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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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warten.«
    »Dann also los«, sagte Mohammed ziemlich ruppig.
    Sie verabschiedeten sich von Lailas Kolleginnen und verließen schweigend das Haus. Beide fühlten sich unbehaglich. Suchend sah sich Mohammed um, doch der andere schien nicht mehr dort zu sein. Er wusste selbst nicht, warum er sich erleichtert fühlte.
    »Wer ist denn dieser heilige Mann?«, wollte er wissen.
    »Du kennst ihn, erinnerst dich aber vielleicht nicht an ihn.«
    »Wie heißt er?«
    »Jalil al-Basari.«
    »Den kenne ich nicht.«
    »Er kommt aus Fez, lebt aber schon lange hier in Granada. Als wir klein waren, hat ihn unser Vater bei einem seiner Besuche hier zu uns eingeladen. Er ist ab und zu hergekommen, um seine Tochter zu besuchen, die mit einem Spanier verheiratet ist. Nach dem Tod seiner Frau hat er Fez verlassen und wohnt seitdem bei seiner Tochter und ihrem Mann.«
    »Und solche Leute soll ich kennenlernen?«
    »Es sind gute Menschen. Jalil ist Lehrer in einer Medresse und ein ebenso angesehener alim , wie er es in Marokko war. Er will Frieden und Verständigung zwischen den Menschen. Alle Menschen sollen einander achten. Außerdem tritt er für die Rechte von uns Frauen ein.«
    »Ich glaube nicht, dass es für mich der Mühe wert ist, diesen Jalil kennenzulernen, wenn er so denkt. Solche Leute gehören nicht zu uns.«
    »Urteile nicht über ihn, ohne ihn zu kennen. Vertrau mir. Du wirst sehen, wie tröstlich seine Worte sind, und dein Glaube an den Allbarmherzigen wird noch zunehmen.«
    »Wo lebt der Mann?«
    »Hier ganz in der Nähe, in der Stadtmitte.«
    »Und wieso nicht auf dem Albaicín?«
    »Ich habe dir ja schon gesagt, dass er im Haus seiner Tochter wohnt, die mit einem Spanier verheiratet ist. Sie unterrichtet an einer staatlichen Schule, die von vielen Kindern aus unserer Heimat besucht wird. Sie bringt ihnen Spanisch bei und macht sie mit den hiesigen Bräuchen vertraut, weil sie Brücken zwischen den beiden Ländern bauen will. Sie ist sehr liebenswert und ständig gut gelaunt.«
    »Und was macht ihr Mann?«
    »Carlos hat einen Laden, in dem er Kaffee, Tee und Gewürze verkauft. Ein guter Mann, der seine Frau achtet. Sie haben drei kleine Kinder. Du wirst sie kennenlernen.«
    Er folgte ihr zu einem Gebäude, in dessen Erdgeschoss sich der Laden von Jalils Schwiegersohn befand, ein großer, heller Raum mit mehreren Regalreihen.
    Laila trat ein und begrüßte den Inhaber. Er gab Mohammed die Hand und bat beide in den Raum hinter dem Laden, wo seine Frau Salima dabei war, für ihren Vater Jalil Tee zu machen. Zu Mohammeds Überraschung trug sie eine Hose, ganz wie die Frauen der Ungläubigen.
    Während Laila und Salima einander umarmten, sagte Laila: »Das ist mein Bruder, von dem ich euch erzählt habe. Ich möchte, dass ihr ihn kennenlernt.«
    Jalils Hände lagen im Schoß. Sein Blick war in die Ferne gerichtet. Das Aussehen des Alten mit seiner makellos weißen Djellaba aus feiner Wolle beeindruckte Mohammed. Ihm fiel auf, dass der Mann ungewöhnlich lange Finger hatte. Nach einer Weile bewegte er den Kopf in Richtung der Geschwister und sagte mit freundlichem Lächeln: »Du also bist Mohammed. Laila hat uns viel von dir erzählt.«
    »Es ist eine Ehre, Sie kennenzulernen«, sagte Mohammed unsicher.
    Der Alte schien den inneren Aufruhr des jungen Mannes zu spüren und sagte: »Setz dich her. Ihr trinkt doch bestimmt eine Tasse Tee mit uns. Salima, mein Kind, könntest du unseren Freunden Tee eingießen?«
    »Ja, Vater, gleich. Möchtet ihr etwas Konfekt? Ich habe es selbst gemacht.«
    »Was machst du, Mohammed?«, fragte Jalil, dem klar war, dass der Besucher mit einer so direkten Frage nicht gerechnet hatte.
    »Im Augenblick mache ich Ferien, aber ich habe Touristik studiert und in Deutschland gearbeitet.«
    »Hast du die Absicht, lange hierzubleiben?«
    »Kommt drauf an … Vielleicht muss ich bald weg, aber ich weiß es noch nicht.«
    »Aha«, sagte der Alte und schlürfte seinen Tee.
    Laila merkte, dass sich ihr Bruder unbehaglich fühlte, beschloss aber, nichts zu tun, um die Situation zu entspannen. Sie begriff, dass er Jalil gegenüber gehemmt war und es ihn überraschte, Salima westlich gekleidet und ohne Kopftuch zu sehen.
    »Morgen kommt eine Frau zu dir, der ich dich empfohlen habe«, sagte Salima zu Laila. »Sie ist die Mutter zweier meiner Schülerinnen. Ich habe ihr klargemacht, dass sie die Misshandlungen durch ihren Mann nicht hinzunehmen braucht.«
    Nach einem Seitenblick auf Mohammed, der in seinem Sessel

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