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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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uns welche schenken. Jeder muss den Umgang mit Pistolen und Maschinenpistolen lernen, wie auch die Technik, sich mit bloßen Händen oder einem Messer zu verteidigen. Daher werden ab morgen einige Stunden für die Unterweisung angesetzt.«
    »Es ist also unausweichlich …«, murmelte David.
    »Ja. Und je eher du dich damit abfindest, desto besser für dich und alle anderen«, sagte Jakob. »Am Anfang warst du bereit zu kämpfen. Du hast immer gesagt, dass wir uns das Land nicht wegnehmen lassen dürfen, weil sich das, was deiner Mutter und deinen anderen Verwandten geschehen ist, nur dann nicht wiederholen würde, wenn wir auf eigenem Grund und Boden leben. Warum zögerst du mit einem Mal? Hast du das vergessen?«
    »Selbstverständlich will ich für dieses Land kämpfen! Ich weiß, dass wir Juden eine Heimat brauchen und nicht länger als Gäste in Ländern leben dürfen, die uns später als Bürger zweiter Klasse behandeln oder sogar umbringen. Daran zweifle ich ja gar nicht, nur … ich glaube eben, dass es möglich ist, mit den Palästinensern in Frieden zu leben. Schließlich haben sie dasselbe Recht wie wir, hier zu leben.«
    Die anderen jungen Leute nahmen seine leidenschaftlichen Worte wohlgefällig auf. Saul merkte, dass sie trotz der Härte des Lebens im Kibbuz und der ständigen Anzeichen von Gefahren, denen sie ausgesetzt waren, den Blick voll Zuversicht in die Zukunft richteten und überzeugt waren, mit ihren Nachbarn in Frieden leben zu können. Sie waren es leid, von Feinden umgeben zu sein.
    »Morgen begleitest du mich, David«, sagte Saul. »Ich muss ein paar palästinensische Ortsvorsteher aufsuchen. Sie und ihre Familien kenne ich schon seit ewigen Zeiten. Wir sind
Freunde. Aber so nahe sie mir auch stehen, ich werde gegen sie kämpfen müssen, so wie sie gegen mich. Komm mit – sie werden dir erklären, was geschehen wird, ob uns das recht ist oder nicht.«
     
    In jener Nacht schlief David unruhig und wurde mehrere Male in Schweiß gebadet wach. Er hatte immer wieder denselben bedrückenden Traum: Er wurde in ein Scharmützel verwickelt, schoss und spürte sogleich einen heftigen Schmerz im Unterleib. Davon wachte er angstvoll auf.
    Er beschloss aufzustehen und zu lesen, brachte es aber nicht fertig, sich zu konzentrieren. Das Buch seines Vaters über Bruder Julián hatte er bisher nicht zu Ende gelesen. Er wusste selbst nicht recht, woher sein Widerwille dagegen rührte. Sicherlich hatte es nichts damit zu tun, dass er den Mönch etwa für kleinmütig gehalten hätte, eher schon mit seiner eigenen tief verwurzelten Abneigung gegenüber Graf d’Amis, dem Nachfahren der Familie jenes Mönchs.
    Er fuhr mit der Hand über den Einband des Buches, ohne es aufzuschlagen. Zwar wollte er es unbedingt zu Ende lesen, bevor sein Vater kam, damit er mit ihm darüber sprechen konnte, doch war er noch nicht über die ersten zehn Seiten hinausgekommen. Er würde es am nächsten Tag wieder versuchen, jetzt war er von den Worten Sauls und Jakobs zu sehr aufgewühlt. Natürlich war ihm klar, dass die Palästinenser den jüdischen Siedlern voll Argwohn gegenüberstanden, das hatten auch Hamsa und sein Vater Raschid gesagt, doch wollte er nicht ihr Feind sein. Das Problem, hatten sie erklärt, liege darin, dass niemand etwas unternehme. Man müsse sich zusammensetzen und miteinander reden, um zu entscheiden, wie sie ihr gemeinsames Leben einrichten wollten. Warum
nur machte sich niemand diese Mühe? Wenn man Hamsa und ihm diese Aufgabe überließe, würden sie mit Sicherheit ohne Schwierigkeiten zu einer Lösung kommen, auch wenn sie nicht in allem einer Meinung waren.
    Vielleicht sollten sie in die Politik gehen, um dafür zu sorgen, dass auf beiden Seiten Vernunft einkehrte.

20
    Noch war die Sonne nicht aufgegangen, als dumpfe Schläge gegen die Haustür Hamsa weckten. Er rieb sich die Augen und sah auf den Wecker. Im Haus hörte man Geräusche. Wahrscheinlich waren Mutter und Schwestern bereits mit den morgendlichen Verrichtungen beschäftigt, während der Vater die Tiere fütterte, wie immer, bevor er aufs Feld ging.
    Dann hörte er Stimmen. Der Vater sprach leise mit jemandem. Gleich darauf öffnete sich die Tür zu dem Zimmer, das er sich mit seinem Brüdern teilte.
    »Steh auf, Hamsa. Du wirst erwartet.«
    Er wusch sich rasch und zog sich an, so schnell er konnte. Die Mutter hatte ihm eine Schale Ziegenmilch auf den Tisch gestellt.
    Ein Mann, der auf der Schwelle der Haustür stand, sah ungeduldig zu

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