste zu und bringe ihn uns.« Er blickte die Dämonen an, die erst nach seiner ausdrücklichen Einladung die Schwelle des Klosters überschritten hatten, und deutete zu dem Gebäude, in dem sich die Unterkünfte befanden. »Akótee, kíri« , forderte er sie auf. »Folgt mir bitte.« Er führte sie in einen Raum, in dem er normalerweise mit anderen Mönchen zusammensaß und die Schriften studierte, und bot ihnen Platz an. »Wir werden Tee haben«, erklärte er.
    »Danke, Meister San«, antwortete ihr Anführer. »Das ist sehr freundlich. Ich bin Calibor. Dies sind meine Schwester Cayuba, ihr Sohn Camiyu, meine Kinder Cayelu, Carana und Cassilya und mein Neffe Camulal.« Er verbeugte sich, was die anderen wiederum ebenfalls taten. »Ich versichere dir, dass niemand in diesem Kloster das Geringste von uns zu befürchten hat. Da ihr uns aber offensichtlich erwartet habt, weißt du, weshalb wir gekommen sind.«
    »Natürlich. Doch zuerst werden wir Tee haben.«
    Aufs Stichwort kam Gao, schleppte eine große Kanne Tee und ein Tablett mit Bechern, die er vor San und seinen Gästen hinstellte, und schenkte ihnen Tee ein, wobei er sie scheu und neugierig zugleich musterte.
    »Gao und die anderen haben noch nie Dämonen gesehen«, entschuldigte San ihn lächelnd.
    »Und jetzt sind sie wohl überaus enttäuscht darüber, dass wir wie Menschen aussehen«, vermutete der Anführer – Calibor – und lächelte.
    San lachte. »Aber ja! Die Dämonen auf unseren alten Bildern sehen alle ganz fürchterlich und gefährlich aus und euch überhaupt nicht ähnlich.« Er wurde abrupt ernst. »Obwohl ihr natürlich nicht weniger fürchterlich und gefährlich sein könntet als die, die auch aussehen wie das, was sie sind.«
    Calibor nickte. »Wir haben nicht vor, fürchterlich oder gefährlich zu sein, Meister San. Wir wollen nur holen, was rechtmäßig uns gehört.«
    San nahm einen Schluck Tee und registrierte zufrieden, dass die Dämonen erst danach den ihren tranken, wie es die Höflichkeit erforderte. »Seit vielen Jahrhunderten hüten wir die Steine, damit ihr sie nicht in die Hände bekommt. Was macht euch glauben, dass wir sie jetzt gerade euch geben würden?«
    »Weil sich die Zeiten geändert haben«, antwortete Calibor ruhig. »Wir sind nicht diejenigen, vor denen die Steine damals verborgen werden mussten. Du, Meister San, bist weise. Du weißt besser als wir um das Gleichgewicht der Kräfte und die Notwendigkeit, es zu erhalten. Es ist an der Zeit, das vor langer Zeit aus den Fugen geratene Gleichgewicht wiederherzustellen.«
    »Vielleicht, vielleicht nicht.« San nahm einen weiteren Schluck Tee. »Was werdet ihr tun, wenn wir euch nicht geben, was ihr haben wollt? Es euch mit Gewalt nehmen?«
    Calibor schüttelte vehement den Kopf. »Wir werden diesen heiligen Ort des Friedens niemals durch Gewalt entweihen. Wenn ihr uns die Kristalle nicht gebt, werden wir einen anderen Weg finden.«
    »Ihr würdet sie stehlen.«
    Calibor machte ein betrübtes Gesicht. »Wir würden versuchen, euch zu überzeugen, sie uns zu überlassen.«
    »Aber sie stehlen, wenn euch das nicht gelingt.« San blickte ihn aufmerksam an.
    Der Dämon erwiderte ernst seinen Blick. »Natürlich. Unser Überleben hängt davon ab, dass wir diese Kristalle bekommen. Diebstahl ist allerdings die allerletzte Möglichkeit, zu der wir greifen würden. Das wäre unehrenhaft und unwürdig. Ich ziehe Überzeugungsarbeit vor.«
    San trank nachdenklich seinen Tee, schwieg und musterte seine Gäste der Reihe nach. Schließlich stand er auf. »Ich werde mich mit meinen Mitbrüdern beraten. Seid solange unsere Gäste.« Sie hatten mit so einer Einladung gerechnet, andernfalls sie kein Gepäck mitgebracht hätten. »Gao, zeige ihnen, wo sie schlafen können, und sorge für ihr Wohl.«
    Der junge Mönch

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