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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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ins Mittel.
    »Wenn dein Sohn ein Verräter und Feigling ist, musst du die Sache ins Lot bringen. Wenn er aber beweisen will, dass er seine Heimat liebt, soll er bei uns mitmachen.«
    »Ich bin kein Verräter und kein Feigling«, begehrte Hamsa auf. »Ich nehme nur das Recht in Anspruch, mir meine eigenen Gedanken zu machen.«
    »Halt den Mund!«, gebot sein Vater erschrocken. Er wusste, wozu Machmud fähig war.
    Hamsa senkte den Kopf. Er begriff, dass es für ihn keinen Ausweg gab und es sowohl ihn als auch seine Angehörigen das Leben kosten würde, wenn er sich nicht beugte.
    Sein zehnjähriger Bruder Ali saß neben dem Kleinsten am Boden und hob fragend den Blick. Die Mutter war mit den beiden Töchtern nach nebenan gegangen, denn was es da zu besprechen gab, war Männersache.
    »Gemeinsam mit unseren Brüdern aus Syrien, Jordanien, Ägypten und dem Iran werden wir sie bekämpfen, Haus um Haus, Garten um Garten … Alle arabischen Brüder werden uns unterstützen. Wir dürfen nicht zulassen, dass uns die Juden das Land stehlen; wir werfen sie ins Meer«, schloss Machmud. »Entweder machst du bei uns mit, oder du stirbst mit ihnen. Entscheide dich.«
    »Er wird mit euch kämpfen«, entschied Raschid. »Wie auch ich. Du hast Recht. Es ist unser Land, und wir müssen dafür kämpfen. Die Juden sind voller Falschheit. Zuerst sind sie gekommen, um zusammen mit uns hier zu leben, jetzt aber wollen sie alles für sich haben.«
    Verblüfft sah Hamsa seinen Vater an. Noch hatte er dessen friedfertige Äußerungen im Ohr. Stets hatte er seine Überzeugung verkündet, eine kriegerische Auseinandersetzung mit den jüdischen Nachbarn werde bittere Folgen haben.
    »Im Augenblick geben wir uns mit deinem Ältesten zufrieden. Ihn brauchen wir. Aber rechne damit, dass wir auch deine beiden anderen Jungen und dein eigenes Leben verlangen, wenn es nötig sein sollte«, sagte Machmud in drohendem Ton. »Morgen kommt jemand, der dich abholt«, fügte er zu Hamsa gewendet hinzu und verließ zusammen mit seinen Männern das Haus.
     
    Raschid setzte sich niedergeschlagen an den Tisch. Die Mutter kam aus dem Nebenzimmer, wo sich Hamsas Schwestern aufhielten, trat zu ihm und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken.
    »Das hast du richtig gemacht, Raschid, das war klug von dir. Wir können nicht anders.«
    »Können wir nicht, oder wollen wir nicht?«, warf Hamsa aufgebracht ein.
    »Man muss wissen, wann es keinen Ausweg mehr gibt. Andernfalls ist man verloren.«
    »Das Einzige, was ich weiß, ist, dass man diesen Krieg über unsere Köpfe hinweg beschlossen hat. Glaubst du, dass wir Armen in den Augen dieser Leute zählen? Nicht einmal Machmud hatte da mitzureden. Er ist nur einer der nützlichen Idioten, die ihr Leben und das anderer aufs Spiel setzen dürfen. Dieser Krieg ist in Kairo oder Damaskus beschlossen worden … und wir sollen dafür sterben«, begehrte Hamsa auf.
    »Täusch dich nicht, mein Junge. Auch deine jüdischen Freunde würden sich verteidigen und töten, genau wie wir«, sagte die Mutter.
    »Und wenn ich nicht kämpfen möchte?«, fragte Hamsa herausfordernd.
    »Deine beiden Schwestern sind bereits Männern versprochen, die sie heiraten wollen, wenn sie etwas älter sind. Die
würden sie in dem Fall nicht haben wollen, und eines Morgens werden wir sehen, dass man über Nacht unseren Garten verwüstet hat. Dann wird man deinen Vater dazu bringen, dass er dich tötet, weil sie andernfalls uns alle umbringen würden. Ich habe die Gesetze nicht gemacht, Hamsa, ich nehme sie hin, wie sie sind. Dir bleibt nichts anderes übrig, als es ebenso zu tun, wenn du nicht deine Familie entehren und ins Unglück stürzen willst. Kämpfe, mein Sohn, kämpfe.« Mit diesen Worten trat die Mutter zu ihm und sah ihn schmerzlich an, während sie ihm über die Wange strich.
    Was sie betraf, hatte das Schicksal gesprochen. Die Würfel waren gefallen, und es war ihr Los, den Ältesten zu opfern. Es gab keine Möglichkeit, das zu verhindern.
    »Du darfst dich nicht mehr mit David treffen«, sagte der Vater mit matter Stimme. »Geh ihm aus dem Weg. Es ist besser für dich, und auch für ihn.«
    »Und was soll ich ihm sagen? Etwa, he, David, man hat beschlossen, dass du und ich uns gegenseitig umbringen sollen. Nimm es nicht krumm, es ist nicht persönlich gemeint. Wir sind niemand, wir zählen nicht, es ist unsere Pflicht, uns gegenseitig abzuknallen, wenn man uns den Befehl dazu gibt, und damit gut. Wer soll als Erster schießen, du

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