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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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sagte sie, während sie sich mit dem Rücken einer Hand die Tränen abwischte, ohne ihren Sohn loszulassen.
    »Was soll ich tun?«, fragte er.
    »Sag deinem Vater, dass ich ihn immer geliebt habe und jeglichen Kummer bedaure, den ich ihm verursacht habe. Es ist mein letzter Wille, dass du ihm diese Botschaft übermittelst. Ich war ihm weder die Gattin, die er sich ersehnt hatte, noch die, die er verdient gehabt hätte, doch daran lässt sich nichts mehr ändern. Ich möchte nur, dass unsere Enkel eines Tages erfahren, was hier vorgefallen ist. Sie sollen wissen, dass wir aufrechte Christen waren, die so leben wollten, wie es uns der Herr geboten hat, und dass man uns in einen Machtkampf hineingezogen hat, den gewisse Kräfte herauf beschworen haben. Unsere Sünde besteht darin, dass wir der Spiegel sind, in dem sich zu betrachten die Kirche nicht erträgt, weil sie dort Demut und Reinheit sieht, wo es in ihr nichts gibt als Habgier und Verderbnis. Nein, mach dir keine Sorgen, ich werde kein Gespräch über Glaubensfragen beginnen, doch versprich mir, dafür zu sorgen, dass Julián die Chronik schreibt, die ich ihm aufgetragen habe. Versprich mir außerdem, dass du sie, wenn sie beendet ist, deiner Schwester Marian gibst, damit diese durch ihre Kinder dafür sorgt, die Erinnerung an das Geschehen von Montségur
lebendig zu erhalten. Du bist ein Kriegermönch, deine Schwester Marta steht mir der römischen Kirche zu nahe, und Teresa … kurz und gut, ausschließlich Marian vermag zu tun, worum ich bitte. Sie ist eine Gläubige , und ihr Gatte teilt ihre Überzeugung. Daher ist sie als Einzige geeignet…«
    »Rechtfertigt Euch nicht, Mutter, Ihr habt mein Wort, dass ich Euren letzten Willen erfüllen werde.«
    Er schloss sie fest in die Arme und konnte nicht verhindern, dass auch ihm Tränen in die Augen traten. Er war dankbar, dass es Nacht war und weder Julián noch der Ziegenhirte seine Rührung erkennen konnte.
    »Ich schicke dir Teresa, sobald ich kann.«
    Sohn und Mutter umarmten einander noch einmal, bevor Doña María gleich einem Traumbild verschwand.
    Als Fernando zu Julián trat, der an einer Felswand lehnte, sah er, dass dieser ebenfalls weinte. Der nicht weit von ihnen stehende Hirte schien damit beschäftigt, auf die Geräusche der Nacht zu lauschen.
    Schweigend kehrten die drei Männer ins Feldlager zurück. Fernando spürte, welch tiefe Bewegung die Begegnung mit seiner Mutter in ihm ausgelöst hatte, und er schwor sich, sich an der Einnahme Montségurs unter keinen Umständen zu beteiligen. Sosehr sie darauf beharrte, dass der Leib lediglich Spreu und die Seele das Weizenkorn sei, er sah sich außerstande, als einer jener dort einzudringen, die sie töten würden. Für ihn war Doña Marías Leib der seiner Mutter, und er würde nicht ertragen, dass ihm jemand ein Leid zufügte.
    Der Hirte drängte zur Eile. Das Gespräch hatte länger gedauert als vorgesehen, und sie mussten unbedingt vor Morgengrauen wieder im Lager sein.
    Dort angekommen trennten sich die Brüder ohne Abschied
und strebten jeder seinem Quartier zu. Sie würden erneut miteinander reden, wenn sie wieder Herr ihrer inneren Bewegung waren.

7
    Hugues des Arcis rieb sich die Hände, um die Morgenkälte zu vertreiben. Der Anführer der Gascogner hatte durch einen Boten um eine Unterredung nachgesucht.
    Sogleich hatte der Seneschall von Carcassonne, Sachwalter König Ludwigs von Frankreich, seinen Stab zusammengerufen und zu der Besprechung auch den Erzbischof von Narbonne sowie den Bischof von Albi eingeladen, die sich beide mehr für diesen Kreuzzug als für andere Angelegenheiten der Kirche interessierten. Die sechs Tempelritter waren ebenfalls hinzugebeten worden.
    »Jetzt sagt uns, an welcher Stelle Ihr aufsteigen wollt«, forderte der Seneschall den Anführer der Gascogner auf, einen wild blickenden Mann mit kräftigen Händen, der zwar nicht besonders groß, wohl aber stämmig war.
    »Ich habe das Gelände mit meinen Männern erkundet. Euren Wunsch zu erfüllen wird nicht einfach sein.«
    »Wäre es anders, wir hätten Euch nicht kommen lassen«, gab der Seneschall trocken zurück. »Sofern Ihr die Aufgabe löst, wird man Euch reich belohnen. Wir brauchen also keine Zeit mit Darlegungen darüber zu vergeuden, wie schwierig sie
ist. Sagt mir stattdessen, wann Ihr Euch daranmachen und auf welche Weise Ihr vorgehen wollt.«
    »Wir denken, dass wir die höchste Stelle erreichen können, die Ihr Roc de la Tour nennt. Es ist eine

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