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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Anflug von Angst.
    »Ich habe es dir schon einmal gesagt und wiederhole es jetzt: Ich bin Spanierin, und vor allem bin ich volljährig. Du hast also nicht über mich zu bestimmen. Achte mich, wie ich dich achte. Ich habe nichts getan, dessen ich mich oder unsere Familie sich schämen müsste.«
    »Du triffst dich nach wie vor mit den Frauen, bist Vorbeterin und legst ihnen den Koran aus. Damit muss Schluss sein.«
    »Ich werde dir beweisen, dass ich nichts Böses tue. Es wäre mir lieb, wenn du mich morgen zum Haus eines ganz besonderen Menschen begleiten würdest. Er ist ein heiliger Mann, der dir sagen kann, dass ich eine gute Moslemin bin. Vielleicht überlegst du es dir anders, wenn du dir angehört hast, was er sagt. Nimm zur Kenntnis, dass ich mich dem Fanatismus nicht beuge, auch nicht deinem. Bitte komm morgen mit.«
    Er sah ihr in die Augen und überlegte, ob er sie wieder schlagen sollte. Gegen die Halsstarrigkeit seiner Schwester, von der er überzeugt war, dass sie großes Unglück über sie alle bringen würde, vermochte er nichts auszurichten. Andererseits war er neugierig zu sehen, wohin sie mit ihm gehen wollte.
    Wortlos verließ er den Raum. Laila atmete erleichtert auf, denn sie hatte im Gesicht ihres Bruders die Gewaltbereitschaft erkannt. Sie suchte ihr Zimmer im Bewusstsein auf, dass sie nur um Haaresbreite einer neuen Tracht Prügel entgangen war.

15
    Carmen und Paula beobachteten durch die Scheibengardine den Mann auf dem gegenüberliegenden Gehweg, der die Eingangstür des Hauses nicht aus den Augen ließ, in dem sich ihre Kanzlei befand. Im Nebenraum hielt sich Laila mit den Frauen auf, die in immer größerer Zahl kamen, voll Begeisterung, ihrer Auslegung des Korans zuzuhören.
    Die beiden Anwältinnen befürchteten, dass der Mann ihnen Schwierigkeiten machen würde, und hatten zugleich Angst, dass Laila etwas zustoßen könnte, auch wenn sie das nicht laut zu sagen wagten.
    »Ist das nicht Mohammed?«, fragte Paula und wies auf die Einmündung der Nebenstraße, an der Lailas Bruder auftauchte.
    »Möglich. Ich kann es nicht sagen. Ich habe ihn lange nicht gesehen … », gab Carmen zurück.
    Wortlos sahen sie einander an, als sie merkten, dass Mohammed und der Mann auf dem Gehweg gegenüber einander einen verschwörerischen Blick zuwarfen. Dann betrat Mohammed das Haus, und schon bald darauf klingelte es an der Tür.
    »Das ist er dann wohl«, sagte Carmen. »Ich geh und mach auf.«
    Er trat den beiden Freundinnen seiner Schwester reserviert gegenüber und ging einsilbig auf das ein, was sie sagten. Sie baten ihn, in einem der Räume zu warten, während sie Laila seine Ankunft mitteilten.
    Er sah die beiden unbehaglich an. Fast tat es ihm leid, dass er gekommen war, um seiner Schwester zu sagen, dass er bereit sei, sie zu dem angeblich heiligen Mann zu begleiten.
    Nach einer Weile hörte er Frauenstimmen, die Arabisch sprachen. Er hätte gern genauer hingehört, doch die beiden Anwältinnen stellten ihm Frage auf Frage und lobten zugleich Laila in den höchsten Tönen.
    »Sie ist eine glänzende Anwältin«, erklärte ihm Paula. »Die meisten Frauen, die herkommen, um sich scheiden zu lassen, wollen sich von ihr vertreten lassen. Laila hat eine ganze Reihe von Prozessen gewonnen, und so empfiehlt die eine sie der nächsten weiter.«
    »Gerade heute ist vom Gericht die Mitteilung gekommen, dass sie wieder einen Fall gewonnen hat«, fügte Carmen hinzu. »Eine schreckliche Geschichte von häuslicher Gewalt. Der Mann hat die Frau vor den Augen der Kinder verprügelt. Die armen Kleinen haben entsetzlich gelitten, weil sie mit ansehen mussten, wie ihre Mutter verzweifelt weinte. Der Mann hat alles bestritten, aber deine Schwester hat mit Bienenfleiß Beweise gesammelt und nachgewiesen, dass das Leben in jenem Haus für die Frau die Hölle war.«
    Schließlich öffnete sich die Tür zu Carmens Büro, und Laila trat ein. Verblüfft sah sie auf ihren Bruder. Sie schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte. Mohammed stand auf und versuchte zu lächeln, weniger, weil ihm danach zumute war, als weil er sich dazu verpflichtet fühlte.
    »Ich bin gekommen, um dich abzuholen. Ich würde gern den Mann kennenlernen, von dem du gestern gesprochen hast. Ich weiß nicht, ob du jetzt Zeit hast.«
    »Doch … natürlich … meine Versammlung ist zu Ende, und ich habe keinen dringenden Termin. Eigentlich wollte ich noch eine Weile hier arbeiten, bevor ich gehe, aber das kann auch bis morgen

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